Diese Menschen haben keine Lobby

Armut und Obdachlosigkeit gehen viel zu oft Hand in Hand. Doch um die zahlreichen Obdachlosen unterzubringen, fehlt es an Geld und dem politischen Willen.

Zu übersehen ist das Problem der grassierenden Armut eigentlich nicht mehr. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Jetzt im Winter, wo die Temperaturen nachts und manchmal auch tagsüber unter Null sinken, fallen einem die vielen Obdachlosen noch mehr auf als in den wärmeren Jahreszeiten. Denn in Frostnächten sind diese Menschen akut gefährdet. Doch in Zeiten, in denen man abstruse Summen für Waffen und Kriege ausgibt, ist für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft nichts da. Einzig die karitativen Organisationen kümmern sich noch um diese Menschen, doch denen werden gerade auch immer weiter die Mittel gestrichen. Ein Teufelkreis, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.

Die Zahlen spiegeln die ganze Misere dieser Menschen wieder. In Frankreich sind momentan rund 330.000 Menschen obdachlos, doppelt so viele wie zu Beginn der Präsidentschaft von Emmanuel Macron, obwohl dieser damals vollmundig angekündigt hatte, dass es „am Ende seines Mandats keinen einzigen Obdachlosen mehr geben würde“. Passiert ist genau das Gegenteil, die Anzahl Obdachloser hat sich verdoppelt.

In Deutschland leben nach Schätzungen der Sozialverbände rund 60.000 Menschen auf der Straße, während 440.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht sind. Die Armut grassiert und das deckt sich mit den Aussagen der „Tafel“ in Deutschland und der „Restos du Coeur“ in Frankreich, die ebenfalls kaum noch in der Lage sind, die Nachfrage zu befriedigen. Die Armut galoppiert durch unsere Gesellschaften und da Menschen, die durch das soziale Netz fallen, für die Politik uninteressant sind, wachsen die Armut-Probleme immer weiter.

Doch dieses extreme Armuts-Phänomen ist nicht mehr zu übersehen. In den Städten schlafen Menschen an allen nur vorstellbaren Orten und Plätzen, ganze Familien schlafen frierend in Zelten und dieses Phänomen ist ein Ausdruck dessen, dass man die falschen Prioritäten setzt. Dass viele Politiker die Begriffe „Armut“ und „Faulheit“ gleichsetzen, wird der Situation nicht gerecht. Doch was ist eine Gesellschaft wert, die ihre schwächsten Mitglieder nicht etwa mitnimmt, sondern sie schulterzuckend sich selbst überlässt?

Dass genau in dieser Situation den karitativen Organisationen die Mittel gekürzt werden, um weiterhin Kriege, die Steuerflucht der Superreichen und die satten Dividenden in den großen Unternehmen zu finanzieren, ist eine Schande für diejenigen Zivilisationen, die sich für die größten der Welt halten. Wie viele Menschen müssen noch erfrieren, verhungern oder sich mit schwersten Depressionen selbst umbringen, bevor die Staaten das wenige Geld in die Hand nehmen, um diesen Menschen wenigstens das Überleben zu gewährleisten? Die Zahlen aus zwei der größten Industrienationen der Welt, Deutschland und Frankreich, sind ein Armutszeugnis für diejenigen, die durchaus die Möglichkeit hätten, an diesem Zustand etwas zu verändern.

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