Die haben vielleicht Sorgen…

Noch keine Woche in seinem neuen Amt als Minister für die Beziehungen mit dem Parlament unter Boris Johnson, zeigt Jacob Rees-Mogg wohin die britische Reise geht – hinein in die Isolation.

Tja, offenbar wird nach dem Brexit auch das Imperiale System wieder eingeführt - Zurück in die Zukunft... Foto: Ypsilon from Finland / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL, Esq.) – Der Mann ist für seinen knorrigen Konservatismus bekannt, ein Mann ganz nach dem Geschmack seines Bosses Boris Johnson. Der neue Minister für die Beziehungen mit dem Parlament Jacob Rees-Mogg überraschte die Mitarbeiter seines Ministeriums dann zum Amtsantritt gleich mit einer internen Anweisung, die deutlich zeigt, welcher Geist offenbar heute im Vereinten Königreich herrscht. Was angesichts der britischen Probleme eigentlich eher wie ein Witz klingt, ist bittere Realität. Die Briten drehen langsam wirklich durch.

Eine sehr wichtige Dienstanweisung erteilte Jacob Rees-Mogg, die alle schriftlichen Kommunikationen seines Ministeriums betrifft. Dieser „Style Guide“ erteilt verschiedene wichtige Anweisungen, von denen eine allerdings den Weg bis vor die Gerichte schaffen könnte. Eher harmlos und etwas spleenig ist die Anweisung, dass „Herren, die keinen offiziellen Titel tragen“ künftig mit dem Namenszusatz „Esq.“ anzuschreiben sind. Die Bezeichnung „Esquire“ kommt vom Französischen „escuyer“, heißt wörtlich „Schildträger“ und war einmal eine Art Ehrenbezeichnung für Leute, die einen sozial hohen Rang bekleideten, aber keinen anderen Titel trugen. Ebenso wie beim Brexit ist eher unklar, wem diese Maßnahme was bringen soll. Und Jacob Rees-Moog, Esq. konnte dies auch nicht so richtig erklären.

Dann folgt in der Dienstanweisung von Herrn Rees-Moog eine Liste von 18 Wörtern und Redewendungen, die künftig in seinem Ministerium nicht mehr schriftlich verwendet werden dürfen. Darunter so verfängliche Begriffe wie „very“, „equal“ oder auch „I am pleased to learn“. Ach ja, und ab sofort müssen nach einem Punkt am Ende eines Satzes zwei Leerzeichen folgen. Nicht eines, zwei. Das allerdings könnte die Welt retten…

Schwierig wird es allerdings bei der letzten Anweisung – denn die verstößt gegen ein Gesetz aus dem Jahr 1995. Herr Rees-Moog verbietet die Verwendung von Maßeinheiten aus dem Metrischen System, die alle sofort wieder im Imperialen System ausgedrückt werden müssen. Also keine Meter mehr, sondern wieder Yards. Das verstößt allerdings gegen geltendes Recht. Das Jacob Rees-Moog allerdings bewusst herausfordern will. Bei uns gibt es „Reichsbürger“, die Briten haben Boris Johnson und seine Spielkameraden. Der Unterschied ist allerdings, dass bei uns die „Reichsbürger“ nie die Regierung stellen werden, sondern als das behandelt werden, was sie sind – durchgeknallte Spinner. Der Brexit wird wunderbar werden…

Es ist, als habe die Welt ihren intellektuellen und politischen Höhepunkt zum Ende des letzten Jahrtausends erlebt – seitdem geht es unaufhaltsam bergab. Immer mehr Länder werden von durchgedrehten, exzentrischen und amateurhaften Clowns regiert, die ganz offenbar nicht den Ernst der Lage verstehen. Die Dienstanweisung von Jacob Rees-Moog zeigt deutlich, dass die Brexit-Hardliner davon träumen, das große britische Empire wieder zum Leben zu erwecken. Bei ihren kläglichen Versuchen dazu schaffen sie es allerdings nur, zum Gespött der Welt zu werden. Queen Elisabeth II. kann einem leidtun – Boris Johnson und seine Rasselbande sind gerade dabei, unfreiwillig Comedy-Geschichte zu schreiben. So viel Blödsinn hätte sich nicht einmal die Crew von „Little Britain“ ausdenken können.

1 Kommentar zu Die haben vielleicht Sorgen…

  1. Jetzt, im Jahr 2023, Ende August, klingen diese Worte total zutreffend. Bravo, Vergangenheit!

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