Djocovid, der Held der Querdenker

Der serbische Tennisprofi stilisiert sich selbst zum Helden der Querdenker und seine Familie versteigt sich sogar zu Vergleichen mit Jesus. Und auch bei uns hat der prominente Schwurbler seine Unterstützer.

Entweder hat er Dritte gefährdet oder gelogen - in beiden Fällen sollte er heute nach Hause geschickt werden... Foto: François GOGLINS / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Nach zwei Jahren der Pandemie hat man das Gefühl, dass das Virus auch an den Hirnwindungen mancher Zeitgenossen knabbert. Heute fällt nun das wohl endgültige Urteil der australischen Gerichte, die zu entscheiden haben, ob Novak Djokovic nun nach Australien einreisen darf, um an den Australian Open teilzunehmen. Die Geschichten, die seine Anwälte und seine Familie auftischen, sind unglaublich und man muss hoffen, dass es keine „Lex Djokovic“ gibt, damit sich der Multimillionär über die Covid-Regeln hinwegsetzen kann.

Nein, Djokovic ist kein „Held der Freiheit“ und wenn heute Schwachköpfe erklären, „Je suis Djokovic“, im gleichen Atemzug mit „Je suis Charlie“ und damit den arroganten Tenniscrack mit den 11 Todesopfern der Anschläge von Paris auf das Satiremagazin 2015 vergleichen, dann erkennt man, dass das Virus nicht nur Spuren in den Lungen seiner Opfer hinterlassen hat.

Nach Angaben seiner Anwälte wurde Djokovic am 16. Dezember 2021 positiv auf Covid getestet. Dies hielt ihn allerdings in den folgenden Tagen nicht davon ab, ohne Maske bei öffentlichen Auftritten zu erscheinen, von denen es zahllose Fotos in den sozialen Netzwerken gibt. Sollten die Angaben seiner Anwälte stimmen, dann hat Djokovic nach seinem positiven Test willentlich und wissentlich Dritte gefährdet (und höchstwahrscheinlich angesteckt); sollten diese Angaben nicht stimmen, hat er versucht, sich die Einreise nach Australien mit falschen Angaben zu erschleichen. In beiden Fällen kann es eigentlich nur eine Entscheidung geben: Djokovic in den nächsten Flieger zu setzen, damit er im schnuckeligen Monaco bei Kaviar und Champagner darüber nachdenken kann, wie generell in Australien mit illegalen Einwanderern umgegangen wird.

Dass nun Querdenker aller Art Novak Djokovic zum „Helden“ der freien Meinungsäußerung machen, ist unglaublich. Warum, bitteschön, sollte es eine Ausnahmeregelung für jemanden geben, der entweder wissentlich Dritte gefährdet hat oder aber versucht hat, sich die Eintrittskarte nach Australien zu erschleichen? Nur, weil der Mann steinreich ist? Nur, weil er gut Tennis spielen kann?

Dass Serbien aus der Angelegenheit einen diplomatischen Skandal strickt, dass ihn seine Familie mit Jesus vergleicht, dass ein Aufschrei durch die Welt geht, weil der Mann in einem Auslieferungshotel mi anderen illegalen Einwanderern bleiben muss, all das zeigt, dass wir gerade dabei sind, jedes Augenmass zu verlieren. Djokovic hat bei den Australian Open nichts verloren und es bleibt zu hoffen, dass die australischen Gerichte heute entscheiden, den Mann wieder heim zu schicken. Angesichts der dramatischen Ausbreitung der Omikron-Variante wäre es ohnehin besser, die anstehenden Großereignisse wie die Australian Open und die olympischen Winterspiele in China abzusagen. Aber da bei diesen Veranstaltungen viel Geld im Spiel ist, läßt man sie eben doch stattfinden, während sich Otto Normalverbraucher durch einen Wust nicht mehr nachvollziehbarer Maßnahmen kämpfen muss. Was antwortet man dann Menschen, die sagen, dass die Regierungen die Pandemie gar nicht mehr bekämpfen, sondern nur noch verwalten? Will Australien seine Glaubwürdigkeit behalten, dann sitzt Novak Djokovic heute im Flieger zurück nach Europa.

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