Die „Mannschaft“ macht niemandem mehr Angst

Ungewöhnlich, aber so ist es eben – der deutsche Fußball ist nicht mehr, was er mal war. Strukturelle Probleme und das Fehlen echter Klassespieler – und der deutsche Fußball ist nur noch Mittelmaß.

Eine Lösung für Hansi Flicks linke Außenbahn? Foto: Panyd at English Wikipedia / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die Zeiten, in denen der berühmte Satz des englischen Weltklassestürmers Gary Lineker („Fußball ist 90 Minuten Spiel und am Ende gewinnt Deutschland“) Gültigkeit hatte, sond vorbei. Nach einem tollen Start des damals neuen Bundestrainers Hansi Flick mit acht Siegen ging es bergab. Von den letzten 15 Spielen konnte die Nationalmannschaft elfmal nicht gewinnen. Und die vier Siege in dieser grauen Serie waren gegen Ausnahmemannschaften wie Oman oder Peru. Wir müssen jetzt eben damit leben, dass andere im Fußball besser sind.

Nach dem 3:3 gegen die Ukraine verlor das Hansi Flicks Team nun mit 0:1 in Polen. Nun hat Polen kein schlechtes Team, man denke nur an Robert Lewandowski, aber es gab Zeiten, da zitterte man nicht, bevor man sich mit solchen Teams messen durfte oder musste. Und dabei reden wir noch nicht einmal vom 1:2 gegen Nord-Mazedonien…

Aber woran liegt der Untergang des deutschen Fußballs? Im Grunde ist die Antwort recht einfach – wir haben keine Ausnahmespieler mehr und die anderen sind viel besser geworden. Man denke nur an das kleine Kroatien, das mit Weltstars wie Luca Modric den Weltfussball aufmischt und heute Abend gegen Spanien im Finale der UEFA Nations League spielt.

Allerdings ist das Abschiffen der Nationalmannschaft keine nationale Tragödie, sondern der Lauf der Dinge. Man schaue sich nur einmal das deutsche Team an, in dem sich mittelmässige Kicker tummeln, weil wir einfach keine besseren haben. Klar, ein paar der deutschen Kicker haben auch internationales Format wie Kai Havertz oder Joshua Kimmich, der Rest passt bedenkenlos in die Kategorie „im Blickfeld“ der Kicker-Rangliste.

Und wieso haben wir keine Klassekicker mehr? Weil individuelle Fähigkeiten in der Ausbildung junger Fußballer bereits im Keim erstickt werden. Warum wurden Spieler wie Willy „Ente“ Lippens, Jürgen Grabowski oder auch Franz Beckenbauer zu Stars? Weil sie kicken konnten! Weil sie sich zur Not die Pille schnappten, die halbe gegnerische Mannschaft ausdribbelten und ein Tor machten. Heute würde eine „Ente“ Lippens gar keine Karriere mehr machen können, da man ihm sein geniales Dribbling mit dem sicheren Querpass ausgetrieben hätte. Ein Häßler, ein Littbarski, ein Günter Netzer würden heute bestenfalls auf der Bank sitzen, da sie nicht „mannschaftsdienlich“ genug gespielt haben.

Doch wenn man das fußballerische Genie junger Talente so früh wie möglich ausmerzt, dann bekommt man eben keinen Modric, keinen Mbappé, keinen Neymar und keinen Messi. Sondern Fußballer, die ihren Job wie Beamte erledigen. Nur – das haut nicht hin.

Vielleicht sollte man aufhören, ambitionierte Ziele für die „Mannschaft“ zu definieren, die sie ohnehin in dieser Besetzung nicht erreichen können. So liest man allerorten, dass bei der EM nächstes Jahr in Deutschland „miiiindestens das Halbfinale“ drin sein sollte. Pustekuchen – wenn dieses Team die Vorrunde übersteht (was zuletzt ja nicht immer der Fall war, gell?), dann wär das schon ganz schön gut.

Keine Sorge, irgendwann tauchen dann auch wieder ein paar Talente auf, die nicht sofort von ihren jeweiligen Trainern formatiert werden und dann wird es auch wieder aufgehen mit dem deutschen Fußball. Und überhaupt, es gibt noch ein paar Probleme auf dieser Welt, die wichtiger sind als das laue Gekicke deutscher Fußballer…

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