Die UEFA wird jeden Tag peinlicher…

Wenn heute Abend das letzte Gruppenspiel der deutschen Kicker bei der EURO 2021 in München gegen Ungarn angepfiffen wird, darf das Stadion nicht in Regenbogenfarben erleuchtet sein.

Dieser Anblick wäre für die UEFA und Ungarn unerträglich gewesen, aus Angst, dass die Ungarn und die Fussball-Spieler allesamt homosexuell werden, wenn sie das sehen... Foto: Sinnbildner / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Abgesehen davon, dass diese EURO 2021 droht, zum Superspreader-Event zu werden, damit der europäische Fußball-Verband UEFA nicht auf TV- und Werbegelder verzichten muss, wird das Verhalten der Fußball-Funktionäre immer abstruser. Erst wurde eine Untersuchung gegen Manuel Neuer eingeleitet, weil dieser beim Spiel gegen Portugal mit einer Kapitänsbinde in Regenbogenfarben auflief, jetzt hat die UEFA verboten, dass die Münchner Allianz-Arena heute Abend in eben diesen Regenbogenfarben erleuchtet wird. Die Begründung, mit der die UEFA ihre Feindseligkeit gegen die LGBT-Bewegung demonstriert, ist haarsträubend.

Nachdem der Münchner Stadtrat bei der UEFA einen entsprechenden Antrag gestellt hatte, wurde dieser mit folgender Begründung abgelehnt: „Die UEFA ist gemäß ihrer Satzung eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieses speziellen Antrags – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen nationalen Parlaments abzielt – muss die UEFA diesen Antrag ablehnen“.

Am Abend spielt die deutsche Nationalmannschaft gegen Ungarn, das Land, indem Regierungschef Viktor Orban gerade erst ein Gesetz vom Parlament hat absegnen lassen, dass „Werbung für Homosexualität“ unter Strafe stellt. Im Grunde ist es wenig verwunderlich, dass die UEFA diesem unsäglichen Blödsinn Folge leistet, denn wenn irgendwo ein Fettnäpfchen herumsteht, kann man sicher sein, dass die UEFA auch hineindappt.

Die Beleuchtung der Allianz-Arena in den Regenbogenfarben ist allerdings weder ein „religiöser“, noch ein „politischer“ Akt, sondern, wie es der Münchner OB Münchens Dieter Reiter treffend im Antrag der Stadt München an die UEFA formuliert hatte, „ein Zeichen im Sinne der Weltoffenheit und Toleranz und ein weithin sichtbares Signal für unser gemeinsames Werteverständnis“. Der Antrag wurde übrigens auch vom bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder unterstützt, doch hatten alle zusammen nicht damit gerechnet, dass weder die UEFA, noch Ungarn „weltoffen“ sind oder mit dem Rest Europas ein „gemeinsames Werteverständnis“ haben. Dass sich die UEFA auf die Seite derjenigen stellt, die für Intoleranz, Missachtung von Minderheiten und die Unterdrückung der Pressefreiheit stehen, ist eigentlich klar.

Die UEFA hat auch allen Grund, sich auf die Seite Ungarns und deren anachronistischer Weltanschauung zu stellen, denn es könnte durchaus sein, dass Budapest für die Finalspiele anstelle von London einspringen muss, da sich Großbritannien richtigerweise weigert, für 2500 VIP-Gäste des Kontinentalverbands die geltenden Corona-Regeln außer Kraft zu setzen, damit sich die Vertreter von Big Business ungetestet und ungeimpft „frei in London bewegen“ können und dabei die „Delta-Variante“ entweder verbreiten oder wenigstens als Souvenir zurück in ihre Länder nehmen können.

Diese EURO 2021 ist eine Farce, eine Veranstaltung, die nie in diesem Format hätte stattfinden dürfen. Allerdings wirft die Haltung der UEFA auch ein fahles Licht auf andere Aktionen des Verbands, mit denen dieser vermeintlich für Toleranz wirbt – diese Aktionen wird man künftig als das betrachten, was sie sind: reine Heuchelei.

Dass Ungarn ein homophobes Land ist, das weiß man. Dass die UEFA diese Einstellung teilt, das weiß man jetzt auch. Vielleicht sollten sich die in der UEFA organisierten Länder einmal an den Tisch setzen und überlegen, diesen Augias-Stall gründlich auszumisten, die dort herrschenden „grauen Herren“ abzusetzen und sich eine Spitze zu wählen, die etwas mehr im 21. Jahrhundert lebt als die ungarische Staatsführung. In der Zwischenzeit wäre es erfreulich, würde die deutsche Nationalmannschaft heute Abend gegen Ungarn gewinnen und damit für das frühzeitige Ausscheiden Ungarns sorgen. Dann müssten diese wenigstens nicht mehr bei der UEFA heulen, dass irgendjemand „Werbung“ für Homosexualität macht. Wir schreiben das Jahr 2021 und stellen fest, dass einige Länder und Organisationen immer noch im tiefsten Mittelalter steckengeblieben sind.

Erfreulich – mehrere Bundesligastadien werden heute Abend, auch wenn dort keine Spiele stattfinden, in den Regenbogenfarben beleuchtet werden. Und das können, sehr zu ihrem Bedauern, weder das homophobe Ungarn, noch die homophobe UEFA verhindern.

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