Ein Klappstuhl für Uschi

Beim Gruppenfoto des G7-Gipfels musste Ursula von der Leyen wieder mal stehen. Vielleicht sollte ihre Reisegruppe künftig einen Klappstuhl im Gepäck haben?

Platzsparend, formschön, bietet Platz für Unterlagen und Getränke - der ideale Klappstuhl für Ursula von der Leyen... Foto: shuets udono / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Ankara ist überall. Selbst im beschaulichen Cornwall, in Carbis Bay, wo sich am Wochenende die vermeintlich Mächtigen der Welt trafen, um gemeinsam gegen „Schurkenstaaten“ zu wettern und Klimaziele zu besprechen, die ohnehin niemand einhält. Und einmal mehr musste Ursula von der Leyen beim Gruppenfoto stehen. Weit entfernt von Charles Michel, der auf der anderen Seite des Fotos stand. Abgesehen von der Frage, warum die Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Rats beim G7 teilnehmen durften, obwohl mit den Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Deutschland und Italien bereits drei europäische Spitzenkräfte (neben dem ehemaligen Europäer Boris Johnson) anwesend waren, ruft das alles nach einer pragmatischen Lösung – einem Klappstuhl.

Klappstühle gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen, die klein gefaltet werden können und in den Sonderflügen der Politikspitzen keinen Platz wegnehmen. Die passen sogar ins Handgepäck. Und bevor Ursula von der Leyen erneut nur einen Stehplatz zugewiesen bekommt, könnte einer ihrer zahlreichen Mitarbeiter flugs den „Uschi-Stuhl“ auseinander klappen und die Präsidentin der Europäischen Kommission könnte sich dorthin setzen, wo sie gerne sitzen möchte. Stehplatz war gestern.

Doch zurück zur Frage, wieso die EU als „führende Industrienation“ betrachtet wird – und es nicht ausreicht, wenn Frankreich, Deutschland und Italien am Tisch derjenigen Länder sitzen, die sich für die wichtigsten Länder der Welt halten. Natürlich könnte man sich auch fragen, was Kanada im Konzert der „Großen“ verloren hat, aber geschenkt. Immerhin sind die Kanadier ein nettes Volk, das mit niemandem Ärger hat und bislang nicht negativ aufgefallen ist. Aber diese selbsternannte „Weltregierung“ geht ein wenig an den Realitäten der Welt vorbei.

So fehlten in Carbis Bay: Russland, China und die arabischen Staaten. Und wenn schon die EU mit am Tisch sitzt, die 500 Millionen Europäerinnen und Europäer vertreten soll, dann könnte man sich fragen, warum die BRICS-Staaten nicht anwesend waren, die immerhin 2,3 Milliarden Menschen darstellen. Da stellt sich schnell das Gefühl ein, dass diese Gx-Gipfel ziemlich nutzlose Politik-Shows sind, die vor allem einem dienen: dem Narzissmus der selbsternannten Weltenführer.

Dazu kosten diese Gx-Gipfel jedes Mal ein Vermögen, in der Regel einen dreistelligen Millionenbetrag. In einer Zeit, in der eben diese „Weltenführer“ ihren Bevölkerungen Telearbeit verordnet haben, wäre es vielleicht ein besseres Beispiel, würden sich diese Leute kostengünstig per Visio-Konferenz besprechen. So wie wir alle.

Na ja, wie dem auch sei. Dringend ist jetzt vor allem eines – dass Uschi endlich ihren Klappstuhl bekommt, damit sie künftig bei so wichtigen Treffen wie mit Erdogan in Ankara oder mit ihren Kameraden in Carbis Bay einen Sitzplatz hat. Denn den hat sie sich nun wirklich redlich verdient.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste