Dieselgate – jetzt auch Renault…

Wer sich gewundert hatte, warum die anderen Autohersteller nicht über VW und PSA-Opel nach dem „Dieselgate“ hergefallen sind, der hat nun die Antwort…

Auch beim Renault Captur soll es zu Abgas-Manipulationen gekommen sein. Foto: TuRbO_J from Adelaide, Australia / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Das war schon seltsam, dass die internationalen Autohersteller nach dem Bekanntwerden des „Dieselgate“, das VW, Audi, Opel und andere betraf, nicht laut aufschrien, keinen fairen Wettbewerb einforderten und auch nicht in lauten Werbekampagnen „Wir nicht!“ schrien – jetzt weiß man, warum. Der Betrug um die Einhaltung strenger Abgasnormen machte auch vor Autoherstellern aus anderen Ländern nicht halt. Jetzt steht Renault im Fadenkreuz der Ermittler.

Die Ermittlungen des Zentrums für Volksgesundheit des Oberlandesgerichts Paris (Tribunal de Grande Instance) sind nach Aussagen der KollegInnen von „Le Monde“ bereits weit fortgeschritten und ermittelt wird wegen „schweren Betrugs“. Denn genau wie die deutschen Kollegen wurden offenbar auch bei Renault technische Vorkehrungen getroffen, mit denen bei Abgastests die Stickoxid-Emissionen manipuliert wurden.

Bereits Ende 2017 beauftragte das Gericht ein spezialisiertes Forschungsinstitut (ISAT) mit der Durchführung einer Studie auf zwei Modellen der Marke Renault – dem „Captur“ und dem „Clio IV“. Nach zahlreichen Tests kommt das Institut zu einem deutlichen Ergebnis: „Es existiert eine Veränderung der Reinigungsfilter-Anlagen, mit denen [der Motor] an die Zulassungs-Prozedur bei verschiedenen Einsatzbedingungen angepasst werden kann“. So schön kann man es auch ausdrücken. Im Klartext: Um die Zulassungen für die wichtigen Absatzmärkte zu erhalten, haben die Hersteller geschummelt und künstlich ihre Emissionen kleingehalten. Aber eben nur bei den Testfahrzeugen.

Der Trick: Das Institut ISAT stellte fest, dass sich die Stickoxid-Filteranlagen alleine abschalteten, sobald die Geschwindigkeit unter 50 km/h sank, sowie bei kalten und anderen Betriebsbedingungen. Eine so abgeschaltete Filteranlage ermittelt natürlich dann auch keine Abgase, die in diesem Zustand ungefiltert die Anlage passieren und so in die Luft geblasen werden. Wenn dann die Emissions-Durchschnittswerte ermittelt wurden, lagen sie im zulässigen Bereich.

Das „Dieselgate“ kommt damit nun auch auf internationaler Ebene an. Dabei geht es keineswegs darum, nun mit dem Finger auch auf andere zu zeigen – die Nationalität des jeweiligen Herstellers ist eigentlich zweitrangig. Wesentlich schwerwiegender ist die Tatsache, dass wohl die meisten Autohersteller wissentlich und mit eindeutig krimineller Energie Umweltvorschriften umgehen und betrügerisch unterlaufen, zum Schaden aller Bürgerinnen und Bürger. Wie soll man Menschen zu einem umweltbewussten Verhalten bewegen, wenn die Industrie (zumeist unter der schützenden Hand der Politik, die alles tut, um Arbeitsplätze zu sichern) in ihrem Streben nach Gewinnmaximierung weiterhin die Umwelt vergiftet? Wie ernst kann man den politischen Diskurs nehmen, der ein Umdenken in Umweltfragen einfordert? Der Schaden, den die Automobil-Industrie anrichtet, geht weit über die Abgase hinaus.

Wieder einmal kristallisiert sich das Bild einer zu engen Verwobenheit zwischen Industrie und Politik heraus – ein echtes Brüsseler Problem. Dort, wo die europäische Politik die Gesetze von Lobbyisten formulieren lässt, darf man sich nicht wundern, dass das Vertrauen der Menschen schwindet.

„Dieselgate“ wird also international. Und jede Wette, nach VW, PSA (Opel) und nun Renault, wird es auch noch andere Hersteller treffen. Und zwar all diejenigen, die nach Bekanntwerden des Dieselgate den Kopf eingezogen und gehofft hatten, der Kelch würde an ihnen vorübergehen. Tut er aber nicht.

 

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