Diese Woche stimmt das französische Parlament zur Gebietsreform ab

Im Elsass steigt die Spannung. In dieser Woche entscheidet die Nationalversammlung über die geplante Gebietsreform und alles deutet darauf hin, dass die Region Elsass abgeschafft wird.

Ja, das Elsass... diese Woche entscheidet sich ein gutes Stück der Zukunft dieser schönen Region. Foto: Bibliothèque Nationale et Universitaire, No. 686162 / Wikimedia Commons / LO

(KL) – Der französische Ministerpräsident Manuel Valls war unzweideutig. Vor dem französischen Senat hatte Valls erklärt, dass er nach wie vor und trotz aller Proteste aus dem Elsass weiterhin für eine neue ostfranzösische Großregion sei, die sich von den Toren der Hauptstadt Paris bis an die deutsche Grenze erstrecken soll. Daher wird nun damit gerechnet, dass die Assemblée Nationale für eine neue französische Karte mit 13 Regionen stimmen wird. Und die Region Elsass damit von der Landkarte verschwindet. Inzwischen arbeitet man im Elsass fieberhaft an den Möglichkeiten, diesen zu erwartenden Entschluss in höheren Instanzen anzufechten.

Champagne-Ardennes, Lothringen und das Elsass – diese drei Regionen sollen künftig nach den Plänen der Regierung eine Einheit bilden. Während es historische Verbindungen zwischen Lothringen und dem Elsass gibt (immerhin seit den „Straßburger Eiden“ aus dem Jahr 818!), stellt man sich die Frage, wo die Berührungspunkte mit der Region Champagne-Ardennes sein sollen. Und auch die Frage, was ein administrativer Zusammenschluss mit der weit entfernten Region von Reims, Charleville-Mézières oder Givors bringen soll.

Diejenigen, die eine eigenständige Region Elsass wollen, haben ihr Anliegen jämmerlich schlecht verteidigt und kommuniziert. Viele Lokalfürsten, die wohl vor allem um ihre gut dotierten Posten fürchten, benahmen sich wie die Robin Hoods des Elsass, nachdem sie jahrelang alle Chancen verpasst haben, echte Fortschritte für das Elsass zu organisieren. Jetzt, wo es praktisch zu spät ist, merken plötzlich viele, dass es mehr gute Argumente für eine Region Elsass gibt, als man bisher kommuniziert hat. Nur – die abschließende Debatte in der Nationalversammlung beginnt am Dienstag und angesichts der klaren Mehrheitsverhältnisse im französischen Parlament ist ziemlich klar, wie die Abstimmung ausgehen wird.

Danach können (und werden) die elsässischen UMP-Abgeordneten den Vermittlungsausschuss anrufen, die „Commission Paritaire Mixte“, doch ist nicht richtig klar, mit welchen Argumenten ein solches Abstimmungsergebnis angefochten werden kann.

In diesem Prozess wurde es von den elsässischen Verantwortlichen ebenfalls verpasst, sich Unterstützung von der deutschen Seite zu holen. In die immer gleichen alten Reflexe verfallend, beschränkte man sich auf eine teilweise etwas dümmliche Polemik und verpasste es, die Region als das darzustellen, was sie ist – ein „europäisches Laboratorium“, eine trinationale Region, in der Europa im Kleinen experimentiert wird und so überlebenswichtige Dinge wie ein gemeinsamer Arbeitsmarkt entstehen. Dass der ganze französische Staat von den Erfahrungen profitieren kann, die man in der deutsch-französischen Grenzregion macht, das vergaß man ebenfalls, dem Rest des Landes mitzuteilen.

So wird sich diese Woche schon ein Stück der elsässischen Zukunft entscheiden. Doch diejenigen, die nun befürchten, dass dabei auch die „elsässische Identität“ verloren gehen könnte, machen sich umsonst sorgen. Die „elsässische Identität“, falls es so etwas überhaupt gibt, hat sich durch die Wirrungen und Irrungen der Geschichte entwickelt und hat bisher alles überstanden, was ihr zugemutet wurde. Und so wird es auch in Zukunft sein. Allerdings mit dem zusätzlichen Problem, dass man vielleicht wird lernen müssen, mit den Menschen in der Champagne umzugehen, die den Elsässern fremder sind als die deutschen und schweizerischen Nachbarn. Nur eines scheint heute schon klar zu sein – mit der Abstimmung in der Nationalversammlung wird das Thema noch lange nicht abgeschlossen sein.

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