Die Stadt Straßburg protestiert gegen die indonesische Barbarei

Indonesien bereitet sich auf die Exekution des Franzosen Serge Atlaoui vor. Der offenbar das Pech hatte, im falschen Moment am falschen Ort zu sein.

Alle Proteste, Appelle, Petitionen scheinen umsonst gewesen zu sein - Indonesiens Staatschef hat das Gnadengesuch für Serge Atlaoui abgelehnt. Foto: Siren-Com / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Man mag sich nicht vorstellen, was Serge Atlaoui, seine Familie und seine Freunde seit 10 Jahren durchmachen, speziell in den letzten Wochen. Atlaoui ist in Indonesien wegen Drogenvergehen zum Tode verurteilt worden, doch abgesehen davon, dass die Todesstrafe ohnehin das Maximum an Barbarei ist, das ein Staat anwenden kann, bestanden und bestehen im Fall des Lothringers auch noch massive Zweifel an seiner Schuld und an seinem Prozess, der mit einen rechtsstaatlichen Verfahren nicht viel zu tun hat. Nachdem seine Hinrichtung vor wenigen Wochen im allerletzten Moment verschoben wurde (während gleichzeitig acht andere Personen hingerichtet wurden), scheinen nun alle Rechtsmittel ausgenutzt zu sein. Der Rat der Stadt Straßburg hat ein letztes Mal an den indonesischen Staatschef Joko Widodo appelliert, Serge Atlaoui zu begnadigen. Die Chancen, dass dies etwas nützt, sind leider extrem gering.

Serge Altlaoui arbeitete als Techniker in einer chemischen Fabrik, die in Indonesien aufgebaut werden sollte. Offenbar handelte es sich aber nicht um eine normale Fabrik, sondern um ein Labor, in dem im großen Stil Amphetamine hergestellt wurden. Atlaoui sagte während des ganzen Prozesses immer wieder aus, dass er von dieser Tätigkeit absolut keine Ahnung hatte, was von verschiedener Seite bestätigt wurde. Doch das scheint in Indonesien nicht zu interessieren – das Land richtet regelmäßig Drogenschmuggler und andere Personen hin, die mit Drogen zu tun haben.

Wie bigott das Regime in Jakarta ist, zeigte sich erst vor wenigen Wochen, als Indonesien selbst in Saudi-Arabien protestierte, als dort eine Indonesierin hingerichtet wurde, die ihren Arbeitgeber getötet hatte – da fand Indonesien die richtigen Worte, um die Barbarei der Todesstrafe anzuprangern. Nur, wenn das Land die Todesstrafe selbst anwendet, findet es das normal – und das ist inakzeptabel.

Die Zeit läuft allerdings für Serge Atlaoui aus, trotz der vielfältigen Gnadengesuche, Appelle und anderen diplomatischen Aktivitäten der internationalen Gemeinschaft. Seit der Verurteilung zum Tode im Jahr 2007 haben nicht nur die französische Regierung, sondern auch viele andere Regierungen und Organisationen an die indonesische Regierung appelliert, das Urteil nicht zu vollstrecken, sondern Atlaoui zu begnadigen. Doch genau das scheinen die Indonesier als eine Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten zu betrachten.

Möglichkeiten, gegen diesen mörderischen Wahnsinn vorzugehen, sind praktisch nicht existent. Viele Bürger anderer Länder sind in den letzten Jahren, Monaten und Wochen in Indonesien vor ein Exekutionskommando gestellt worden und trotz dieser drakonischen Strafen hat das Land seine Drogenprobleme ebenso wenig in den Griff bekommen wie andere Länder auch. Insofern stimmt noch nicht einmal das Argument, dass die Androhung und Durchführung der barbarischsten aller Strafen in irgendeiner Form dazu beigetragen hätte, die Drogenproblematik in den Griff zu bekommen.

Insofern ist die Erklärung des Rats der Stadt Straßburg, die einstimmig verabschiedet wurde, sinnvoll, aber vermutlich nutzlos. „Straßburg, die Hauptstadt der Demokratie und der Menschenrechte, ist entschlossen, die von ihr verteidigten Werte durchzusetzen und für die Abschaffung der Todesstrafe zu kämpfen, ob in Indonesien oder anderswo auf der Welt“, heißt es. Das ist richtig und ehrenwert.

Doch wahrscheinlich wäre noch wirkungsvoller, wenn die Reiseveranstalter und Fluggesellschaften Indonesien so lange aus ihren Programmen nehmen, bis Indonesien aufhört, Menschen hinzurichten. Und wenn unsere Regierungen aufhören würden, Indonesien Waffen zu verkaufen. Allerdings müsste man, wenn man eine solche Perspektive einnimmt, auch die USA boykottieren und jede Menge anderer Länder. Doch dazu reicht es wieder nicht, denn die wirtschaftlichen Verflechtungen der globalisierten Welt zählen offenbar mehr als Menschenleben. Weswegen nichts anderes übrig bleibt, als an die Gnade des indonesischen Präsidenten zu appellieren, der genau diese gerade endgültig abgelehnt hat.

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