Die „olympische Pause“ geht für Macron zuende…
Noch sonnt sich Frankreich in der eigenen Großartigkeit und derjenigen der höchst erfolgreichen französischen Athleten. Doch in wenigen Tagen wird die Realität zurückkehren.
(KL) – Ganz offensichtlich genießt der französische Präsident Emmanuel Macron die olympischen Spiele. Immer zusammen mit seiner neuen Dauerbegleiterin, der Sportministerin Amélia Oudéa-Castéra, ist der Präsident immer dort anzutreffen, wo es erfolgreiche französische Sportler zu herzen und zu küssen gilt, oder auch, um weniger erfolgreiche Sportler ungefragt in den Arm zu nehmen und zu trösten. Das macht Freude und der Präsident sonnt sich im Licht des Sports. Und vergisst dabei offenbar, dass ihn die Realitäten seiner völlig verkorksten Staatsführung schon in wenigen Tagen wieder einholen werden.
Die Hoffnung, dass „Brot & Spiele“ ausreichen, damit die Franzosen seinen „Hold-Up“ auf die französische Demokratie und das nachfolgende Ignorieren des Wahlergebnisses deshalb vergessen, weil sich Macron erfolgreichen Sportlern in die Arme wirft, wird enttäuscht werden. Zwar befinden sich die Franzosen momentan in einer Art olympischer Freudetrunkenheit, was ihnen von Herzen gegönnt sei, doch wartet auf Macron die triste politische Realität, die er selbst fabriziert hat und auch weiterhin fabriziert. Bereits in wenigen Tagen sind die Olympischen Spiele Vergangenheit und dann muss Macron liefern, doch das will er offensichtlich nicht. Stattdessen wird er eine Regierung ernennen, die nichts mit dem Ausgang der vorgezogenen Wahlen vom 30. Juni und 7. Juli zu tun haben, sondern lediglich dem Machterhalt der bereits gescheiterten „Macronie“ dienen wird – und die Franzosen werden das nicht schlucken.
Der Herbst, der auf Frankreich wartet, wird weder olympisch, noch friedlich werden. Zwar haben die Franzosen brav die „olympische Pause“ eingehalten, die der Präsident dekretiert hatte, doch wenn die Show in Paris vorbei ist, dann ist sie eben auch vorbei und dann wird sich Macron erklären müssen. Das allerdings dürfte schwer fallen, denn ein Präsident, der gerade noch 15 % der Franzosen repräsentiert, während der Rest des Landes am liebsten sähe, wenn er abdanken würde, der wird Probleme haben zu erklären, warum er so hektisch Neuwahlen ausgeschrieben hat, nur um dann deren Ergebnisse zu mißachten.
Macron hat wohl gehofft, dass die Franzosen ihm nach der olympischen Show alles verzeihen würden und er die nächsten Jahre weiterhin tun und lassen könne, was er will. Doch dem ist nicht so – und bereits während dieser Spiele bereiten sich zahlreiche Bevölkerungsgruppen auf ein Aktionsprogramm für die Zeit nach den Spielen vor. Und dann wird es für Macron und seine Adlaten eng werden. Daran kann auch die französische Selbstdarstellung während dieser Spiele nicht viel ändern, denn die Erfolge der französischen Sportler und Sportlerinnen gehören den Athleten und nicht etwa dem Präsidenten, auch wenn dieser versucht, sich ein Stückchen von deren Leistungen anzueignen.
Das geradezu übergriffige Herzen und Küssen der Sportler wird inzwischen auch in vielen französischen Medien als geradezu peinlich bezeichnet, doch nach den langen Jahren der „Macronie“ kommt es auf eine Peinlichkeit mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Der Countdown für Macron läuft und wurde durch die Spiele von Paris nicht etwa gestoppt, sondern nur kurz unterbrochen. Jetzt kommen noch die Paraolympischen Spiele, die leider deutlich weniger Aufmerksamkeit erfahren werden und dann steht Macron wieder alleine im Wind. Natürlich hat er sich längst die nächsten Tricks einfallen lassen, um die Franzosen erneut an der Nase herumzuführen, doch das werden sich die Franzosen nicht länger gefallen lassen.
Selbst die großartigste Abschlußfeier wird nicht viel daran ändern können, dass Macron danach wieder alleine dasteht, mit seinen Tricksereien, der Beugung demokratischer Grundregeln und seinem pathologischen Machtwillen. Doch wird er maximale Schwierigkeiten haben, den Franzosen diesen ungebrochenen Machtwillen weiterhin aufzudrücken, denn in drei Wahlen innerhalb von nur einem Monat haben die Franzosen ein eindeutiges Votum getroffen – sie wollen die „Macronie“ nicht mehr und haben sie abgewählt. Gewiss, die Wahlen haben keinen eindeutigen Sieger ergeben, was eine Regierungsbildung sehr schwer macht. Aber die Wahlen haben einen eindeutigen Verlierer gehabt und das ist die „Macronie“, die schlicht und ergreifend abgewählt wurde. Die Franzosen haben das verstanden und werden dafür sorgen, dass das auch der Präsident am Ende erkennt.
Und so feiert Frankreich sich noch ein paar Tage selbst, französische Sportler werden weiter die Medaillenbilanz verschönern und danach – sind die Olympischen Spiele vorbei und ein heftiger Herbst beginnt für das Land. Für Macron wird es dann leider keine Medaillen mehr geben…
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