Ein Monat 9-Euro-Ticket – eine erste Bilanz

Seit einem Monat gibt es das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr und regionale Zugfahrten. Das Konzept scheint ein voller Erfolg zu sein und man muss über das Nachfolgeformat nachdenken.

Der erste Monat des 9-Euro-Tickets war ein voller Erfolg. Foto: IgorCalzone1 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – 21 Millionen Menschen haben das 9-Euro-Ticket für den Monat Juni 2022 gekauft und weitere rund 10 Millionen Menschen, die bereits über andere Abonnements verfügen, haben das 9-Euro-Ticket automatisch erhalten – und damit konnten mehr als 30 Millionen Bundesbürger im Juni 2022 die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs, aber auch des regionalen Zugverkehrs nutzen. Zwar gibt es immer noch ein paar Anlaufschwierigkeiten auf touristischen Regionalbahn-Strecken, doch kann das den Erfolg dieses Angebots kaum schmälern. Dafür laufen aber bereits die Diskussionen, wie es nach Ablauf der drei Monate, für die das 9-Euro-Ticket geplant ist, weitergehen soll. Denn der Nutzen dieses Tickets liegt auf der Hand.

Die Grundidee des 9-Euro-Tickets war, eine Antwort auf die explodierenden Benzin- und Energiepreise anzubieten, und damit auch sozial schlechter gestellten Menschen eine echte Mobilität während der Sommermonate zu bieten. Dass dies funktioniert, erkennt man daran, dass mehr als ein Drittel der Bundesbürger dieses Angebot nutzt. Doch gibt es auch andere Kennzahlen, die den Erfolg des 9-Euro-Tickets belegen.

So wird das 9-Euro-Ticket offensichtlich auch verstärkt von Berufspendlern genutzt. Eine Studie von „Tomtom“, die untersucht hat, wie sich im Juni die Fahrzeugstaus in 26 deutschen Städten entwickelt haben, ergab, dass in 23 Städten weniger Staus verzeichnet wurden als vor dem Monat Juni. Der Zusammenhang zwischen den über 30 Millionen verkaufter 9-Euro-Tickets und weniger Staus liegt auf der Hand.

Dass speziell an den Wochenenden die Regionalbahnen auf touristischen Strecken aus allen Nähten platzen, damit hatte man gerechnet und die Bahn hatte schnell reagiert und zusätzliche Züge auf besonders stark frequentierten Strecken eingesetzt. Das ändert allerdings nur wenig daran, dass man auf solchen Strecken sein Wochenende „in vollen Zügen“ genießen kann, aber auch das gehört zum Sommer dazu. Besonders positiv ist, dass mit diesem Ticket auch Menschen reisen können, deren Budget dies eigentlich nicht ermöglicht. Und gleichzeitig sinkt der allgemeine Benzinverbrauch, was Wirtschaftsminister Habeck freuen und Wladimir Putin ärgern dürfte.

Reisende, die mit diesem Ticket längere Strecken absolvieren wollen, müssen allerdings gut vorplanen. Auf besonders stark frequentierten Strecken kommt es immer wieder vor, dass Fahrräder und manchmal sogar sperriges Gepäck nicht transportiert werden können. Und zusätzliche Züge werden wohl kaum eingesetzt werden können, denn es gibt, so ein Sprecher der Bahn, weder zusätzliche Züge, die eingesetzt werden könnten und auch nicht das erforderliche Personal.

Das Beste ist, sich für längere Strecken mit einem britischen Phlegma zu wappnen, die Dinge auf den Bahnhöfen zu nehmen, wie sie kommen und sich einfach darüber zu freuen, dass in diesem Sommer praktisch alle Bundesbürger reisen können! Und eines scheint ebenfalls schon klar zu sein – es wird ein Nachfolge-Angebot geben. Wie dies aussehen wird, das werden die Verkehrsexperten in den nächsten zwei Monaten ausarbeiten.

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