Die Rechtsextremen wollen die EU abschaffen

Bei einem sehr europäischen Treffen fordern rechtsextreme Politiker aus verschiedenen Ländern die Abschaffung der EU. Ganz klar – die Neonationalisten haben Rückenwind.

Hm. Irgendwie sahen tschechische Ausländerhasser aber auch schon tschechischer aus als Tomio Okamura... Foto: David Sedlecky / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Sie trafen sich Ende letzter Woche in Prag und schwadronierten dort über ein neues Europa der Nationalstaaten und die Rückkehr zur Kleinstaaterei, die diesen Kontinent schon mehrfach ins Elend gestürzt hat. Und obwohl sie Europa hassen und abschaffen wollen, spielen die europäischen Rechtspopulisten wie Geert Wilders oder Marine Le Pen bewusst die europäische Karte, um Europa zu schaden.

Gastgeber der Rechtsextremen in Prag war Tomio Okamura von der rechtsextremen tschechischen Partei Freiheit und direkte Demokratie (SPD). Okamura, dessen japanische Wurzeln ihn nicht davon abhalten, alles zu hassen, was nicht reinrassig tschechisch ist, zittert mit seinen Kollegen aus den anderen europäischen Ländern nicht etwa vor der „gelben Gefahr“, sondern vor einer „muslimischen Kolonisation“. Speziell in Tschechien, wo sich die aufgenommenen muslimischen Flüchtlinge an den Fingern von ein paar Händen zählen lassen.

Wie immer ist der Diskurs der Rechtspopulisten angstgeprägt. Wie immer haben sie keine konstruktiven Ideen, sondern predigen Hass und Ausgrenzung als Antwort auf ihre eigenen Ängste. Dabei machen es ihnen die europäischen Institutionen auch denkbar einfach – wer würde schon Marine Le Pen sprechen wollen, wenn sie die Brüsseler Verwaltung als eine „desaströse Organisation“ bezeichnet? Doch statt daran mitzuwirken, dass das institutionelle Europa endlich reformiert wird, setzen die Rechtsextremen lieber auf Hass und die Rückkehr zum Nationalstaat, denn das ist eine Größenordnung, in der sich der moderne Neonationalist am wohlsten fühlt.

Wie schon dieses Jahr in Koblenz treffen sich die europäischen Rechtsextremen gerne auf europäischer Ebene, um mit ihren europäischen Kollegen und Kolleginnen sehr europäisch gegen Europa zu kämpfen. Im Grunde nicht ungeschickt – andere politische Strömungen sollten auch endlich mit ihren Parteifreunden in anderen Ländern kooperieren.

Deutsche Rechtsextreme waren dieses Mal allerdings nicht dabei. Frauke Petry, in Koblenz noch Gastgeberin, hockt mittlerweile isoliert im Europaparlament und muss feststellen, dass sich niemand für ihre neue „Partei“ interessiert, die sie „Die Blauen“ nennt und bei der man tatsächlich das Gefühl hat, sie sei aus einem stark alkoholisierten Abend heraus entstanden und von der neuen Führungsspitze der AfD wollte man wohl in Prag niemanden dabei haben. Dabei wäre der schräge AfD-Chef Jörg Meuthen ein toller Gast für die Rechtsextremen gewesen, nachdem er am Freitag dem erstaunten Fernsehpublikum mitgeteilt hatte, dass er seiner Frau und Tochter inzwischen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel untersagt habe – die seien „zu gefährlich“. Aber augenscheinlich sind die Politclowns der AfD selbst den anderen Rechtsextremen in Europa zu wirr, als dass man sie gerade noch ernst nehmen würde.

Kurz und gut, die Rechtsextremen empfinden „Brüssel als existentielle Gefahr“ und wollen die EU einfach abschaffen. Allerdings sind die Verhältnisse in Europa zum Glück noch so, dass die große Mehrheit der Menschen die Rechtsextremen als existentielle Gefahr begreifen und sich wünschen würde, dass man diese Parteien, ebenso wie ihr krudes Gedankengut, einfach abschaffen würde…

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