Die Mächtigen der Welt treffen sich in Kazan…
… zum 16. Gipfel der BRICS+-Staaten, bei dem es um die nächsten Erweiterungen dieser letzten „Supermacht“ geht und auch um eine neue Weltordnung.

(KL) – Wenn sich nächste Woche vom 22. bis 24. Oktober im russischen Kazan die Mächtigen der Welt treffen, sollte man genauer hinschauen. Auch, wenn man im Westen weiterhin die BRICS und deren Entwicklung tapfer ignoriert und gar für unwichtig hält, werden in Kazan mehrere ganz wichtige Punkte auf der Tagesordnung stehen und selbst die Punkte, die nicht auf der Tagesordnung stehen, werden wichtig werden.
Erster Punkt, und der steht nicht auf der Tagesordnung, ist der Ort dieses Treffens im russischen Kazan. Das ist zwar normal, da Russland turnusmäßig die Präsidentschaft der BRICS+ innehat, doch sollte man künftig zweimal überlegen, bevor man in die Welt hinausposaunt, dass Russland „isoliert“ sei. Die Staaten, die sich in Kazan treffen, repräsentieren inzwischen ein höheres BIP als die G7-Staaten, die sich bislang immer für den Nabel der Welt gehalten haben, allerdings inzwischen von den BRICS+ überflügelt worden sind.
Die BRICS-Organisation, die sich rasend schnell entwickelt, ist der mit Abstand mächtigste Staatenbund der Welt, der bereits vor der nächsten Erweiterungsrunde ca. 42 % der Weltbevölkerung darstellt. Dass man in Brüssel nach dem letzten BRICS-Gipfel, an dem mehr als 190 Länder teilgenommen hatten, der Ansicht war, dass die BRICS „ihre Dynamik verlieren“, ist nicht nur eine grobe Fehleinschätzung, sondern ein Zeichen dafür, dass der Westen immer noch nicht begriffen hat, in welche Richtung sich die Welt bewegt.
Dann geht es in Kazan um die nächsten Erweiterungen. Wie schnell das bei den BRICS geht, zeigt ein Blick auf die Entwicklung dieses Staatenbunds. 2009 als BRIC gegründet, kam 2011 mit Südafrika das „S“ dazu und aus BRIC wurden die BRICS. Am 1. Januar dieses Jahres kamen fünf weitere Länder dazu, weswegen die Organisation jetzt BRICS+ heißt. Die fünf neuen Mitglieder seit Beginn des Jahres sind Ägypten, Äthiopien, der Iran, Saudi-Arabien und die Vereinten Arabischen Emirate. Nur Argentinien hatte im letzten Moment auf den bereits beschlossenen Beitritt verzichtet, nachdem mit Javier Milei ein neuer Präsident gewählt worden war. Bereits ein oberflächlicher Blick auf die aktuelle Mitgliederstruktur zeigt, dass die BRICS+ heute bereits die wichtigsten Energieproduzenten der Welt vereinen und dass auch die Geopolitik bei den BRICS+ eine wichtige Rolle spielt.
Und natürlich wird es nicht bei 10 Mitgliedern bleiben. Folgende Länder haben nach Angaben der BRICS+ eine Mitgliedschaft beantragt und für diese nächste Erweiterungsrunde dürften in Kazan die Weichen gestellt werden: Algerien, Bahrein, Bangladesh, Belarus, Bolivien, Honduras, Indonesien, Kasachstan, Kuba, Kuweit, Nigeria, Palästina, Saudi-Arabien, Serbien, Senegal, Thailand, Venezuela und Vietnam. Besonders delikat ist, dass auch die Türkei als erstes NATO-Land seine Aufnahme beantragt hat und wie es möglich sein soll, gleichzeitig Mitglied in der NATO und bei den BRICS+ zu sein, ist schleierhaft.
Nach der nächsten Erweiterung werden die BRICS+ deutlich mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung darstellen, ein sehr großer Teil der weltweiten Energieproduktion wird von den BRICS+ kontrolliert werden, und das politische Gewicht dieses Staatenbundes lässt die EU und andere Organisationen wie Dorfvereine aussehen.
Dass man in Europa in der Startphase der BRICS alle Angebote zur Kooperation ausgeschlagen hat, ist ein historischer Fehler gewesen. Dass man die BRICS+ weiterhin von oben belächelt und als „unwichtig“ abtut, ist ein Zeichen, dass es mit der EU und den westlichen Bündnissen bergab geht. Diese Arroganz hatte bereits in der Antike das Ende der römischen Weltherrschaft ausgelöst und das gleiche Schicksal droht nun den westlichen Bündnissen, die offenbar die Zeichen der Zeit nicht verstehen können oder wollen.
Last but not least wird man in Kazan tatsächlich über eine neue Weltordnung sprechen, in der nicht mehr der Dollar die Leitwährung ist und in der politisch Russland und China die Strippen ziehen. Daher reist auch der chinesische Präsident Xi Jinping persönlich an.
Dass man all das im Westen weder wahr- noch wichtignimmt, sich aber stattdessen gegenseitig Orden umhängt und sich selbst feiert (wofür eigentlich?), ist nur noch ein Zeichen der westlichen intellektuellen Lähmung und nicht begründeter Arroganz. Wie gesagt, das Antike Rom lässt grüßen…
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