Die Perversion des Bankensystems

Obwohl wir seit Jahren Milliarden und Billionen in ein völlig marodes Bankensystem stecken, machen die Banken weiter Verluste. Und versuchen immer wieder, diese beim Zocken entstehenden Verluste von der Allgemeinheit tragen zu lassen.

Darum gehts - money, money, money... Foto: Nic McPhee, Morris, Minnesota, USA / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Banken sind heutzutage nur noch peripher dafür da, das Geld ihrer Kunden sicher zu verwalten – Banken sind heute große Kasinos, in denen gewettet, gezockt, spekuliert wird. Sind die Händler erfolgreich, gibt es satte Dividenden, Prämien und Managergehälter. Verzocken sich die Händler, dann werden die dabei entstehenden Verluste auf die Allgemeinheit abgewälzt. Ein solches Kasino ist die Deutsche Bank. Diese will jetzt ihre faulen Kredite in eine „Bad Bank“ geben, um die eigenen Bilanzen zu schönen und vor allem, die nicht Gewinn bringenden Papiere der Allgemeinheit aufs Auge zu drücken. Für das, was die Banken offenbar ganz legal durchziehen, würde man als Privatmann vermutlich wegen Betrug hinter Gittern landen.

Die Investment-Händler der Deutschen Bank lieben Derivate. Hinter dem technisch klingenden Begriff „Derivate“ versteckt sich nichts anderes als das institutionalisierte Zocken. Derivate sind Finanzprodukte, die um Aktien herum entwickelt werden, mit diesen aber faktisch gar nichts mehr zu tun haben. Typische Beispiele für solche Derivate sind „Put- und Call-Optionen“, bei denen die Händler auf steigende oder fallende Kurse einer Aktie wetten. Dieser Geschäftsbereich „Zocken“ ist bei der Deutschen Bank besonders stark ausgeprägt – bei einer Bilanzsumme von 1,44 Billionen Euro beläuft sich das Engagement der Bank im Bereich „Zocken“ immerhin auf 331 Milliarden Euro – mit rund einem Viertel der gesamten Bilanzsumme der Bank wird also gezockt.

Nun hat die Bank festgestellt, dass bei der „Zocksumme“ von 331 Milliarden Euro vor allem Papiere im Wert von rund 50 Milliarden Euro stören, vor allem solche Derivate mit langen Laufzeiten, mit denen man im Erfolgsfall kaum Gewinne erzielen, im Verlustfall aber Schiffbruch erleiden kann. Also plant die Deutsche Bank nun, diese lästigen Papiere in eine so genannte „Bad Bank“ auszugliedern. Besonders pervers daran ist, dass die Banken mit einem solchen Verhalten sogar noch Geld verdienen können.

Denn bei einer solchen Verlagerung der „faulen Papiere“ in eine interne Abwicklungseinheit (und nichts anderes ist eine „Bad Bank“) verschwinden diese Papiere aus der Bilanz der Bank und schönen diese damit. Die so abgeschriebenen Papiere belasten also nicht mehr die Bilanz der Bank, können aber weiterhin gehandelt werden – und entsprechende Gewinne für die Bank erbringen.

Wie immer gilt das Prinzip „Gewinne werden unter den Aktionären aufgeteilt, Verluste von der Allgemeinheit bezahlt“ und das hierfür geltende Gesetz heißt „too big to fail“. Diese Zockerbanken werden als „systemrelevant“ eingestuft und was immer sie an Geldbedarf haben, sie bekommen, was sie fordern.

Während der letzten fünf Jahre hat die Europäische Union mit ihren verschiedenen Finanzagenturen eine Billion Euro in den Banken versenkt, ohne eine Gegenleistung, nur, damit diese „Zockervereine“ weiterhin unsere Volkswirtschaften ruinieren. Man darf sich nicht vorstellen, was man in Europa mit einer Billion Euro sinnvoll hätte anstellen können. Sozialsysteme hätten modernisiert werden können, Infrastrukturprojekte in Ländern, die unter der Arbeitslosigkeit zusammenbrechen, Forschung und Entwicklung zum Nutzen aller hätten vorangetrieben werden können – aber stattdessen zieht es die Europäische Union vor, ein Kasinosystem zu finanzieren, das langsam, aber sicher, unseren Kontinent ausbluten lässt.

Es ist höchste Zeit, dieser Zockerei einen Riegel vorzuschieben und endlich den Mut zu haben, eine große Zockerbank wie die Deutsche Bank nicht weiter dafür zu belohnen, dass dort unfähige Mitarbeiter erfolglos mit Summen hantieren, mit denen sie nicht umgehen können. Die Frage ist nicht, ob diese Banken „too big to fail“ sind, sondern ob wir weiter zusehen wollen, wie ganze Länder in Schwierigkeiten getrieben werden, weil die europäische Politik lieber diese Zocker als die einfachen Bürger unterstützt.

Doch keine nennenswerte Partei im Europäischen Parlament hat eine Neugestaltung des Finanzsektors im Programm. Wie frage schon Bertold Brecht: „Was ist das größere Verbrechen? Eine Bank auszurauben oder eine Bank zu gründen?“. Die Antwort liegt auf der Hand.

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