Ein echter Windsor

Seine erste TV-Ansprache war bewegend – Charles III. ist nicht mehr Prinz Charles, sondern König Charles III. Mit dieser Ansprache zeigte der neue König viel Größe.

Charles III. - seine erste TV-Ansprache ging direkt ins Herz der Briten. Foto: ScS EJ

(KL) – Er ist der würdige Sohn seiner Mutter. Innerhalb von wenigen Stunden verwandelte sich der mitunter als verschroben geltende Prinz Charles, der ewige Thronfolger, in König Charles III., einen König, der sich seiner Verantwortung für das Vereinte Königreich in einer schweren Zeit bewußt ist. Mit ihm an der Spitze wird die britische Monarchie erst einmal nicht untergehen.

Er fand warme Worte für die übrigen Royals, baute verbal Brücken auch zu denjenigen, die vor nicht allzu langer Zeit deutlich gemacht hatten, dass sie auf den royalen Lebenswandel nicht mehr viel gaben. Er war verbindlich und warmherzig, Eigenschaften, die man Charles kaum zugetraut hatte. Mit dem Bild seiner Mutter auf dem Tisch sprach er von seiner „geliebten Mama“ und ebenso von seinem letztes Jahr gestorbenen „Papa“ – in dieser Ansprache diese Worte statt „Mutter“ und „Vater“ zu verwenden, machte Charles III. menschlich, sympathisch, und groß.

Der Mann, der mit 4 Jahren zum Thronfolger wurde und nun, nach 69 Jahren diesen Thron bestiegen hat, galt jahrelang als ökologisch angehauchter Sonderling, der mit dem royalen Rummel nicht viel am Hut hatte. Doch mit seiner Ansprache schaffte er es, ein so ganz anderes Bild abzugeben, ein würdiger Windsor-Nachfolger, der Sohn seiner Eltern, der nur einen Tag nach dem Tod seiner Mutter eine „stiff upper lip“ behielt, obwohl einem jeden in einer solchen Situation zum Heulen zumute wäre.

Doch Charles III. ist nun nicht mehr Prinz Charles, er ist König. Und er versprach, die parlamentarische Regierungsform treu zu pflegen und dass er mit 73 Jahren ankündigte, dass er die Zeit, die ihm noch bleibt, dazu nutzen will, das Haus Windsor zu bestellen, das ist aller Ehren wert. Er ernannte Thronfolger Prinz William zum Prince of Wales, öffnete die Arme für Harry und begann, nur einen Tag nach dem Tod seiner Mutter, bereits die Zukunft der britischen Krone zu organisieren.

Sichtlich gezeichnet vom Tod seiner Mutter übernahm er, das muss wohl genetisch sein, das Motto seiner Mutter: „Never explain, never complain“. Dankbar sei er für alles, was er von seinen Eltern erfahren habe und dass er deren Erbe sorgfältig pflegen und weiterführen will, das mag man ihm glauben. Der Mann hat in 24 Stunden enorm an Profil und Größe gewonnen.

Dass in Großbritannien viele Menschen heute die Institution der Monarchie hinterfragen, das ist ihr gutes Recht. Es stimmt, dass die Monarchie Geld kostet und der Umstand, dass König und Königin keine politische Macht haben, lässt die Frage, wofür man sich eine Monarchie leistet, natürlich zu. Doch die Antwort auf die Frage, wozu das Vereinte Königreich eine Monarchie braucht, erhält man bei jeder Krise auf der britischen Insel. Die Monarchie schweißt die Briten zusammen und sie ist das letzte Relikt eines einstmal weltumspannenden Empires. Diese einstige Größe findet noch einen Widerschein im britischen Könighaus, sicher aber nicht in der heutigen Generation Politiker, die kommen und gehen und dabei zerstören, was sie in die Finger bekommen. Was sind schon die Camerons, Mays, Johnsons oder Truss gegen das Haus Windsor?

Charles III. wird ein guter König werden, der zwar das weitere Schicksal Großbritanniens nicht bestimmen kann, dafür aber die Briten weiterhin zusammenhalten wird. Die Königin ist tot, es lebe der König!

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