Die internationale Solidarität tut (meistens) gut
Nach dem Anschlag von Berlin zeigt sich die Welt solidarisch. Das ist sehr gut, auch, wenn man auf manche „Solidaritätsadressen“ gut verzichten könnte…
(KL) – Die Franzosen waren die ersten, die Berlin und ganz Deutschland ihre Solidarität nach dem Anschlag vom Breitscheidplatz ausdrückten. Außenminister Jean-Marc Ayrault, Premierminister Bernard Cazeneuve und Präsident François Hollande zeigten sich nur Minuten nach dem Attentat solidarisch und boten nicht nur Hilfe an, sondern erklärten übereinstimmend, dass auch dieser Anschlag nicht einem bestimmten Land, sondern ganz Europa galt. Aus der ganzen Welt kommen nun die Bekundungen der Solidarität, von denen einige erträglich sind. Wie diejenige des neuen US-Präsidenten Donald Trump.
Nun haben sich also die Vorzeichen umgekehrt – dieses Mal sind es nicht die Deutschen, die ihre Solidarität mit anderen kundtun, sondern die anderen, die mit Berlin und Deutschland solidarisch sind. Das ist gut und wichtig, muss aber auch zu konkreten Maßnahmen führen. Allerdings erst nach einer wirklich präzisen Analyse dessen, was in Berlin wirklich geschehen ist. Blinder Aktionismus wie die Einführung neuer „Notstandsgesetze“ bringt nicht viel, höchstens die Genugtuung für die Terroristen, dass sie Europa tatsächlich in eine Art „Krieg“ zwischen den Glaubensgemeinschaften führen können. Und das gilt es natürlich zu verhindern.
Die Solidarität der Demokraten dieser Welt ist wichtig und wohltuend, die „Solidarität“ der Populisten ist geradezu widerlich. Denn wenn die Rechtsextremen dieser Welt meinen, solche Attentate für ihre politischen Süppchen nutzen zu müssen, dann zeigen sie, dass ihnen echte Solidarität völlig abgeht. Nein, wir brauchen kein völliges Umdenken, wie Donald Trump fordert, denn das „neue Denken“ à la Trump ist gleichbedeutend mit der Aufgabe der wichtigsten zivilisatorischen Errungenschaften. Nein, es sind nicht „Merkels Tote“, wie die AfD in einem Anfall geistiger Umnachtung zum Besten gab, nein, Angela Merkel hat keine Mörder nach Deutschland „eingeladen“.
Die Populisten, die nun aus der Situation und der daraus resultierenden Angst Kapital schlagen wollen, stellen sich selbst ins Abseits. Der Weg, den die Populisten anbieten, nämlich die Einrichtung national orientierter Überwachungsstaaten, ist genau das, was die Terroristen erreichen wollen – ein omnipräsentes Gefühl von Angst und gerne auch einen sich verschärfenden Konflikt zwischen den Anhängern der verschiedenen Glaubensgemeinschaften.
Dank an die europäischen Staats- und Regierungschefs, an die Spitzen der europäischen Institutionen. Diese sollten allerdings die letzten Ereignisse endlich richtig interpretieren – als Aufruf zur Schaffung eines „echten“ Europas, einer wirklichen Solidargemeinschaft, die nicht nur gemeinsam trauert, sondern vor allem im Vorfeld gemeinsam handelt. Wer heute noch meint, man könne Phänomenen wie dem Terrorismus auf nationaler Ebene begegnen, der beweist nur, dass er nicht verstanden hat, wie die Welt von heute tickt. Und alleine das sollte schon ein Grund sein, nicht für solche Leute zu stimmen.
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