Ein Jahr danach – die Welt hat sich verändert

Diese Woche jähren sich zum ersten Mal die Anschläge von Paris vom 13. November 2015. In diesem Jahr hat sich die Welt verändert. Leider nicht zum Besseren.

Die Betroffenheit nach den Anschlägen von Paris war grenzenlos. Foto: The White House, Washington, DC / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Der 13. November 2015 hätte eigentlich ein schöner Abend werden sollen. Im Stade de France spielte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich und als man bei der TV-Übertragung die Explosionen hörte, veränderte sich die Welt. Bei einer Serie blutiger Anschläge in ganz Paris starben 130 Menschen und seitdem hat sich die Angst in ganz Europa ausgebreitet. Und heute muss sich jeder fragen, wie er mit dem Bewusstsein umgeht, dass es keine absolute Sicherheit gibt und geben kann.

Das „Bataclan“ hätte auf seine traurige Berühmtheit verzichten können, ebenso wie andere Schauplätze blutiger Anschläge, wie beispielsweise die Promenade des Anglais in Nizza. Frankreich leidet und die Angst ist ein ständiger Begleiter geworden. Der Ausnahmezustand, der eigentlich im Sommer aufgehoben werden sollte, wurde aufgrund des schrecklichen Anschlags in Nizza weiter verlängert und bei jeder großen Veranstaltung stellt sich die Frage für die Veranstalter, wie man die Sicherheit gewährleisten soll.

In den Straßen Frankreichs patrouillieren Gruppen von Soldaten und vermitteln dabei nicht etwa ein Gefühl von Sicherheit, sondern im Gegenteil, ein Gefühl einer permanenten Bedrohung, einer ständigen Gefahr und diese ist tatsächlich gegeben. Fast täglich werden bei Razzien potentielle Terroristen festgenommen, Waffenlager gefunden, Anschlagspläne entdeckt – das zumindest teilen die Sicherheitsdienste mit und da sich diese Ereignisse nicht nur auf Frankreich erstrecken, muss man wohl glauben, dass sich potentielle Terroristen inzwischen in ganz Europa ausgebreitet haben.

Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als Angst. Die Tapferen leben vielleicht nicht ewig, aber die Vorsichtigen leben überhaupt nicht“, so heißt es in dem Film „Plötzlich Prinzessin“ und das stimmt. Und genau das lernen wir alle seit einem Jahr. Wir wissen, dass jederzeit etwas passieren kann, dass unser Leben nicht endlos ist und dass Gefahren existieren, die es in dieser Form vorher nicht gab.

Wichtig ist es, in dieser Situation trotz allem einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht in den dumpfen Populismus zu verfallen, der sich parallel zur Angst in den Ländern Europas ausbreitet. Diejenigen, die versuchen, sich diese Angst für ihre eigenen Ziele zunutze zu machen, agieren auf genauso verwerfliche Weise wie diejenigen, die diese Angst auslösen. In dieser Situation gehört dazu, dass man das Leben weiterlebt, dass beispielsweise Veranstaltungen wie der Straßburger Weihnachtsmarkt stattfinden und nicht abgesagt werden, dass man sich nicht davon abhalten lässt, ins Stadion, Kino, Restaurant oder die Diskothek zu gehen.

Deutschland ist, wie viele andere Länder, bislang von den großen Anschlägen verschont geblieben. Wirklich? Galten diese Anschläge in Frankreich und Belgien nicht uns allen, uns Europäern und unseren Werten und Lebensstilen? Wir alle sind „Charlie“, „Paris“ und „Nizza“ – und wenn es eine Lektion gibt, die man aus dem letzten Jahr ziehen kann und muss, dann diese: Nur gemeinsam können wir Europäer Gefahren wie dem Terrorismus begegnen. Wenn Frankreich oder Belgien angegriffen werden, dann gelten diese Angriffe uns allen und wir müssen gemeinsam mit unseren europäischen Freunden die entsprechenden Antworten geben. Seien wir also solidarisch, stehen wir gemeinsam gegen die Gefahren, die sich seit 2015 in Europa zeigen – stehen wir gemeinsam gegen den Terrorismus und gegen den politischen Extremismus. Denn sollten wir uns anders verhalten, würden wir denjenigen Recht geben, die meinen, uns ihre mittelalterlichen Vorstellungen mit Gewalt aufzwingen zu können; Und das – niemals!

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