Die soziale Krise rückt immer näher

Weihnachten dürfen die Menschen noch halbwegs in Ruhe feiern, doch ab Januar ziehen die Strom- und Gasversorger die Preisschraube an. Und zwar sehr heftig.

Wie lange dieses Schild noch Gültigkeit hat, steht in den Sternen. Foto: The shadock / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Kurz vor Weihnachten wollten die Energieversorger dann doch nicht zuschlagen – die Preiserhöhungen für Strom und Gas greifen erst ab Januar. Allerdings gibt es noch einen weiteren Grund, warum die teilweise dramatischen Preiserhöhungen erst zum Jahresbeginn in Kraft treten: Viele Versorger haben Jahresverträge mit ihren Lieferanten, die zum Jahresbeginn neu bepreist und nun erheblich teurer werden. Die Preissteigerungen von durchschnittlich 54 % für Gas und 61 % für Strom werden zu massiven sozialen Spannungen und Schieflagen führen.

Heizen, Licht, Kochen – all das wird im Januar zum Luxus, den sich nicht mehr jeder leisten kann. Denn die Preiserhöhungen treffen offenbar (fast) alle – nach einem Bericht von „n-tv“ haben 300 Versorger bundesweit diese Erhöhungen angekündigt und dies ihren Kunden per Schreiben oder auch per Email mitgeteilt. Da nützt dann leider auch die „Strom- und Gaspreisbremse“ nicht viel, diese kann die Folgen dieser Erhöhung im besten Fall nur etwas mindern. Und dabei ist auch nicht klar, wie sich die Preise weiter entwickeln werden. Dass diese Preise noch einmal sinken könnten, das glauben wohl nur die Optimisten, die auch denken, dass der Krieg in der Ukraine schnell vorbei sei.

Nach Aussagen der Bundesregierung sind die Gasspeicher in Deutschland bis zum Anschlag gefüllt und sollte uns nicht gerade ein sibirischer Winter ins Haus stehen, dann könnten diese Reserven reichen, um über den Winter zu kommen. Doch, so die Bundesregierung, könnte es für den Winter 2023/24 dann schon anders aussehen. Offenbar glaubt die Politik selbst nicht ihren eigenen Aussagen, dass der Krieg in der Ukraine schnell vorbei sei.

Dass die Entwicklung der Lage die Menschen zwingt, sich Gedanken über den eigenen Energieverbrauch zu machen, ist keine schlechte Sache, vor allem, wenn man bedenkt, dass auch die 27. COP außer den üblichen Absichtserklärungen wie immer nichts gebracht hat, außer einer massiven Umweltbelastung durch die Anreise von Tausenden Teilnehmern nach Ägypten. Doch das ist nur ein Aspekt. Der soziale Aspekt hingegen wird rund ein Viertel der Bundesbevölkerung noch in diesem Winter treffen.

Die Auswirkungen dieser sozialen Krise, die sich mit rasender Geschwindigkeit abzeichnet, sind noch nicht vorhersehbar. Was werden die Menschen tun, wenn ihnen die Lebensgrundlagen entzogen werden? Werden die sozial schwächsten Mitglieder der Gesellschaft schweigend für die Ukraine frieren? Oder wird dieses Viertel der Gesellschaft auf die Straße gehen? Wird diese soziale Krise den Extremisten in die Karten spielen? Zuletzt hat die AfD in den Umfragen wieder einige Punkte zulegen (momentan liegt sie bei 14 %) können und es ist ein alter Hut, dass Rechtsextreme in Krisenzeiten vor allem deshalb Rückenwind haben, weil sie mit falschen Versprechungen suggerieren, dass sie Lösungen für die Probleme hätten.

Dass die Politik nicht weiß, wie sie diese Krisen managen soll, ist nachvollziehbar. Immerhin war die Kombination Pandemie-Krieg-Klimakastrophe in dieser Form nicht vorhersehbar. Doch wird sich die Politik in nächster Zeit etwas einfallen lassen müssen, denn diese Kombination hat das Potential, unsere Demokratien in ihren Grundfesten zu erschüttern, was einem Herrn Putin in Moskau sicherlich gut in den Kram passen würde.

Und so heißt es in den kommenden Wochen und Monaten: Ziehen Sie sich warm an!

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