Eigentlich wollen ja alle…

Eine Umfrage in Deutschland und Frankreich zeigt, dass eigentlich alle gerne Europa weiter entwickeln würden – da wäre es doch gar nicht schlecht, würde es mal jemand machen...

Umfragen in Deutschland und Frankreich zeigen, dass die Menschen viel mehr Europa wollen. Und nicht weniger. Foto: Reneman / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(WB) – Eine Umfrage der Institute „infratest-dimap“ und „TNS-Sofres“ im Auftrag des Saarländischen Rundfunks und des Deutsch-Französischen Journalistenpreises hat ein eigentlich ermutigendes Ergebnis erbracht. Eine große Mehrheit der Deutschen und Franzosen wünscht sich eine Stärkung der europäischen Zusammenarbeit und ist der Ansicht, dass nationale Ansätze keine Lösungen für die Probleme der heutigen Zeit sind. Eine Umfrage, die eine Art Auftrag für diejenigen ist, die unsere Länder regieren.

Erstaunlich – 83 % der befragten Deutschen und 77 % der befragten Franzosen sprechen sich für eine Stärkung der europäischen Zusammenarbeit aus – und mehr als zwei Drittel der Befragten in beiden Ländern wünschen sich sogar eine gemeinsame europäische Politik in Wirtschafts- und Finanzfragen. Und die gemeinsame Währung, die so viele als „Wurzel allen Übels“ in Europa betrachten? Auch die würden die Deutschen und Franzosen zu mehr als zwei Dritteln gerne beibehalten – 71 % in Deutschland und 66 % in Frankreich. Was dann wohl auch das Märchen beenden dürfte, nach dem in Deutschland alle von der guten, alten Mark träumen…

Herrscht ebenfalls Einigkeit in der Frage, ob man die Zuwanderung nach Europa begrenzen sollte (57 % der Deutschen und 52 % der Franzosen halten das für eine Notwendigkeit), ist man sich nicht mehr einig, was die Grenzkontrollen angeht. Während 66 % der Franzosen die Wiedereinführung von Grenzkontrollen begrüßen (die Frankreich ja bereits wieder im Rahmen seines Ausnahmezustands eingeführt hat), sind 58 % der Deutschen weiterhin für ein offenes Europa, das „Schengener Europa“, das im Laufe des letzten Jahres bereits fast überall faktisch abgeschafft wurde.

Und mögen scheinen sich Deutsche und Franzosen ebenfalls… 85 % der befragten Deutschen haben an, dass ihnen Frankreich und die Franzosen sympathisch sind und immerhin 74 % der Franzosen haben eine positive Meinung von Deutschland und den Deutschen. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. So finden 71 % der Franzosen, dass Deutschland ein „egoistisches“ Land ist (was nur 59 % der Deutschen von den Franzosen denken). Und seltsam – 61 % der Franzosen sind „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit der Politik von Angela Merkel, während nur 38 % der Deutschen eine gute Meinung vom französischen Präsidenten François Hollande haben.

Auch, wenn es politisch mit der deutsch-französischen Zusammenarbeit nicht so klappt, so scheinen sich zumindest die Beziehungen zwischen den Menschen eingespielt zu haben. 81 % der Deutschen und 76 % der Franzosen sind der Ansicht, dass die Beziehungen zwischen beiden Ländern „stabil“ sind – und das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Diese Umfrage ist nicht nur ermutigend und zeigt, dass sich in den letzten Jahrzehnten viel in den deutsch-französischen Beziehungen getan hat, sondern auch, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland und Frankreich (also ungefähr ein Viertel der gesamten europäischen Bevölkerung) eine Art föderalistisches Europa mit einer gemeinsamen europäischen Politik wünschen. Und das wäre dann ja ein Hinweis darauf, dass der Traum von den „Vereinigten Staaten von Europa“ trotz der aktuellen Krisen noch nicht ausgeträumt ist…

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