Die wahren Herrscher der Welt

Sie haben kein Gehirn und überleben trotzdem (oder gerade deshalb) seit mehr als 500 Millionen Jahren auf diesem Planeten – die Quallen. Besonders schöne Exemplare gibt es nun im Zoo Basel zu sehen.

Was denken sich Quallen nur, wenn sie so herumschwimmen? Nichts - sie haben kein gehirn. Foto: (c) Zoo Basel 2016

(KL) – Sollten Sie am Wochenende die gute Idee haben, nach Basel fahren zu wollen, beispielsweise auf den dortigen, sehr schönen Weihnachtsmarkt, dann sollten Sie einen Besuch im „Zolli“ einplanen, dem Basler Zoo. Im Vivarium gibt es ab sofort eine schöne Quallenart zu bewundern, die einen zum Nachdenken bringt, die Gepunktete Wurzelmundqualle (Rhizostoma punctata). Warum es sie gibt, das weiß niemand so genau, nur dass es sie lange vor dem Menschen gab und auch noch lange nach ihm geben wird.

Die Gepunktete Wurzelmundqualle ist ein sehr seltsames Geschöpf. Sie hat, und das ist selbst für Quallen einzigartig, eine Art der inneren Befruchtung erfunden: Ihre Eier werden nicht wie bei Quallen üblich ins freie Wasser abgegeben, sondern im Magenraum (!) der Mutter zurückbehalten. Über ihren Wurzelmund strudelt die Qualle mit einer einwärts gerichteten Strömung Spermien in den Magenraum, welche die Eier befruchten. Die Eier entwickeln sich geborgen im Inneren der Qualle. Erst nach Tagen entlässt die Quallenmutter fertige Polypen aus ihrem Magen, die zum Meeresgrund absinken und nun dort weiterwachsen.

Dort setzen sich die nur 3 Millimeter kleinen Polypen fest und – machen dem Fischnachwuchs Konkurrenz, da sie auch Plankton fressen. Doch damit ist noch lange nicht genug – das Leben der Gepunkteten Wurzelmundqualle ist wirklich erstaunlich. Denn sobald es zu Schwankungen in der Umgebung kommt, beispielsweise im Salzgehalt oder der Temperatur, entwickeln die Polypen „Knospen“, die sich ablösen und eine andere Lebensphase beginnen und zwar als das, was wir als Qualle kennen. Bestehend aus 99 % Wasser (der Mensch besteht aus 63 % Wasser) und – ohne Gehirn. Zumindest haben die Forscher noch kein Gehirn bei Quallen finden können und wer weiß, vielleicht lebt es sich ja ohne Gehirn auch tatsächlich besser… Der Erfolg gäbe eher den Quallen als dem Menschen Recht.

Ansonsten ist auch das Leben als Polyp augenscheinlich recht kurzweilig. Denn die Polypen verbringen ihre Zeit damit zu fressen und sich zu teilen, also Kopien von sich selbst herzustellen. Was als Zeitvertreib immerhin so witzig sein muss, dass sich diese Tiere seit einer halben Milliarde Jahren mit nichts anderem beschäftigen.

Kein Gehirn. Aber – auch keine Kriege. Keine Morde. Keine Religion. Kein Hass und kein Geld, keine sozialen Klassen, keine Eliten, keine Streitereien. Kurz – ein schier unglaubliches Erfolgskonzept! Der Mensch, der auf der anderen Seite der Glasscheibe steht und sich dabei ziemlich überlegen vorkommt, bevölkert diesen Planeten erst seit, sagen wir mal, 50 bis 100 000 Jahren. Im Vergleich zu den Quallen also einen kurzen Wimpernschlag. Und wenn es so weitergeht, dann lebt der Mensch auch nur noch sehr kurze Zeit auf diesem Planeten. Da stellt sich doch die Frage, wer eigentlich auf der richtigen Seite der Glasscheibe steht…

Die Antwort auf diese und viele weitere Fragen – im Basler „Zolli“!

Alle praktischen Infos gibt es unter www.zoobasel.ch!

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