Ein hochmodernes Monument für den Frieden

Auf dem Hartmannswillerkopf im Oberelsass entsteht gerade ein deutsch-französisches „Historial“, in dem die Jugend Europas lernen soll, dass Frieden die einzige Alternative zum Untergang ist.

Projektleiter Jean Klinkert erklärte den Projektpartnern die Fortschritte der Arbeiten am "Historial" - beeindruckend! Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Als am 3. August 2014 die beiden Präsidenten François Hollande und Joachim Gauck gemeinsam den Grundstein zum „Historial“ auf dem Hartmannswillerkopf legten, wusste ausser den Bauherren noch niemand so richtig, was auf diesem Berg, der als Schlachtfeld im I. Weltkrieg zu trauriger Berühmtheit gelangte und von den Einheimischen ehrfürchtig „Menschenfresserberg“ genannt wurde, tatsächlich entstehen würde. In dieser Woche lud der Abgeordnete des Departements Haut-Rhin Eric Straumann gemeinsam mit den anderen Projektbeteiligen zur Baustellenbesichtigung ein – und bei strahlendem Wetter staunten die geladenen Gäste nicht schlecht – das deutsch-französische „Historial“ wird zu einem Schmuckstück der Region werden und noch wichtiger, es läutet eine ganz neue Dimension der Gedächtnisarbeit ein. Das hochmoderne „Historial“ wird der Jugend Europas aufzeigen, dass Krieg keine Lösung ist und zum Nachdenken anregen, wie die aktuellen Krisen anders als mit Waffengewalt gelöst werden können.

Dass auf diesem fürchterlichen Schlachtfeld, auf dem 30.000 junge Franzosen und Deutsche ihr Leben ließen, ein deutsch-französisches „Historial“ entsteht, hätte noch vor wenigen Jahren niemand für möglich gehalten und angesichts der Tatsache, dass das, was Präsident Hollande bei der Grundsteinlegung einen „deutsch-französischen Ort der gemeinsamen Besinnung“ nannte, auf französischem Boden alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, hätte man sich ein stärkeres finanzielles Engagement der deutschen Seite gewünscht. An dem Gesamtbudget von rund 4,7 Millionen Euro trägt der deutsche Staat lediglich 150.000 Euro, den gleichen Betrag wie beispielsweise die Straßburger Stiftung Fondation Entente Franco-Allemande (FEFA). Angesichts der Großzügigkeit Frankreichs, einen solchen Ort der gemeinsamen Erinnerung an dieser Stelle zu erreichten, wäre ein wenig mehr Großzügigkeit der deutschen Seite kein schlechtes Zeichen gewesen.

Das neue, hochmoderne „Historial“, schmiegt sich harmonisch in die Landschaft auf diesem Berg ein, nimmt die Form eines großen Kirchenschiffs an, ohne dabei plump zu wirken und wird in vier Sektionen die Besucher durch die Geschichte des I. Weltkriegs und speziell der Schlacht am Hartmannswillerkopf führen. Hochmodern? In der Tat – der Initiator des Projekts, der Chef der Colmarer Tourismusagentur Jean Klinkert, erklärte, dass dieses „Historial“ interaktiv ausgelegt ist und den Besuchern eine App für Smartphones zur Verfügung steht, die alle Erläuterungen zu den permanenten und temporären Ausstellungen in mehreren Sprachen anbietet.

Das architektonisch anspruchsvolle „Historial“ gliedert sich in vier Sektionen auf:

•    Sektion 1: Ein einführender Film zeigt mit Originalbildern aus der damaligen Zeit, wie die Welt in den I. Weltkrieg getaumelt ist. Angesichts der aktuellen Krisen ist es wichtig, dass junge Menschen die Mechanismen verstehen, mit denen auf der Welt Kriege angezettelt werden.

•    Sektion 2: Die konkrete Situation. Mit kartographischen Elementen wird hier aufgezeigt, wer alles im I. Weltkrieg wo Krieg führte, wobei ein besonderes Augenmerk auf der hiesigen Region liegt. An interaktiven Terminals werden die Jugendlichen vor Augen geführt bekommen, dass auch regional begrenzte Konflikte schnell zum Flächenbrand werden können.

•    Sektion 3: Eine 3D-Vorführung zeigt, wie die jungen Menschen damals auf dem Hartmannswillerkopf lebten und starben. Ein archäologischer Schützengraben von 12 bis 15 Metern Tiefe zeigt, unter welch unmenschlichen Bedingungen hier gelitten und gestorben wurde. Eine bedrückende Erfahrung, die diejenigen, die heute nach Krieg rufen, schnell verstummen lassen dürfte.

•    Sektion 4: Der Besuch endet auf einer optimistischen Note. Unter dem Titel „Von der Konfrontation zur Kooperation“ wird aufgezeigt, wie die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland verlief. Und dieses Beispiel soll die Besucher auch zum Nachdenken anregen, wie andere Konflikte in der Welt gelöst werden können.

Ein „Historial“, mit dem jungen Europäern der Frieden als Wert aufgezeigt werden soll, das ist ein bemerkenswertes und großartiges Projekt. Ein Projekt, das aufzeigt, dass Hass auch in eine gemeinsame Perspektive umgewandelt werden kann, wenn man es nur will. Man kann die Träger, Akteure und Partner dieses einmaligen Projekts nur beglückwünschen und hoffen, dass die Jugend Europas die hier aufgezeigten Dinge mitnimmt und versteht. Die Eröffnung ist für den 3. August 2017 geplant, genau 3 Jahre nach der Grundsteinlegung durch François Hollande und Joachim Gauck. In einem Augenblick, in dem die Welt sorgenvoll auf alle ihre Krisenherde blickt, ist dies eine richtig gute Nachricht.

Alle weiteren Informationen unter finden Sie, wenn Sie HIER KLICKEN!

OK SEL 5

OK SEL 6

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste