Ein außergewöhnlicher Mann

Er war einer der meistgesuchten Gangster Frankreichs. Er verbrachte 26 Jahre seines Lebens im Gefängnis. Er kämpfte für einen humanen Strafvollzug und wurde zum Schriftsteller. Roger Knobelspiess ist gestorben.

Nachruf auf Roger Knobelspiess. Foto: Romuald Knobelspiess

(KL) – Über sein Leben müsste man Filme drehen. Roger Knobelspiess war eine Persönlichkeit, an der sich die Geister schieden. Mehrfach für Überfälle verurteilt, an denen er stets eine Beteiligung abstritt, lernte er im Gefängnis den wohl berühmtesten Gangster Frankreichs der letzten 50 Jahre kennen, Jacques Mesrine. Im Gefängnis begann der hoch begabte Roger Knobelspiess mit dem Schreiben von Büchern, wobei ihm sein erstes Buch „Hochsicherheitstrakt“ (mit einem Vorwort des Philosophen Michel Foucault), in dem er die Zustände der Isolationshaft anprangerte, die Unterstützung bekannter Intellektueller und Künstler einbrachte. Stets politisch motiviert, führte Roger Knobelspiess ein Leben im ständigen Wechsel zwischen „drinnen“ und „draußen“ – nun ist er im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer langen Krankheit gestorben.

1981, als François Mitterand an die Macht kam, wurde Roger Knobelspiess begnadigt, doch bereits zwei Jahre später wieder festgenommen, wieder für einen Überfall, dessen Ausführung er bestritt. In Haft schnitt er sich einen Finger ab, den er an den damaligen Justizminister Robert Badinter schickte, um gegen seine Verurteilung zu protestieren – Künstler wie der Zeichner Wolinski oder der Sänger Jacques Higelin unterstützen Knobelspiess in seinen Forderungen.

1986 wird er tatsächlich freigesprochen, nur um 1987 bei einem Banküberfall erwischt zu werden und wird ebenfalls für eine Schießerei mit der Polizei verurteilt. 1990 wird er schließlich begnadigt und widmete sich fortan der Literatur und seinem politischen Kampf für die Rechte von Häftlingen.

Acht Bücher hat Roger Knobelspiess geschrieben, in vielen Filmen als Schauspieler mitgewirkt und seine Zeitgenossen sowohl durch seinen politischen Kampf, seine künstlerischen Fähigkeiten und seinen ungewöhnlichen Lebenslauf beeindruckt. Möge er in Frieden ruhen.

rk

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste