Die große Einsamkeit des François Hollande

Wirtschaftsminister Emmanuel Macron ist zurückgetreten – um sich in den Präsidentschaftswahlkampf 2017 zu stürzen. Präsident Hollande muss sich sehr einsam fühlen.

Thumbs up - aber nicht für die französische Regierung, sondern für die eigene Karriere... Foto: Gouvernement français / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0fr

(KL) – Es hatte sich schon lange abgezeichnet, spätestens, seit Wirtschaftsminister Emmanuel Macron seine eigene politische Bewegung „En marche“ („Auf dem Weg“) gegründet hatte. Denn auch Macron wäre gerne Kalif anstelle des Kalifen und sein Rücktritt dürfte das letzte Element sein, das Präsident Hollande den Weg zu einer Neuwahl verstellt. Denn wenn selbst die eigenen Minister nichts mehr mit der Regierungspolitik zu tun haben wollen, dann ist dies nicht nur ein Imageschaden, sondern eine Katastrophe für die Regierung.

Mit 38 Jahren steht Macron momentan als einziger Kandidat für die französische Präsidentschaft für eine neue Generation – ein riesiger Vorteil, den immerhin 38 % der Franzosen in einer Umfrage für wichtig genug halten, um Macron zuzutrauen, ein guter Präsident zu sein. Zum Vergleich – die Zustimmungswerte für François Hollande dümpeln, je nach Tagesform, zwischen 11 und 15 %…

Wofür Emmanuel Macron politisch steht, ist schwierig einzuordnen. Der frühere Investmentbanker versucht, sich in einer politischen Mitte zu verankern, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Doch seltsamerweise verorten praktisch alle Kandidaten und Kandidatinnen für das höchste Staatsamt die Wählerschaft genau dort, wo sie nicht ist – in der politischen Mitte. In Zeiten, in denen die Probleme klare Positionen erfordern, verliert diese „politische Mitte“ immer mehr an Bedeutung. Die Menschen erwarten klare Aussagen, wie diese Probleme gelöst werden.

Dass Macron, im Gegensatz zu anderen Kandidaten wie Nicolas Sarkozy, Alain Juppé oder François Hollande weder von Strafverfahren gegen ihn, noch von katastrophalen Bilanzen belastet ist, würde für ihn sprechen. Dass er durch sein Ministeramt hohe Bekanntheitswerte hat, auch. Seinen „Verrat“ an François Hollande und Ministerpräsident Manuel Valls werden ihm die Wähler und Wählerinnen verzeihen – denn ist Macron kein „Königsmörder“, den brauchte diese Regierung auch gar nicht.

Immerhin taucht damit im Kandidatenkarussell endlich ein Politiker auf, der sich nicht seit Jahrzehnten als „Hoffnungsträger“ verkauft, der nicht in politische und Finanz-Skandale verwickelt ist, dem die Regenbogenpresse nicht viel anhaben kann und der tatsächlich aus einer anderen Generation stammt. Und während sich François Hollande noch fragt, wie er nun reagieren soll, hat sich Emmanuel Macron auf den Weg zur Präsidentschaft gemacht. Er ist „en marche“…

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