Die unwürdige Demontage des Thomas M.

Wenige Spieler haben sich mehr um den deutschen Fußball verdient gemacht als Thomas Müller. Doch wie der FC Bayern München sein Karriereende inszeniert, ist nur noch peinlich.

Auch als Nicht-Bayern-Fan kann man Thomas Müller nur wünschen, dass der FC Bayern aufhört, ihn derart schäbig zu behandeln. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Seit einem Vierteljahrhundert hat Thomas Müller seinem FC Bayern München die Treue gehalten. Auf der Habenseite stehen nicht nur der Weltmeistertitel 2014 in Brasilien, sondern auch 741 Bundesligaspiele, in denen er 247 Tore erzielte, 131 Länderspiele (45 Tore), 12 deutsche Meistertitel, 6 DFB-Pokale und zwei Champions League-Titel und dazu war Thomas Müller zweimal Torschützenkönig bei Weltmeisterschaften. Wenige Spieler haben eine beeindruckendere Erfolgsbilanz aufzuweisen, doch jetzt, wo sich mit 35 Jahren seine Karriere dem Ende zuneigt, behandelt ihn der FC Bayern fast wie einen Aussätzigen.

Thomas Müller hätte gerne noch eine Saison drangehängt, um seine Karriere würdig ausklingen zu lassen. Gewiss, in dieser Saison kommt Thomas Müller meistens nur als Einwechselspieler zum Zug, doch selbst bei Kurzeinsätzen ist der Mann wichtig für das Team, zieht seine Mitspieler mit, ist immer noch für die überraschende Körpertäuschung gut und nach Aussagen seiner Mitspieler, ist er auch ein wichtiger Pol „in der Kabine“, der mit seinem Vierteljahrhundert FC Bayern ein Bindeglied zwischen Verein, Trainerstab und Kader ist. Ein Spieler, an dem sich junge Talente orientieren können, ein Spieler, der immer auf dem Boden geblieben ist und vor nicht langer Zeit ein 100-Millionen-Angebot von der britischen Insel ausgeschlagen hat. Denn Thomas Müller ist der FC Bayern und der FC Bayern ist Thomas Müller.

Doch der FC Bayern schweigt sich aus, es gibt kein Vertragsangebot und kein ehrenvolles Abschiedsprotokoll – der FC Bayern tut so, als habe es dieses Vierteljahrhundert der Ära Thomas Müller nicht gegeben.

Es mag seltsam wirken, wenn jemand, der so überhaupt kein Bayern-Fan ist wie der Autor dieser Zeilen, eine Lanze für einen Ur-Bayern bricht. Aber Thomas Müller ist eben auch eine wichtige Figur für den deutschen Fußball, einer, der Verdienste für den DFB erworben hat, wie kaum ein anderer. Da kann man gar nicht anders als den Kopf zu schütteln, wie der FC Bayern mit dieser hochverdienten Vereinsikone umgeht.

Wenn nun der eine oder andere „Experte“ Thomas Müller rät, seine Karriere in der US-Liga zu beenden, dann fragt man sich, was Thomas Müller denn dort soll. Der Mann ist derart bodenständig und in Bayern verwurzelt, dass er wohl kaum Haus und Familie verlassen wird, um noch ein wenig in den USA oder sonstwo zu kicken. Finanziell hat er ausgesorgt und vermutlich hätte er sich gewünscht, dass der FC Bayern ihn in allen Ehren verabschiedet, mit einem letzten Vertrag für eine Saison, bei dem er eine Art Abschiedtour hätte absolvieren können, die er verdient gehabt hätte.

Dazu wäre es fast logisch gewesen, Thomas Müller nach einem Übergang mit einer Aufgabe im Verein zu betrauen, denn das Vierteljahrhundert FC Bayern bekommt dieser Spieler nicht mehr aus den Kleidern geschüttelt.

Als Nicht-Bayern-Fan kann man Thomas Müller nur tiefen Respekt aussprechen und hoffen, dass sich der FC Bayern noch mal eines Besseren besinnt und Thomas Müller nicht wie einen 08/15-Spieler einfach vom Hof jagt. Denn das hat er wirklich nicht verdient!

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