Ein schwieriger 11. November…

In Deutschland begeht man diesen Tag nicht, dafür feiert man im Rest der Welt den Tag, an dem der I. Weltkrieg endete. Was werden heute wohl die Kriegstreiber sagen?

So endete am 11. November 1918 der I. Weltkrieg - und wann endet der Krieg in der Ukraine? Foto: Maurice Pillard Verneuil / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Dass man in Deutschland weder das Ende des I. (11. November), noch das Ende des II. Weltkriegs (8. Mai) begeht, ist seltsam und grundlegend falsch. Denn das Ende eines Krieges ist immer ein erfreuliches Ereignis, der Moment, als die Vernunft über den Wahnsinn triumphierte. Jahrzehnte lang hörte man an diesen Terminen den gleichen Diskurs – „Nie wieder Krieg!“ oder „Krieg ist nie eine Lösung“ und anderes. Jahrzehnte lang haben wir diese Sätze geglaubt. Und was werden die Kriegstreiber am 11. November 2024 erzählen? Dass wir uns alle so lange Jahre getäuscht haben und dass Krieg eben doch ein Lösung ist? Dass wir weiter pharaonische Summen für die Fortführung des Krieges aufbringen müssen? Dass es süss und ehrenvoll ist, wenn die Jugend der Welt im Schlamm der Schlachtfelder verreckt?

Der 11. November, der in Deutschland totgeschwiegen wird, weil man immer noch die Sichtweise pflegt, man hätte den Krieg „verloren“, dabei hat auch Deutschland an diesem Tag den Frieden „gewonnen“, wird ein seltsamer Gedenktag zu einem Zeitpunkt, zu dem der Westen alles daran setzt, im Interesse der Ukraine einen III. Weltkrieg loszutreten, um einen illusorischen „gerechten Frieden“ zu erreichen. Auch zum Thema „gerechter Frieden“ sind die historischen Beispiele nützlich – was hätte die Welt wohl gesagt, wenn das militärisch unterlegene Deutschland im Zugwagon im Wald von Compiègne versucht hätte, den Alliierten seine Vorstellungen eines „gerechten Friedens“ zu diktieren?

Doch Fakt ist, dass im Jahr 2024 der Begriff „Frieden“ zu einem Schimpfwort geworden ist, ebenso wie der Begriff „Verhandlungen“, dafür scheint niemanden die Perspektive einer weiteren Eskalation des Kriegs in der Ukraine zu stören. Das einst von der finnischen Regierungschefin Sanna ausgerufene Ziel „der Krieg in der Ukraine ist vorbei, wenn der letzte russische Soldat ukrainisches Territorium verlassen hat“, wird immer noch hochgehalten, auch wenn jeder weiß, dass dies auf absehbare Zeit nicht passieren wird.

Aber wie kann man einerseits das Ende eines blutigen Kriegs feiern, auf der anderen Seite aber alles daran setzen, dass es den nächsten Weltkrieg mit Waffen gibt, deren Zerstörungskraft die Waffen von damals wie Spielzeug aussehen lässt? Frieden ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Vision eines Zusammenlebens der Menschheit. Dass es dabei Störenfriede wie Wladimir Putin und seine Adlaten gibt, ist kein Grund, sich ebenso zu verhalten wie diese Verbrecher, in der Hoffnung, dass man Feuer mit Feuer löschen kann. „Stärke zeigen!“ ist das Zauberwort derjenigen, die eigentlich wissen müssten, dass die NATO dem neuen Machtzentrum im Osten mit Russland, China, dem Iran und anderen langfristig nicht viel entgegensetzen kann. Doch wer schwach ist und trotzdem die Muskeln spielen lässt, riskiert, dass seine vermeintliche Stärke getestet werden wird. Und das ist der falsche Weg.

Den richtigen Weg haben beim BRICS-Gipfel in Kazan ausgerechnet die Russland-Verbündeten China und Brasilien aufgezeigt, mit der „Korea-Lösung“, die es beiden Kriegsparteien ermöglichen würde, das Töten ohne einen massiven Gesichtsverlust zu beenden. Und darum muss es heute gehen – das Ende des Ukraine-Kriegs. So, wie am 11. November 1918 der I. Weltkrieg endete.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste