Die Sorgen der Eva H.

Eva Högl ist Wehrbeauftragte der Bundesrepublik Deutschland. Schweren Herzens muss sie nun die für den 31. August geplanten Feierlichkeiten zum Ende des Afghanistan-Einsatzes verschieben.

Bei den vielen schlechten Nachrichten aus Afghanistan gibt es auch eine gute - alle Restbestände an Dosenbier der Bundeswehr konnten rechtzeitig evakuiert werden. Foto: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Kabul und Afghanistan sind wieder in die Hände der Taliban gefallen. Tausende afghanische Ortskräfte sind, entgegen aller Zusicherungen, nicht nach Deutschland evakuiert worden und schweben in akuter Lebensgefahr. Wichtiger als die Evakuierung von Menschen war offenbar die Rückführung eines Restbestands an Dosenbier, für das es ausreichend Platz in den Flügen gab, mit denen deutsches Kriegsgerät und letzte Soldaten in die Heimat geflogen wurden. Und jetzt das. Die Machtübernahme durch die islamistischen Taliban stört sogar den Zeitplan der Wehrbeauftragten Eva Högl.

In einem Interview mit der „Augsburger Zeitung“ erklärte Eva Högl, dass man einerseits den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr schonungslos aufarbeiten müsse, andererseits müssten aber auch die Soldatinnen und Soldaten gewürdigt werden, die dort ihren Dienst geleistet haben, verwundet wurden oder sogar ihr Leben gelassen haben. Die schlechte Nachricht: Die Jubelfeier muss verschoben werden. Die gute Nachricht: Für die Sause kann man das Dosenbier verwenden, das die Soldatinnen und Soldaten erfolgreich aus Afghanistan evakuiert haben. Interessant wäre es allerdings zu erfahren, wer in der Befehlskette der Bundeswehr den Befehl gegeben hat, Dosenbier statt Menschen nach Deutschland zu fliegen.

Die Aktualität belastet Frau Högl sehr. So erklärte sie gegenüber der „Augsburger Zeitung“: „Feierlichkeiten und ein würdiges Gedenken sind angesichts der dramatischen Entwicklungen und dem Vormarsch der Taliban derzeit nicht möglich und sollten verschoben werden“. Da hat sie allerdings Recht. Eine Jubelfeier, während die Taliban in Afghanistan die nicht evakuierten Ortskräfte hinrichten, das hätte schon ein Gschmäckle. Aber keine Sorge, sie wird schon noch zu ihrer Feier für diesen Afghanistan-Einsatz kommen.

Doch vielleicht sollte Eva Högl der Öffentlichkeit lieber erklären, warum die Abgeordneten ihrer Partei, der SPD, noch im Juni, zusammen mit der CDU, eine Evakuierung der afghanischen Ortskräfte abgelehnt haben. Um erstmal sicher das Dosenbier in die Heimat zu fliegen?

Eva Högl hat völlig Recht, wenn sie sagt, dass dieser Einsatz „schonungslos“ aufgearbeitet werden muss. Aber erst, wenn alles unternommen worden ist, um noch irgendwie so viele Ortskräfte wie möglich zu evakuieren.

2 Kommentare zu Die Sorgen der Eva H.

  1. Es ist offensichtlich, dass uns weder “der Staat” noch die EU vor Terroristen und vor Corona schützen kann. Sie sind dazu nicht mehr im Stande. Es wird Zeit, dass sich im Kasperletheater einiges ändert.

    AKK und Maas sollten sofort zurücktreten. Und nicht abtauchen.

    • Eine traurige Feststellung. Allerdings sollte man festhalten, dass die einzige Covid-Strategie, die nicht einmal ernsthaft diskutiert worden ist, eine europäische Harmonisierung der Massnahmen ist. Insofern ist es schwierig, eine solche als wirkungslos zu bezeichnen, da man sie eben nicht einmal ernsthaft als Option in Erwägung gezogen hat. Ihre Forderung nach Rücktritt von Heiko Maas und AKK ist mehr als verständlich… wenn sich die Lage in Kabul weiter so entwickelt, klebt Blut an ihren Händen…

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