Die « La France Insoumise » schafft das Denken ab

Frankreichs Linksextreme unter Jean-Luc Mélenchon haben eine neue Demo-Form gefunden. Demonstriert wird ab sofort online und selbst die Slogans muss man sich nicht mehr einfallen lassen.

Mit dieser Graphik lud "La France Insoumise" ihre Anhänger zu einer Online-Partoffel-Demo ein... Foto: lafranceinsoumise.fr

(KL) – Frankreichs Politik wird immer seltsamer. Das einzig Beruhigende an der Situation ist, dass sich alle gleichermaßen seltsam verhalten. Am Montag hatte Präsident Emmanuel „Jupiter“ Macron zu einer Art Ständekongress ins Schloss Versailles geladen (am Jahrestag der Ständeversammlung in Versailles am 9. Juni 1789, als sich die Ständeversammlung zur verfassungsgebenden Nationalversammlung erklärte…), wo er den Vertretern der Nationalversammlung und des Senats die Genialität seiner Person und seiner politischen Ziele präsentierte. Zu dieser Gelegenheit wurden dann auch die Linksextremen der „La France Insoumise“ innovativ – sie entwickelten die Online-Demo, bei der niemand mehr mitlaufen muss. Und damit man trotzdem Mitläufer sein kann, bot „La France Insoumise“ den Online-Demonstranten auch gleich eine ganze Sammlung an Tweets, die man per „Copy-Paste“ gleich verwenden konnte, ohne sich selbst darüber Gedanken zu machen. Doch was gerade als „Innovation“ gefeiert wird, ist nichts anderes als das Ende des politischen Diskurses. Merke: Populisten gibt es hüben und drüben…

Zeitgleich mit dem pompösen Kongress in Versailles, am Montag um 14 Uhr, waren die Sympathisanten der linksextremen „La France Insoumise“ aufgefordert, online demonstrieren zu gehen. Diese neue Demonstrationsform bietet eigentlich nur Vorteile: Es gibt keine Schlägereien mit der Polizei; niemand muss frei nehmen, um demonstrieren zu gehen; man hat keine Kosten für die An- und Abfahrt; man kann problemlos die Anzahl der Demonstranten feststellen und – die Demonstranten können mit einem Kaltgetränk in der Hand und auf dem Sofa mitdemonstrieren.

Und – bei „La France Insoumise“ ist man so fürsorglich, dass man den Demonstranten selbst das Denken abnimmt. Auf der Internetsite von „La France Insoumise“ konnten die Demonstranten fertig formulierte Tweets kopieren und diese dann einfach per Copy/Paste weiterposten, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wofür oder wogegen man eigentlich ist. Hauptsache demonstriert und getwittert. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die französischen Linksextremen und Donald Trump eine so ähnliche Auffassung von Politik haben?

Politik wird in Frankreich eine seltsame Angelegenheit. Das neofeudale Gehabe des Präsidenten Emmanuel Macron ist mittlerweile selbst vielen seiner Parteigänger peinlich, die Linksextremen überschlagen sich mit zumindest seltsamen Aktionen und in der politischen Mitte herrscht entsetzte Lähmung. Die Rechtsextremen halten sich aktuell vornehm zurück und schauen gebannt zu, wie „La République en Marche“, die Bewegung von Präsident Macron weiter das politische Establishment demontiert und der Rest der Parteienlandschaft weiter vor sich hin träumt. Dieses Abwarten reicht schon aus, um als Favorit in die nächsten Wahlkämpfe zu gehen.

Ärgerlich ist, dass nach wie vor sämtliche Parteien, ähnlich wie in Deutschland, daran arbeiten, die Rechtsextremen, die Europafeinde und die Ausländerhasser zu stärken. Dabei bräuchten alle europäischen Länder gerade einen neuen europäischen Kompass. Dass die Linksextremen von „La France Insoumise“ dies nicht leisten können, scheint klar zu sein. Was will man auch von einer Partei erwarten, die ihre Demonstrationen in Pantoffeln und mit vorgekauten Slogans fürs Copy/Paste organisiert? O tempora, o mores…

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