Ein spannendes Wochenende für die Pfadfinder in Straßburg!

Zwischen Unwettern und Evakuierungen fanden die in Straßburg versammelten Pfadfinder Europas noch Zeit und Energie, Europa neu zu erfinden.

So bunt hat man das Europäische Parlament in Strassburg selten erlebt - ein schöner Kontrast zum üblichen Einheitsgrau. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(CTN/KL) – 15000 Pfadfinder hatten am Wochenende den Weg nach Straßburg gefunden – und es sollte ein spannendes Wochenende werden! Und da das Treffen noch bis zum Donnerstag andauert, hoffen jetzt alle, dass es die nächsten Tage etwas ruhiger abgeht. Doch nicht nur die Logistik stand bisher im Vordergrund, sondern auch Aktionen wie das Treffen der Pfadfinder im Europäischen Parlament, bei dem die jungen Leute gemeinsam überlegten, wie man aus Europa wieder einen lebenswerten Ort machen kann.

Die 14- bis 17-Jährigen, die aus knapp 30 Ländern angereist sind, arbeiten an Themen, die heute die Menschen, aber leider nicht so sehr die hohe Politik bewegen. Ein ökologisch verantwortliches Verhalten, der Dialog zwischen den Religionen und allgemein das Zusammenleben in der Gesellschaft – das ist ein scharfer Kontrast zum aktuellen Europa, das einzig und allein dem Goldenen Kalb der Finanzmärkte huldigt.

Klar ist, dass die Jugend Europas ganz klar pro-europäisch ist, doch bereits diese Aussage erfordert eine präzise Definition dessen, was Europa eigentlich überhaupt ist. Die Pfadfinder, deren Bewegung auf Robert Baden-Powell zurückgeht, sind christlich ausgerichtete Jugendorganisationen, in denen christliche Werte einen deutlich höheren Stellenwert haben als in Parteien, die sich ebenfalls das Etikett *christlich* auf die Fahne schreiben.

Dass ein Unwetter das Pfadfinderlager vorübergehend aus dem Straßburger Stadtteil Hautepierre in die Halle Zénith vertrieb, konnte die Jugendlichen, die an diesem Treffen mit dem Titel „You‘re Up!“ (was für ein schönes Wortspiel – „du bist am Zug!“ und phonetisch „Europe“!) teilnehmen, nur noch weiter zusammenschweißen.

Schade, dass die hohe Politik solche Gelegenheiten nicht richtig ernst nimmt. Denn hier könnten Politiker, die der heutigen Jugend mit völligem Unverständnis begegnen, einmal live erleben, wie die „Generation Smartphone“ tatsächlich tickt. Und was sie zu Themen wie Abhörskandalen, Freiheiten im Internet, Flüchtlingspolitik und Umweltzerstörung denkt. Doch wie so oft begnügen sich die Verantwortlichen mit lauschigen Grußworten, hören aber nicht hin. Was ein Fehler ist, denn wenn Jugendliche aus 30 Ländern zusammenkommen, um zu überlegen, wie die Welt ein lebenswerterer Ort werden kann, dann fliegen die Ideen durch den Raum. Allerdings handelt es sich meist um Ideen, die nicht so richtig zum „Shareholder Value“ passen, dem einzigen Wert, dem sich das institutionelle Europa verpflichtet fühlt

Am Wochenende trafen sich dann 800 Pfadfinder im Europäischen Parlament, um gemeinsam an einer „Resolution für das Europa von morgen“ zu arbeiten. Die bunten T-Shirts im Sitzungssaal bildeten einen hübschen Kontrast zum üblichen Anzugsgrau, das sonst das Bild im „Hémicycle“ dominiert. Zur Ehrenrettung des Parlaments soll nicht unerwähnt bleiben, dass zwei französische EU-Abgeordnete, Anne Sander und Nathalie Griesbeck, Zeit und Muße fanden, zu und mit den jungen Pfadfindern zu sprechen.

Diese „Resolution“ wird dem Präsidenten des Parlaments Martin Schulz, dem Generalsekretariat des Europarats und den nationalen Abgeordneten übergeben werden. Und dort wahrscheinlich in den unteren Schubladen verstauben. Was dann allerdings sehr schade wäre. Immerhin, die Pfadfinder wollen 2016 zum Tag der Offenen Tür ins Parlament zurückkommen, um vor Ort zu sehen, was von ihren Vorschlägen umgesetzt wurde. Hoffentlich sind sie dann nicht zu enttäuscht.

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