Die mit dem Weltfrieden zündeln…

Die Mächtigen dieser Welt, also Donald Trump, Wladimir Putin und Xi Jinpeng sind alle auf dem Kriegspfad, so oder so. Da wollen die anderen „kleinen Großen“ nicht fehlen, allen voran Shinzo Abe und Emmanuel Macron.

Die neue Achse "Tokio-Canberra-Delhi-Paris" ist der nächste aussenpolitische Alleingang von Emmanuel Macron. Foto: 内閣官房内閣広報室 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – In Frankreich klappt es nicht so richtig, auf europäischer Ebene kann er sich nicht durchsetzen, also versucht es der französische Präsident Emmanuel Macron eben im indo-pazifischen Raum. Bereits vor Beginn des G20-Gipfels, der heute in Japan beginnt, war der französische Präsident angereist, um gemeinsam mit dem nicht weniger ehrgeizigen japanischen Premier Shinzo Abe eine neue Zusammenarbeit ins Leben zu rufen. Ziel ist es, die chinesische Dominanz in der Region einzudämmen. Abgesehen davon, dass dies ein recht abenteuerlicher Plan ist, angesichts der wirtschaftlichen und militärischen Power der Chinesen, so sind einige der Punkte der neuen Strategie, die neben Japan und Frankreich auch noch Indien, Australien und weitere Länder der Region betrifft, eher beunruhigend. Denn das, was diese neue Allianz in Asien veranstaltet, könnte man auch als Kriegstreiberei bezeichnen.

Seit 2007 versucht Japan, Mitstreiter gegen China in Asien zu mobilisieren. Dass nun ausgerechnet Frankreich als nicht-asiatisches Land dazukommt, ist eher beunruhigend und weckt böse Erinnerungen an französische Kolonialzeiten in Indochina. Aber Macron sagte in Japan genau das, was seine Gastgeber hören wollten. Er kündigte eine „französisch-japanische Partnerschaft für eine hegemoniefreie indo-pazifische Region“ an. Das letzte Mal, als sich eine europäische Großmacht in dieser Form mit Japan verbündete, waren die Ergebnisse alles andere als berauschend…

Und schon hört man wieder die japanischen Säbel rasseln. Ähnlich wie in Deutschland, verbietet die japanische Verfassung seit dem II. Weltkrieg „jede Art der Kriegsführung“ – diese Regelung will Abe nun im Jahr 2020 aufzuheben und das ist schon mehr als Säbelrasselei.

Und Emmanuel Macron? Der bot stolz die im pazifischen Raum stationierten französischen Soldaten als Einsatztruppe für diese neue Allianz an – plant Macron etwa ein erneutes Engagement im pazifischen Raum? Will er den Auftakt für einen „Kolonialismus 3.0“ setzen?

Zu einem Zeitpunkt, an dem es schier unmöglich ist, ein paar Dutzend Flüchtlinge zu retten, herrscht große Einigkeit, wenn es um Kriegsvorbereitungen geht. Diese dürfen kosten, was sie wollen. Indien, Japan und Frankreich geben zusammen jährlich 177 Milliarden Dollar für Rüstung aus und erreichen damit schon fast das chinesische Niveau – Peking investiert Jahr für Jahr rund 250 Milliarden Dollar in Kriegs- und Tötungsgerät.

Emmanuel Macron entwickelt sich dabei immer mehr zu einem völlig unberechenbaren Elektron, das durch die Weltgeschichte schwirrt und an jeder Stelle seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht – bestehende Strukturen zerstören. Nachdem man in Frankreich und Europa gemerkt hat, dass Macron zwar Strukturen zerstören, dafür aber keine neuen aufbauen kann, versucht er sich nun eben auf der Weltbühne. Doch das ist nicht etwa die „neue Welt“, die er seinen Wählerinnen und Wählern versprochen hat, es ist noch nicht einmal die „alte Welt“‘, die er erfolgreich zerstört, nein, Macron steht heute für die „Welt von vorgestern“, die Zeit, in der die Achse Berlin-Rom-Tokio geschmiedet wurde, deren Ziel nie eine wirtschaftliche Kooperation, sondern eine militärische Aggression war. Die Argumente, mit denen damals diese Achse geschmiedet wurde, ähneln stark den Argumenten von heute. Der Weg, den Macron auf internationalem Parkett beschreitet, führt also nicht in die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts, sondern zurück in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Selbstverständlich ist dieses Vorgehen nicht mit den europäischen Partnern abgesprochen, die Emmanuel Macron behandelt wie ein trotziges Kind, nachdem er anders als erwartet nicht die Kontrolle über das europäische Parlament übernehmen konnte. Aber wieso diskutieren momentan die Europäer über die Besetzung des „europäischen Außenministers“, wenn Frankreich im Pazifikraum ohnehin sein eigenes Kolonialsüppchen kocht?

Emmanuel Macron macht sich über seine europäischen Partner lustig und das wird nicht lange gutgehen. Zunächst hat er die europäischen Partner überreden können, dass sie ihm bei seiner Post-Kolonial-Politik in Afrika mit Geld und Militär zur Seite stehen, jetzt macht er einen französischen Alleingang in Asien. Bevor man diesen Mann die gesamte Weltordnung zertrampeln lässt, wäre es vielleicht nicht schlecht, würde Macron der Welt erst einmal zeigen, dass er alleine schon in der Lage ist, die Pariser Innenstadt samstags zu befrieden – das schafft er nämlich seit dem 17. November nicht mehr. Um daran zu glauben, dass ein Präsident, der nicht einmal die Vorstädte seiner Hauptstadt im Griff hat, die Weltgeschicke lenken kann, daran glaubt außer ihm selbst vermutlich niemand.

Angesichts der neuen, gerade entstehenden Achse „Tokio – Canberra – Delhi – Paris“ muss man sich die Frage stellen: „Wie gefährlich ist Emmanuel Macron eigentlich?“. Der Klang der Stiefel auf Asphalt schwappt gerade aus Asien bis in unsere Ohren. Es wird Zeit, dass wir die Kriegstreiber durch Friedensengel ersetzen. Bevor es wirklich zu spät ist.

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