Die spinnen, die Briten…

Die Diskussionen um den „Brexit“ werden immer abstruser. Theresa May führt gerade ihr Land in den Abgrund und leidet unter Realitätsverlust.

Großbritannien wird sich noch lange an Theresa May erinnern, als die Frau, die das Vereinigte Königreich auf dem Gewissen hat. Foto: Avaaz / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Da haben die Briten aber gestaunt, als ihr „Vorschlag“, wie man den „Brexit“ am besten managen könnte, von der Europäischen Union abgelehnt wurde. Dabei fanden die Briten den Vorschlag richtig gut. In der Kurzform lautete der Vorschlag: Wir behalten alle Vorteile eines gemeinsamen Markts, verlassen die EU und nutzen nur noch die Vorteile der EU, ohne uns an der eigentlichen Arbeit zu beteiligen. Und an den Kosten für die EU schon gar nicht. Toller Vorschlag. Abgelehnt.

Doch in Großbritannien formiert sich, vor allem in der Labour Party, der Widerstand. Doch selbst ein Jeremy Corbyn kann der Versuchung nicht widerstehen, den wohl spleenigsten Vorschlag in der Geschichte des Vereinigten Königreichs für innenpolitische Zwecke nutzen zu wollen, wobei er allerdings, ebenso wie Theresa May, das Risiko eingeht, bei diesem parteipolitischen Gemauschel Großbritannien an die Wand zu fahren.

Zwar kündigte Corbyn an, eine eventuelle Entscheidung seiner Partei für ein zweites Referendum („Final Say referendum“) mitzutragen, doch sein Ziel ist weniger eine endgültige und bindende Abstimmung über den „Brexit“, sondern sein Ziel sind Neuwahlen, natürlich mit dem Ziel, die Tories und Theresa May abwählen zu lassen. Doch das ist ein gefährliches Spiel, ein Spiel, an dem bereits die politische Karriere von David Cameron zerbrochen ist.

Die britische Politik, ob Labour oder Tories, ruiniert gerade die britische Zukunft, um sich entweder an der Macht zu halten oder um diese zu erobern. Die Zukunft der Insel scheint dabei sowohl den einen wie auch den anderen herzlich egal zu sein. Denn nach wie vor gibt es keinerlei vernünftigen Grund, der FÜR einen „Brexit“ sprechen würde. Dafür sind alle Modelle, selbst diejenigen der „Brexit“-Befürworter, eindeutig: Der „Brexit“ wird Großbritannien in eine Krise stürzen, von der sich der Inselstaat lange Jahre nicht erholen wird.

Alles deutet darauf hin, dass es keine Einigung zwischen Großbritannien und der EU über den Brexit geben wird, was nur noch wenig Handlungsspielraum lässt. Die EU wird den lächerlichen Vorschlag der Briten nicht akzeptieren und die Briten haben keine andere Idee, wie diese selbst initiierte Katastrophe abzuwenden ist. Doch ein „Hard Brexit“, sprich der Ausstieg aus der EU ohne eine Regelung für die Zeit danach, wäre für die Briten ein Horrorszenario. Ein Einbruch der Wirtschaft um bis zu 10 %, eine politische und wirtschaftliche Isolation, eine steigende Arbeitslosigkeit und die Verarmung weiter Teile der britischen Bevölkerung werden die Folge eines „hard Brexit“ sein.

Viele haben sich an der Eroberung der britischen Insel versucht – von den Wikingern über die Angeln und Sachsen bis zu den Spaniern und Normannen und niemand hat es geschafft, die britische Einheit und Zukunft derartig zu gefährden wie Theresa May. Erstaunlich, dass sich die britischen Wählerinnen und Wählern dies alles klaglos gefallen lassen.

Noch ist völlig offen, ob es ein „Final Say-Referendum“ geben wird. Wenn ja, so deuten alle Umfragen darauf hin, dass der „Brexit“ auf der Zielgeraden noch gestoppt werden würde. Das wäre auch sinnvoll, denn der „Brexit“ kann außer Not und Elend nichts erbringen. Ob die Briten das irgendwann noch begreifen werden? Bevor es zu spät ist?

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