Die Ratten verlassen das sinkende (Brexit)-Schiff

Nach Brexit-Minister David Davies ist auch Außenminister Boris Johnson zurückgetreten. Angesichts des näher rückenden Brexit-Termins will nun niemand mehr dafür verantwortlich sein. Man sollte den ganzen Brexit einfach vergessen…

Die Mehrheit der Briten ist inzwischen für den Verbleib in der EU. Theresa May sollte den ganzen Nonsens stoppen. Foto: Symeon Vlassis / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Am Ende wird wohl Theresa May den „Brexit“ ganz alleine an die Wand fahren. Die wohl dämlichste Idee seit Gründung des Vereinigten Königreichs frisst ihre Kinder. Interessant ist, dass Brexit-Minister David Davies und Außenminister Boris Johnson aus ganz unterschiedlichen Gründen das Handtuch geworfen haben: Dem einen ist der Brexit zu zerstörerisch, dem anderen nicht zerstörerisch genug.

Brexit-Minister David Davies weiß natürlich wovon er redet. Kein anderer Brite hat derart viele Modelle, Berechnungen, Prognosen zum Thema „Brexit“ gesehen als er. Kein anderer Brite weiß besser als David Davies, was der Rest von Europa vom britischen Ausstieg aus der EU denkt und was künftig auf die Briten zukommt. Wenn dieser ausgewiesene „Brexit“-Experte seinen Job aufgrund von „Gewissensgründen“ nicht mehr verantworten kann, sollte das den Briten zu denken geben. Ganz anders dagegen klang es bei Boris Johnson. Für den ist der neue Weichspülerkurs von Theresa May, die faktisch die Beziehungen mit der EU auf mehr oder weniger dem gleichen Niveau halten will wie bisher, einfach nur ein „Scheißehaufen“. Na ja.

Die ursprünglichen Initiatoren des „Brexit“ haben sich inzwischen in die Versenkung verabschiedet. David Cameron, der das Chaos in der Hoffnung ins Rollen brachte, eine breite Zustimmung für den Verbleib in der EU würde seine innenpolitische Position stärken, ist ebenso abgetaucht wie Nigel Farage, der ehemalige UKIP-Chef, der am Morgen nach dem Brexit-Referendum freimütig zugab, die Kampagne für den Ausstieg aus der EU mit falschen Informationen und Daten manipuliert zu haben. Doch wenn alle wissen, dass der „Brexit“ ein historischer Nonsens ist, mit dem sie in den Geschichtsbüchern nicht in Zusammenhang gebracht werden wollen, warum stoppt man den ganzen „Brexit“ nicht einfach? Warum organisiert Theresa May nicht einfach das zweite, von so vielen Seiten geforderte Referendum und akzeptiert dann das Ergebnis? Alle Umfragen zeigen es – es gibt keine Mehrheit für den Brexit mehr in Großbritannien.

Und jetzt, genau jetzt ist die EU gefordert, mit allen Mitteln Brücken nach London zu bauen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, ein neues Europa-Projekt aufzusetzen, in dem sich ganz Europa wiederfindet. Jetzt ist der Zeitpunkt für die Unterstützung der „Bremain“-Organisationen, die täglich auf der Insel kämpfen, damit die Vernunft zurückkehrt.

Die Folgen des Brexit sind heute schon deutlich sichtbar, noch bevor er eigentlich stattgefunden hat. Niemand, vor allem nicht die Briten selbst, kann ein Interesse an einer politischen, wirtschaftlichen und geostrategischen Isolierung Großbritanniens haben.

Einer der vielen Berater der britischen Premierministerin Theresa May sollte ihr den entscheidenden Tipp geben: Alles auf David Cameron schieben, öffentlich laut überlegen, wie man ihn dafür zur Verantwortung ziehen kann, Organisation eines zweiten Referendums und Verkündung des Endes der „Brexit-Pläne“. Und schon ist der ganze Spuk vorbei…

1 Kommentar zu Die Ratten verlassen das sinkende (Brexit)-Schiff

  1. Klingt so einfach und gut. Nur leider hört sie Ihnen nicht zu.

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