Die Wirtschaft hängt am Tropf der Kurzarbeit

Während an den Börsen „business as usual“ herrscht, hängt die Realwirtschaft am Tropf. Ohne das Instrument der Kurzarbeit würden bereits deutlich mehr Lichter ausgehen.

Die Wirtschaft in Deutschland und Frankreich hängt am Tropf - in beiden Lândern befinden sich zusammen über 10 Millionen Menschen in Kurzarbeit. Foto: Futurhit12 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Zum Monatswechsel werden wir wieder die aktuellen Zahlen des Arbeitsmarkts erhalten und kommentieren, und wieder werden diese Zahlen durchaus positiv und ermutigend aussehen. Doch währenddessen rollte weiter der Tsunami auf uns zu und ohne die Kurzarbeit würde die Wirtschaft in Deutschland und Frankreich bereits massiv gerupft sein.

Die Z    ahlen sprechen eine deutliche Sprache. Im Juni befanden sich in Deutschland rund 6,7 Millionen Menschen in Kurzarbeit, in Frankreich waren es rund 4,5 Millionen Personen. Das sind alleine in diesen beiden Ländern, die zu denjenigen zählen, denen es im Vergleich mit anderen gut geht, über 10 Millionen Menschen in Kurzarbeit und es steht zu Befürchten, dass viele dieser 10 Millionen Arbeitsplätze nicht gerettet werden können. Nach einer Studie des Kreditversicherers Euler Hermes hängt die Anzahl der geretteten Arbeitsplätze davon ab, wie lange die Zahlungen des Kurzarbeitergelds aufrecht erhalten werden können. Faustregel – je länger der Staat unterstützen kann, desto mehr Arbeitsplätze können gerettet werden.

Gerade in der aktuellen Phase eines zwar noch zögerlichen, aber dennoch entschlossenen Wiederanlaufs der Wirtschaft wäre es wichtig, nicht von der anrollenden Pleitewelle erdrückt zu werden. Jeder gerettete Arbeitsplatz ist ein kleines Steinchen in der Deichanlage gegen den Wirtschafts-Tsunami.

Arbeitsminister Hubertus Heil hat bereits durchblicken lassen, dass er bereits ist, die Hilfeleistungen fortzuführen, wobei er diese Hilfen an eine Verpflichtung zur beruflichen Weiterbildung und Qualifizierung koppeln will. So könnte die Zeit der Kurzarbeit sinnvoll genutzt werden und zumindest teilweise den trotz einer steigenden Arbeitslosigkeit weiter bestehenden Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Die staatlichen Hilfen speziell für die Unternehmen des Mittelstands weiterzuführen, das ist in die Menschen und deren Zukunft investieren. Dann müssen eben Haushalte umgeschichtet und neu erdacht werden – die aktuelle Krise zwingt uns, bei Ausgaben die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund zu stellen. Die Kurzarbeit so lange weiterzuführen, wie dies nur irgend möglich ist, kostet zwar eine Stange Geld, doch könnte diese Maßnahme die Welle der Firmenpleiten abfedern und viele Arbeitsplätze retten. Der bisherige Erfolg gibt der Regierung Recht – nun sollte dieser Weg konsequent weiter gegangen werden.

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