Die Welt steht wieder einmal am Scheideweg

Offensichtlich hat die Menschheit nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Denn sie bewegt sich erneut hin zu einer Katastrophe, deren Ausmaße niemandem klar zu sein scheinen.

100 Jahre nach dem I. Weltkrieg stürmt die Welt sehenden Auges in die nächste globale Katastrophe. Foto: William Ivor Castle, Picture CO 876 / WIkimedia Commons

(KL) – Vor exakt 100 Jahren brach der I. Weltkrieg aus, der genau wie der II. Weltkrieg Millionen Menschenleben kostete. „Ach, die alten Kamellen interessieren doch heute niemanden mehr“, hört man immer öfter. Sollten sie aber. Denn wenn man analysiert, welche Umstände der Nährboden für solche Kriege sind, dann stellt man fest, dass sich die aktuellen Weltkrisen zum III. Weltkrieg ausweiten können.

Auch 1914 hielten sich alle für furchtbar schlau und den anderen überlegen. Doch aus Drohgebärden und dem Gefühl, dass die anderen Parteien irgendwann einlenken würden, entwickelte sich ein Krieg, bei dem es wie in allen Kriegen nur Verlierer gab. Bis auf die Rüstungsindustrie, die in jedem Krieg bereitwillig alle Kriegsparteien mit Tötungsgerät versorgte und glänzende Geschäfte machte. Und heute immer noch macht.

Wir leben, auch wenn viele gerne das Gegenteil denken, mitten in einer Wirtschaftskrise, die zwar noch nicht alle Länder und Kontinente gleichermaßen getroffen hat, die aber im Moment nur eine kleine Verschnaufpause gemacht hat, da die westliche Welt ihr Tafelsilber in die Rettung von Banken und korrupten Finanzmärkten gepumpt hat. Doch schon melden in verschiedenen Ländern die nächsten Großbanken Schwierigkeiten an und angesichts der globalen Vernetzung wird die Finanzkrise schon bald wieder im Mittelpunkt stehen.

Jeder Historiker wird bestätigen, dass eines der Hauptelemente in der Entwicklung von Kriegen Wirtschaftskrisen sind. Krieg ist ein beliebtes Mittel der Mächtigen dieser Welt, um soziale Unruhen zu kanalisieren und in eine andere Richtung zu lenken. Nämlich nach außen – denn wer eine vermeintliche äußere Bedrohung ernst nimmt, der vergisst darüber seine eigene soziale Kondition.

Im Jahr 2014 kommen weitere Elemente dazu, die es weder 1914, noch Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gab. Die Verteilungskämpfe um Energieressourcen haben längst begonnen, was viele deshalb noch nicht ernst nehmen, weil nach wie vor Strom aus der Steckdose kommt. Doch müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass neben unserer westlichen Welt neue Strukturen entstehen und bereits entstanden sind, die uns ziemlich bald den Saft abdrehen werden. Um das festzustellen, muss man eigentlich nur rechnen. Sobald die Gaspipeline zwischen Russland und China fertig gestellt ist, werden die russischen Gaslieferungen nach Europa versiegen – Russland produziert nicht genug Erdgas, um die ganze Welt zu versorgen.

Dazu kommt, dass mit den BRICS-Organisationen (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) ein Gebilde entstanden ist, in dem auf vier Kontinenten fast die halbe Weltbevölkerung auf mehr als einem Viertel der Erdoberfläche lebt. In Konflikt zwischen diesem neuen Block und bestehenden Strukturen ist mehr als nur möglich.

Religiöse Konflikte kommen ebenfalls auf die Liste der Elemente, mit denen sich die Welt gerade sehenden Auges in die nächste Katastrophe führen lässt. Kurz – alle Bedingungen für einen neuerlichen Gang in fatale Fehler sind wieder einmal vereint und es reicht nicht mehr, gespannt vor den Nachrichten zu schauen, wie sich das jetzt so entwickelt.

Und doch gibt es einen großen Unterschied zu 1914. Wir hätten heute die Möglichkeit, diese erneute Katastrophe zu verhindern. Wir leben im Westen in demokratischen Ländern (na ja, was man so demokratisch nennt…) und hätten die Möglichkeit, durch unser Wahlverhalten diejenigen aus dem Amt zu jagen, die für diese Entwicklung verantwortlich sind. Seltsam ist nur, dass wir es nicht tun – doch dadurch entsteht auch eine persönliche Verantwortung jedes Einzelnen für das, was da kommen wird.

Was wir heute brauchen, sind radikale Systemwechsel, der Austausch der Krisen- und Kriegstreiber, ein Ende eines korrupten, unsozialen und ganze Länder in den Bankrott treibenden Finanzmarkts, neue demokratische Prozesse in allen Ländern, auch in unseren Ländern, denn auch bei uns ist die Demokratie dabei, in der Korruption zu versinken.

Wir müssen endlich aufhören, uns von diesem korrupten Sumpf in unseren Hauptstädten und vor allem in Brüssel grundlegende Fehler als „alternativlos“ verkaufen zu lassen. Die Zivilgesellschaft muss nun alle verfügbaren Instrumente wie Volksabstimmungen, Bürgerbewegungen und Initiativen nutzen, um den systematischen Wahnsinn zu stoppen.

Unsere Generation hat ihre Eltern vorwurfsvoll gefragt, warum sie das Nazitum und den Krieg zugelassen hat. „Was habt ihr dagegen getan?“, haben wir unsere Eltern gefragt und keine Antworten erhalten. Wer nicht in ein paar Jahren von seinen Kindern die gleiche Frage gestellt bekommen möchte, der sollte jetzt aufstehen und mitteilen, dass er oder sie nicht länger bereit ist, durchgeknallte Politiker zu unterstützen, die unseren Planeten konkret gefährden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, denn wenn man genau hinschaut, dann stellt man fest, dass der III. Weltkrieg bereits begonnen hat.

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