Die Welt ist nicht genug…

Seit jeher versucht der Mensch, seine Grenzen zu überschreiten, sie zu verschieben, sie zu verstehen. Auch die Mars-Mission „Perseverance“ soll die Menschheit weiterbringen. Aber wohin?

"Perseverance" im Anflug auf den Mars... Foto: NASA / JPL-Caltech

(KL) – Nein, die Menschheit wird nicht auf den Mars ausweichen können, wenn sie den Planeten Erde endgültig ruiniert haben wird. Die Suche nach „Ausweich-Planeten“ als mögliche Wohnstätte für Menschen ist ohnehin seltsam. Denn statt unglaubliche Summen zu investieren, um nachzuschauen, ob Leben nicht auch woanders möglich ist, könnte man diese Mittel auch einsetzen, um das Leben auf dem Planeten Erde zu retten.

Technisch ist die Mars-Mission „Perseverance“ eine Meisterleistung. Dass der Mensch in der Lage ist, Maschinen und Geräte quer durchs All zu schicken, um andere Planeten zu erforschen, ist unglaublich. Ein Beweis für den alten Satz: „Was des Menschen Wille erstrebt, das erreicht er“. Dieser Satz, der abwechselnd dem griechischen Philosophen Euripides, Friedrich Nietzsche oder auch Donald Duck zugeschrieben wird, bewahrheitet sich bei jeder NASA-Mission. Doch ist es durchaus zulässig, auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufzustellen. Gehören solche Missionen wirklich zu den vordringlichen Aufgaben der Menschheit?

Setzen wir die richtigen Prioritäten? Ein großer Teil der Menschheit ist durch Armut, Hunger, Krankheit, Kriege und oft durch eine Kombination dieser Dinge bedroht. Dies ist nicht neu, hat sich aber durch die aktuelle Pandemie noch deutlich verschärft.  Und so stellt sich die Frage, ob das Geld für die Raumfahrtprogramme nicht besser irdisch investiert würde, denn realistischerweise muss man sagen, dass die Menschheit nicht einfach auf einen anderen Planeten umziehen kann, wenn sie die Erde ruiniert haben wird.

Für viele Umweltprogramme ist kein Geld vorhanden und auch die verschiedenen Klima-Abkommen, Klima-Ziele und Klima-Absichtserklärungen werden unseren Planeten nicht retten. Zumindest so lange nicht, bis konsequent in Maßnahmen investiert wird, mit denen die näher kommende Klima-Katastrophe bekämpft werden kann.

Klar, die Bilder von der Mars-Landung waren beeindruckend. Das All öffnet sich ein wenig und die Wissenschaft versteht immer besser, wie das Universum und damit auch die Erde entstanden sein könnten. Was dieses Wissen nützt, wenn wir es tatsächlich geschafft haben werden, die Erde so zu vergiften, dass menschliches Leben hier nicht mehr möglich sein wird, kann niemand sagen.

Vielleicht zwingt uns die aktuelle Pandemie, unsere Wahrnehmung der Welt zu überdenken. Länder und Kontinente sind angesichts einer weltweiten Bedrohung uninteressante Größenordnungen. Was die Vakzine angeht, versteht man langsam, dass man ein Virus nicht dadurch bekämpfen kann, dass man die Bevölkerung reicher Länder impft, nicht aber die Bevölkerung armer Länder.

In der Folge der Pandemie werden wir alle zusammen nachdenken müssen, wie die Welt von morgen organisiert werden soll, wofür Geld ausgegeben wird und wie Prioritäten zu setzen sind. Und das wird die Wissenschaft genau so betreffen wie andere gesellschaftliche Bereiche. Man darf gespannt sein, wie lange eine solche ganzheitliche Betrachtung unseres Planeten anhalten wird…

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