Die Winter-Kriegsmüdigkeit

Die Propaganda-Meldungen aus Kiew und Moskau werden kaum noch gelesen, der befürchtete Overflow setzt ein. Und da die meisten Meldungen aus beiden Lagern nicht stimmen, liest sie kaum noch jemand.

Irgendwann müssen diese Bilder aufhören. Je schneller, desto besser. Foto: Voice of America (VOA) / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Davor hatten sich die Grünen Anton Hofreiter und Annalean Baerbock am meisten gefürchtet – die Kriegsmüdigkeit. Abgesehen davon, dass man schon ganz schön gestört sein muss, um KEINE Kriegsmüdigkeit zu verspüren, müssen wir uns trotzdem fragen, wie der Krieg in der Ukraine weitergehen soll, beziehungsweise schnellstmöglich beendet werden kann.

Momentan ist die Situation so: Seit Februar 2022 finanziert der Westen den russischen Krieg mit über 250 Milliarden Euro für russische Energieträger, die brav in Rubel gezahlt werden, womit der Westen die russische Währung auf den höchsten Stand seit 35 Jahren gebracht hat. Seit Februar 2022 finanziert der Westen für die Ukraine auch die Verteidigung gegen die russischen Angriffe und, gute Nachricht für beide Kriegsparteien, er hat auch bereits zugesagt, später für die entstandenen Schäden aufzukommen. Um die hierfür erforderlichen finanziellen Klimmzüge zu finanzieren, nehmen wir in Kauf, dass unsere Sanktionen in erster Linie unsere eigenen Bevölkerungen treffen, Sozialkonflikte auslösen und einen Teil der Menschen im Westen in die Armut treiben. Angesichts der Tatsache, dass der Westen außer „die Ukraine wird diesen Krieg gewinnen“ keinerlei eigene Strategie auf den Weg bringen kann, darf man die Frage stellen, ob wir eigentlich komplett verrückt geworden sind.

Nur – die Nachrichten aus der Ukraine interessieren kaum noch jemanden. Auch die Figur des Volodomyr Zelinskij hat Schaden genommen, aus dem „Superhelden“ der modernen Zeiten ist wieder der berechnende Schauspieler geworden, der sich im russischen Raketenhagel den Luxus leistet, einen innenpolitischen Zwist mit dem Bürgermeister von Kiew und politischem Konkurrenten Vitali Klitschko anzuzetteln.

Und wie soll es jetzt weitergehen? Putin und Zelenskij sind bereit, ihre jeweiligen Völker in einen jahrelangen Stellungskrieg zu führen, wer weiterhin Zehntausende Menschenleben kostet und die Zerstörung der Ukraine in Kauf nimmt. Dass momentan alle, in Ost und West, auf dem Holzweg sind, das kann jeder erkennen.

Werden wir nun jahrelang diesen Krieg finanzieren, der am Ende, wie alle Kriege, keine Gewinner, sondern nur Verlierer hat? Wäre es nicht an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft beide Seiten an den Verhandlungstisch zwingt? Doch Verhandlungen sind in weiter Ferne und die USA geben erste Zeichen, wie ihrer Meinung nach dieser Krieg weiterlaufen wird – in Washington überlegt man laut, ob man der Ukraine nicht das System GLSDB (Ground-Launched Small Diameter Bomb) zur Verfügung stellt. Dieses System ermöglicht, Raketen des Typs M26 mit Präzisionsbomben des Typs GBU-39 zu koppeln und damit zielgenau Angriffe bis zu einer Entfernung von 150 Kilometern zu fahren. Sprich – ein System, mit dem die Ukraine russisches Territorium angreifen kann. Also genau das, was man seit Beginn dieses Kriegs vermeiden wollte. Mit irgendwelchen westlichen Partnern sind diese Pläne nicht abgestimmt und nach wie vor kocht jedes westliche Land sein eigenes Ukraine-Süppchen.

Man sollte den USA nicht ermöglichen, den Ukraine-Krieg durch die Hintertür in den III. Weltkrieg zu verwandeln. Stattdessen wäre es dringend angesagt, dass die EU einen Gipfel zur Lage in der Ukraine organisiert, ausnahmsweise ohne Video-Schalte eines unrasierten Zelenskij in Kampfmontur und ohne die USA, um eine europäische Position zu diesem Konflikt zu finden und um einen Weg zu finden, den Angreifer Russland wirksam zu isolieren. Bislang finanziert der Westen diesen russischen Angriffskrieg und diese heuchlerischen Haltungen müssen einer echten Strategie weichen.

Die Lage einfach so weiterlaufen zu lassen, ist keine Option, denn dann dauert der Krieg Jahre und wird auch für den großzügigen Westen nicht mehr stemmbar sein. Ja, die Kriegsmüdigkeit ist da, sie wird immer stärker. Und das beweist, dass die Menschen etwas realitätsbezogener sind als die Kriegspolitiker, die, wie immer, die einzigen sein werden, die unter den Folgen dieses Kriegs nicht leiden müssen. Und nein, Frieden ist nicht etwa ein Schimpfwort, sondern die einzig echte Option in diesem wahnsinnigen Kriegsgeschehen.

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