Die unendliche Geschichte… von Fessenheim

Die Verhandlungen um die 2012 versprochene Schließung von Fessenheim gehen weiter. Die Gewerkschaften ließen gestern ihre Mitglieder eine Stunde lang streiken.

Blick von Baden nach Fessenheim. Wenn das Ding hochgeht, ist der Oberrhein unbewohnbar. Foto: Andreas Schwarzkopf / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es ist wie die « Unendliche Geschichte » von Michael Ende – die Schließung von Fessenheim war dann wohl tatsächlich nichts anderes als ein leeres Wahlversprechen im Jahr 2012. Momentan laufen wieder Verhandlungen und da eine eventuelle Schließung von der Inbetriebnahme des bereits vor seiner Fertigstellung von Pannen gebeutelten Atomkraftwerks Flamanville in der Normandie abhängt, muss man wohl davon ausgehen, dass Fessenheim dem alten VW-Motto folgen wird: Das Kraftwerk läuft und läuft und läuft…

Momentan stellen sich die Gewerkschaften gegen eine Schließung von Fessenheim und zwar quer durch alle politischen Strömungen. Schade, dass weder Gewerkschaften noch Belegschaft bereit waren und sind, über den Umbau Fessenheims in ein internationales Schulungszentrum für den Rückbau von Atomanlagen nachzudenken, wie seit Jahren von verschiedenen Stellen vorgeschlagen.

Am 24. Januar soll dann der Verwaltungsrat des Betreibers EdF beschließen, wie es mit Fessenheim weitergeht, da die französische Umweltministerin Ségolène Royal die wunderbare Idee hatte, den Fuchs zum Oberaufseher im Hühnerstall zu machen, indem sie die Entscheidung über eine Schließung Fessenheims ausgerechnet dem Betreiber EdF überließ. Dass EdF sich, falls der Pannenmeiler von Flamanville je ans Netz geht, eher für die Schließung eines anderen, kleineren Atomkraftwerks statt der beiden Reaktoren in Fessenheim entscheiden wird, ist im Grunde eine Rechenaufgabe. Denn die uralte Anlage in Fessenheim produziert, wenn sie mal läuft und nicht wegen ihrer zahlreichen Pannen gerade abgeschaltet ist, Gewinne pur. Und zwar doppelt so viel wie Anlagen mit nur einem Reaktor.

Es ist schwer nachvollziehbar, dass eine so grundsätzliche Entscheidung von der Politik an den Hauptbetroffenen, nämlich EdF delegiert wird. Das ist ungefähr so, als würde man den Drogenhändlern am Frankfurter Hauptbahnhof die politische Entscheidung überlassen, ob Drogen legalisiert werden oder weiter verboten bleiben. Dass sich dann diejenigen, denen diese Entscheidung obliegt, für diejenige Option entscheiden, die ihnen den größten finanziellen Gewinn beschert, ist wenig erstaunlich.

Dass es allerdings die sozialistische Regierung in Paris geschafft hat, die Entscheidung über die Frage einfach abzugeben, ist jämmerlich. Die Entscheidung über die Energiewende dem Betreiber von 57 Atomkraftwerken zu überlassen ist eine politische Bankrotterklärung, die sicherlich auch im jetzt bereits laufenden Wahlkampf in Frankreich zur Sprache kommen wird. Doch handelt es sich leider nicht um ein rein französisches Problem – sollte die veraltete Anlage in Fessenheim eines Tages hochgehen, wird der gesamte Oberrhein zur unbewohnbaren Atomwüste werden. Gerade das aber hätte erfordert, dass die französische Regierung ihre Verantwortung wahrnimmt und eine Schließung anordnet. Dies nicht getan zu haben, könnte für die Sozialisten in Paris zu einem Bumerang werden.

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