Ein Requiem zum Neustart – OPS beginnt die neue Saison mit Verdi

Am 9. September beginnt die neue Konzertsaison der Straßburger Philharmonie. Den Auftakt macht das opernhafte Requiem von Giuseppe Verdi unter dem Taktstock des Chefdirigenten Aziz Shokhakimov. Und danach geht es im großen Saal des PMC Schlag auf Schlag weiter.

Guiseppe Verdi auf seinem Landgut, quicklebendig zwischen seinen Lieben und seinem Verleger. Foto: Historische Aufnahme um 1900 / PD

(Michael Magercord) – Ihr Anlass ist zwar der Tod, doch setzen Requien selten einen Endpunkt. Zumindest, was ihre Stellung im Leben ihrer Komponisten betrifft. Denn trotz der naheliegenden Annahme, mit der Musik zum Totengedenken schrieben die Tonsetzer schon zu Lebzeiten ihre eigene Seelenmesse, galten die Werke zu ihrer Entstehungszeit dem Gedenken an Verstorbene. Selbst Mozart, der während der Arbeit an seinem Requiem verstarb, erfüllte mit seiner Arbeit an der Komposition den Auftrag eines adligen Witwers, der seiner dahingegangenen Gemahlin ein musikalisches Denkmal setzen wollte.

Und doch scheint die Beschäftigung mit dem Tod immer auch einen Wendepunkt im Leben der Komponisten zu markieren. So auch für Giuseppe Verdi, der nach der Vollendung der „Messa da Requiem“ seine Arbeit als Komponist für nahezu zehn Jahre aussetzte und sich als Gutsbesitzer nur noch um seine Ländereien und Angestellten in Sant’Agata kümmerte.

Das Requiem von Verdi hatte eine lange Entstehungsgeschichte. So war ein erster Entwurf gedacht als Totengedenken für seinen verstorbenen Kollegen Gioachino Rossini. Doch wurde erst sechs Jahre später das komplette und reichlich ausgestattete Werk 1874 in Mailand zum Seelengedenken des italienischen Nationaldichters Alessandro Manzoni aufgeführt. Es war die Zeit des Risorgimento, der Auferstehung des italienischen Staates. Verdi selbst war ein großer Anhänger der nationalen Bewegung, doch die Enttäuschung über die tatsächliche Ausgestaltung des neuen Staates veranlasste den Komponisten, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und dem Ackerbau und Viehzucht zu widmen.

Trotzdem erlebte das Requiem schon bald nach seiner Premiere eine große Verbreitung. Aufführungen in vielen Ländern folgten, zumal es die erste Seelenmesse war, die sich auch völlig losgelöst vom eigentlichen Anlass im Konzertsaal präsentieren ließ. So mancher sprach seinerzeit schon davon, es sei die beste Oper des Giuseppe Verdi. Ob dieses Geraune den Meister schließlich dazu veranlasste, dann doch noch zwei weitere große Opern – Othello und Falstaff – zu schreiben? Oder ob es doch eher an den Überredungskünsten seines Verlegers Giulio Ricordi lag?

Wie auch immer, wir können das Meisterwerk der großorchestrierten Sangeskunst nun in Straßburg am 9. September erleben. Das reichlich besetzte Stück dient der Philharmonie OPS als Auftakt zu ihrer neuen Saison, in deren Verlauf sich noch so mancher Höhepunkt ergeben wird – oder um es mit dem Duktus der Programmacher zu sagen: die noch viele Herausforderungen bereithalten wird. Allerdings gilt das weniger für die Zuhörer, denn so manche bekannte Klassiker der Orchesterwerke erleichtern den Zugang, wie etwa von Beethoven, Brahms oder Berlioz, als auch die Fortsetzung des vielgelobten Zyklus der Symphonien von Gustav Mahler.

Etwas gewagter mag vielleicht die Cello-Rhapsodie „Schelomo“ von Ernest Bloch erscheinen, gespielt von Edgar Moreau, die Mitte Oktober erklingen wird; oder auch das bereits eine Woche zuvor angesetzte zeitgenössische Werk „Saccades“ des Straßburger Komponisten Philippe Manoury, bei dem der weltweit renommierte Flötist Emmanuel Pahud mitwirken wird. Im folgenden Jahr gibt es auch wieder russische Musik: Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini und Prokofiews 3. Klavierkonzert.

Und nicht zuletzt wird in der neuen Saison auch an die Jüngsten gedacht, steht doch die bürgerliche Kultur der großen Konzerte vor der Herausforderung, auch in Zukunft ihr Publikum zu finden: mit Peter und der Wolf, dem Zauberlehrling von Dukas oder der in einem Kinokonzert dargebotenen Mary Poppins werden aber die Musiker des OPS trotz des gewichtigen Bildungsauftrages in erster Linie für eine gelungene Unterhaltung ihrer kleinsten Zuschauer und Zuhörer sorgen – kaum anders als bei uns schon etwas größeren.

Requiem von Giuseppe Verdi
Philharmonieorchester OPS mit dem Chor der Rheinoper und Solisten
FR 9. September, 20 Uhr
im Palais de la Musique et des Congrès PMC

Informationen und Tickets unter DIESEM LINK!

Und hier findet sich auch die Saisonvorschau und ein Link zum Herunterladen des kompletten Saison-Programms als PDF!

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