Eher für den Weltkreis als für die Stadt

Der Segen „Urbi et Orbi“ von Papst Franziskus richtete sich mehr an „orbi“, also die ganze Welt, als an die Stadt Rom. Seine Friedensbotschaft ist schonungslos – Franziskus nennt die Dinge beim Namen.

Für seine Friedens-Appelle muss man Papst Franziskus dankbar sein. Foto: Christoph Wagener / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Wir befinden uns im III. Weltkrieg, der dezentral bereits auf der ganzen Welt tobt, der vom Menschen beendet werden könnte, doch stattdessen werden die Auseinandersetzungen immer brutaler. Die Aussagen von Papst Franziskus, der beim Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“ die Mächtigen der Welt aufforderte, „die Waffen zum Schweigen zu bringen“, könnten richtiger nicht sein, und da ändert auch die Tatsache nichts daran, dass Franziskus selbst einer Organisation vorsteht, die sich vvon Skandal zu Skandal hangelt.

Papst Franziskus zeichnete in seiner Ansprache eine ziemlich genaue Karte des III. Weltkriegs, der sich eben keineswegs auf die Ukraine beschränkt, sondern gleichzeitig auch in Syrien tobt, im Libanon, in der Sahelzone, im Yemen, in Myanmar, Iran und Haiti, wobei diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Der Krieg, die Gewalt, das Töten sind erdumspannend und so bat Franziskus Gott „den Verstand jener zu erleuchten, die die Macht haben, die Waffen zum Schweigen zu bringen und diesem sinnlosen Krieg ein sofortiges Ende zu setzen!“

Es wirkt so, als sei Papst Franziskus die letzte laut vernehmbare Stimme, die von Frieden spricht und diesen fordert. Diejenigen, deren Verstand dringend erleuchetet werden müsste, haben sich in einer Kriegslogik verrannt, die immer brutaler wird und immer weitere Teile der Welt betrifft. Lebensmittellieferungen bleiben aus und führen zu Hungersnöten in Teilen der Welt, die weit von der Ukraine entfernt sind. Die weltweiten Produktions- und Lieferketten und damit das wirtschaftliche Gleichgewicht sind nachhaltig erschüttert, wachsende soziale Spannungen sind nur eines der Ergebnisse. Und je schwieriger die Lage wird, desto einfacher ist es, nach Krieg und Gewalt zu rufen, Hass- und Feindbilder aufzubauen, die Welt zu spalten.

Für Christen ist Weihnachten das Fest der Hoffnung, einer Hoffnung auf einen Erlöser, der eine aus den Fugen geratene Welt wieder ordnet. Ob das nun so passiert oder nicht, das wird die Welt erleben, doch ist dies ein Zeitpunkt im Jahr, zu dem man ganz besonders darüber nachdenken sollte, wie man Frieden schaffen kann.

Die Welt braucht gerade viel mehr Stimmen wie diejenige von Papst Franziskus, dessen Appell zum Frieden einen scharfen Kontrast zu den kriegshetzenden Ansprachen des Moskauer Patriarchen Kyrill darstellt. Alle Kräfte, alle Überlegungen müssen auf ein Friedensprojekt ausgerichtet sein, damit das Töten, Foltern, Vergewaltigen, Aushungern, Erfrieren, Entführen und Quälen endet. Für diese Weihnachtsbotschaft von Papst Franziskus muss man dankbar sein.

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