„Die sind noch schlechter als wir…“

Die Kommunikations-Experten der CDU/CSU und der FDP scheinen aus den 70er und 80er Jahren zu stammen. Mit der Strategie „die anderen sind noch schlechter als wir“ gewinnt man keine Wahlen.

Das war der Wahlkampf-Slogan der CDU 1976. Von diesem Niveau sind wir nicht mehr weit entfernt... Foto: KAS - CDU / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0de

(KL) – Es ist unglaublich, womit man heutzutage Geld verdienen kann. Beispielsweise als Kommunikations-Berater konservativer Parteien. Seit einigen Tagen beschränkt sich die Kommunikation der Konservativen und Liberalen nur noch darauf, linke Schreckgespenster an die Wand zu malen und es dabei nicht einmal mehr mit der Wahrheit so genau zu nehmen. Das erinnert an Wahlkämpfe in den 70er Jahren, als die gleichen Konservativen mit Slogans wie „Freiheit statt Sozialismus“ antraten – und verloren. Warum sollte heute, mehr als 40 Jahre später, das klappen, was damals schon ein Flopp war?

Offenbar lösen die Umfrage-Trends Panikreaktionen bei der CDU/CSU und der FDP aus – denn von der Schwäche der CDU profitiert momentan nur eine Partei, die SPD. Mittlerweile liegt die SPD ganze sechs Punkte vor der CDU/CSU, die als neues Ziel „30 %“ ausgegeben hat. Woher allerdings in den kommenden zwei Wochen mehr als 10 % kommen sollen, steht in den Sternen, zumal es sich bei der CDU um einen anhaltenden Abwärtstrend handelt.

Statt mit Projekten und Inhalten zu punkten, verbeißen sich nun Konservative und Liberale in den politischen Gegner, künden ostblockartige Verhältnisse an und prophezeien den Untergang der Republik, sollten die Wählerinnen und Wähler nicht der eigenen Alte-Herren-Riege die Stimme geben. Das wird mittlerweile peinlich und dürfte als Konzept, um in den letzten beiden Wochen den Trend umzukehren, ziemlich ungeeignet sein.

Und so wird diese Bundestagswahl am 26. September doch noch spannend. Und fast allen Parteien möchte man raten, ihre Kommunikations-Agenturen zu ersetzen, denn diese sind offenbar ebenso ausgebrannt wie das politische Spitzenpersonal. Da sehnt man sich nach Zeiten zurück, als inhaltliche Debatten zwischen Vollblutpolitikern wie Willy Brandt, Franz-Joseph Strauß (ja, sogar der!), Herbert Wehner und den vielen anderen geführt wurden. Damals ging es noch um Politik, heute verkommt Politik immer mehr zur Personality Show, die eher ins Vorabendprogramm im TV passen würde als in die Prime Time.

Kleiner Tipp: Mit Inhalten dürfte man in den kommenden zwei Wochen eher punkten als mit dem unqualifizierten Gegeifer gegen den politischen Gegner…

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