Die „Querdenker“ sollten erstmal mit dem Denken anfangen

Unglaublich, aber wahr – am Wochenende wollen die „Querdenker“ in Leipzig demonstrieren. Sie rechnen mit 20.000 Teilnehmern. Doch bevor diese Leute „quer“ denken, sollten sie es erst einmal einfach mit „Denken“ probieren.

Erkennungszeichen der "Querdenker" untereinander. Ihre handwerklichen Fähigkeiten scheinen so ausgeprägt zu sein wie ihre intellektuellen Kapazitäten. Foto: Siesta / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die in Leipzig geplante Demonstration der „Querdenker“ am kommenden Wochenende steht unter dem Motto „Freiheit durch Einheit. Die zweite friedliche Revolution“. Es wäre hilfreich, würden diese „Querdenker“ zunächst einmal mit dem Denken anfangen. Der Versuch, die friedliche Revolution 1989 in der damaligen DDR mit ihren abstrusen Theorien von 2020 gleichzusetzen zeigt, dass es mit dem Denken in dieser „Mini-Bewegung“ etwas hapert. Die Gleichsetzung eines 40 Jahre lang andauernden totalitären Regimes mit einer Pandemie kann einem nur einfallen, wenn sich im Kopf nicht allzu viele graue Zellen tummeln. Dieser Slogan ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die damals tatsächlich führ Freiheit gekämpft haben.

Die „Querdenker“ sind zum Glück nicht zahlreich und auch, wenn sie in Leipzig wieder einmal „Wir sind das Volk“ skandieren werden, dann stimmt das auch nicht. Diese Leute sind nicht das Volk, sondern ein Grüppchen Glücklicher, die bislang von diesem Virus verschont geblieben sind (bis auf diejenigen, die symptomfrei sind, dafür aber freudestrahlend das Virus an Dritte weitergeben). Fast würde man sich wünschen, dass diese Leute am eigenen Leib erfahren, was dieses Virus mit dem menschlichen Körper anstellen kann. Fast. Vermutlich würden sie dann etwas weniger großmäulig daherkommen.

Im Grunde sind die „Querdenker“ eine unbedeutende Randerscheinung einer wirren Epoche der jüngsten Geschichte. Doch sie sind nicht nur ein Ärgernis, sondern eine Gefahr für die Allgemeinheit, da sie zu denjenigen gehören, die bereit sind, das Virus weiter zu verbreiten. Und das ist momentan ungefähr das Letzte, was wir brauchen. Während eine riesige Mehrheit der Europäer*innen notgedrungen die Maßnahmen akzeptiert, mit denen die rasante Ausbreitung des Virus gestoppt werden soll, halten sich diese Schwachköpfe für die intellektuelle Elite des Landes, für diejenigen, die als einzige durchblicken und es sich deshalb leisten können, als „Spreader“ unterwegs zu sein.

Unverständlich ist allerdings, dass es möglich ist, das ganze Land zuzusperren, nicht aber, solche peinlichen Aufmärsche (in Leipzig! Ausgerechnet in Leipzig! Für den Schulterschluss mit „Pegida“, dem „Dritten Weg“ und anderen Neonazi-Gruppierungen?) zu verbieten. Was bitteschön wird passieren, wenn 20.000 Durchgeknallte ohne Masken und Abstand durch Leipzig ziehen? Versuchen wir’s mal ganz langsam – wird sich bei einer solchen Demonstration das Virus eher ausbreiten oder wird es bei dieser Demonstration gestoppt werden? Eben.

Aber dort, wo die Politik vor lauter Sorge, sie könnte sich politisch unkorrekt verhalten, ausgerechnet vor diesen Schwachköpfen verneigt, gibt es zum Glück noch ein paar Vernünftige in Leipzig. Mehrere Hotels in der Leipziger Innenstadt haben sämtliche Reservierungen für das kommende Wochenende storniert. Ihr Argument – „Die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter steht an erster Stelle.“ Richtig so. Und wie beruhigend zu sehen, dass es vernünftige Menschen in Leipzig gibt, die anders als die Quer-Nichtdenker an die Allgemeinheit denken.

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