Ein „Drive-Thru“ der ganz besonderen Art

In der Kleinstadt Parachute in Colorade eröffnet demnächst der weltweit erste und einzige Marihuana-Drive-Thru – der Legalisierung folgt nun die Normalisierung.

An solchen Drive-Thru-Schaltern kann man künftig in Colorado Marihuana kaufen. Nach der Legalisierung folgt die Normalisierung. Foto: Tysto / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Es klingt erstaunlich, ist aber wahr. Die Verfügbarkeit legalen Marihuanas lässt die Nutzerzahlen nicht etwa in die Höhe schnellen, sondern senkt sie, was sowohl die Zahlen aus den Niederlanden wie auch aus den Ländern belegen, in denen Marihuana legalisiert wurde. Sobald der Reiz des Verbotenen wegfällt, sind speziell Jugendliche weitaus weniger von der weichen Droge angezogen. In Colorado eröffnet nun der erste Drive-Thru, in dem die Kunden en passant ein Päckchen Gras kaufen können. Die Zeiten ändern sich…

Dass die Legalisierung weicher Drogen auf allen Ebenen nur Vorteile bringt, ist längst klar. Die Horrorvision ganzer Generationen Jugendlicher, die statt in die Schule zu gehen vor der Shisha hocken, ist falsch, wie alle verfügbaren Zahlen belegen. Dazu steht die Frage im Raum, wem es etwas bringt, mehr als 30 % der Jugendlichen zu kriminalisieren, denn so hoch ist der Prozentsatz der Jugendlichen (14 bis 29 Jahre), die zumindest schon mal an einem Joint gezogen haben und sich damit technisch strafbar gemacht haben. Wem nützt es, diese jungen Menschen zu kriminalisieren und eventuell ganze Lebensläufe zu zerstören, wenn mal ein Jugendlicher mit etwas Grass erwischt wird?

In den Ländern, in denen Marihuana legalisiert wurde, passiert nun gerade genau das, was auch in den Niederlanden passierte – es tritt eine Normalisierung ein und sobald der erste Hype und damit verbundene „Kiffertourismus“ abgeebbt ist, werden sich die Dinge einspielen. Die Eröffnung eines Drive-Thru nach dem Vorbild großer Fast-Food-Ketten ist ein weiteres Zeichen dafür, dass nichts diese Normalisierung aufhalten kann.

Durch die Trennung der „weichen“ von den „harten“ Drogen werden Jugendliche sogar besser geschützt. Was passiert, wenn aus einer liberalen eine restriktive Drogenpolitik wird, erkennt man in denjenigen niederländischen Provinzen, in denen die Regelungen für „Coffeeshops“ wieder verschäft wurden, speziell im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. In Maastricht, wo Ausländer nicht mehr in den Coffeeshops einkaufen dürfen, sieht man an den Ufern der Maas nun wieder etwas, was völlig aus dem Stadtbild verschwunden war – Dealer. Die, wie in der Vergangenheit, eben nicht nur Marihuana, sondern auch alle Arten anderer Drogen im Angebot haben – ein niederschwelliges Angebot für junge Menschen, das eigentlich schon längst überwunden war.

Und natürlich achtet man auch in Colorado darauf, dass die Situation nicht ausufert. So wird der neue Drive-Thru von Videokameras überwacht, die verkauften Produkte dürfen nicht von außen her zu sehen sein und alle Insassen im Fahrzeug müssen über 21 Jahre alt sein.

Es würde deutlich mehr Sinn machen, würde sich die Polizei um gefährliche Terroristen und Verbrecher und nicht mehr um harmlose kleine Kiffer kümmern. Das Verbot von Cannabis ist ungefähr so sinnvoll wie die Prohibition des Alkohols in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in den USA. Schenkt man den Berichten aus dieser Zeit Glauben, dann nützte das Alkoholverbot vor allem dem organisierten Verbrechen, das die Prohibition nutzen konnte, um ganze Imperien aufzubauen. Es wäre vielleicht gar nicht schlecht, aus der Geschichte zu lernen und endlich eine moderne Drogenpolitik in Europa zu führen.

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