Eine elsässische Oper: Das Elsass auf Italienisch
Die Rheinoper Straßburg führt die Elsass-Oper „L’amico Fritz“ des italienischen Komponisten Pietro Mascagni auf
(Von Michael Magercord) – Ach, wie schön ist es doch auf dem Lande: Die reine Welt der Bauern, Knechte und Mägde und ihre kleinen, harmlosen Geschichten über die Liebe, die über einige Umwege meist in einer glücklichen Ehe mündet. Genau so eine Geschichte aus genau so einem Umfeld erzählt uns die Oper „L’amico Fritz“, und man ahnt es bereits: Das schöne Land in dieser Oper ist auch noch unser Elsass.
Dort also verfällt der noch unverheiratete Fritz dem Charme der jungen Suzel, und die wiederum dem Charme des älteren Lebemanns. Und nach etlichem Hin und Her, das vor allem darin besteht, sich gegenseitig davon zu überzeugen, dass man es auch wirklich wolle, kommt es zur Hochzeit. So weit, so klar, und kann man diese Oper als eine etwas naive Liebenserklärung zum süßen Leben im Elsass genießen.
Doch wie immer bei einem Dorfschwank steckt das Sinnige darin im Naiven: Diese Histörchen sind viel zu simpel, um wirklich naiv zu sein. Das liebliche Libretto der in der Opernwelt noch berühmteren „Verkauften Braut“ des Böhmen Smetana etwa hat ein eingefleischter Anarchist verfasst, und dieses Freundchen Fritz entstammt einem Roman der beiden Lothringer Émile Erckmann und Alexandre Chatrian. Die haben seinerzeit damit einen Trend zum Regionalismus bedient: In den fernen Regionen war der Hort des vermeintlich gesunden Menschenverstandes in ungekünstelter Manier zu finden, der als Gegenbild zu der verlogenen Bürgerwelt dienen sollte.
Und wie fern von Paris lag damals noch das Elsass, als der Roman 1864 erschien? Republikanisch und protestantisch war es – und noch sehr deutsch. Man sprach von Deutschfranzosentum, und meinte damit die feste Zugehörigkeit zu Frankreich, wobei als kulturelle Basis weiterhin die deutsche Sprache diente.
1891, als die Oper ihre Uraufführung erlebte, sah die Welt ganz anders aus, und die Aufführung einer Oper über das Elsass wurde eine politische Tat, sowohl in Paris als auch in Berlin oder Hamburg, wo sie etwa unter dem Taktstock von Gustav Mahler große Erfolg feierte. Ja, und heute? Kann „L’amico Fritz“ uns heutzutage vielleicht warnen, wie schnell ein übertriebener Regionalismus in einen naiven Schwank abrutschen kann?
Um nun jeder Überinterpretation vorzubeugen sei gesagt, dass diese Oper ohnehin ganz unverdächtig auf Italienisch gesungen wird. Und dann verfügt sie auch noch über alle Qualitäten einer Oper aus dem Land der Oper, große Arien satter Tenöre und gefühlvoller Mezzosoprane – zu hören und zu sehen ab Freitagabend in Straßburg und später noch zweimal in Mulhouse.
Strasbourg – Opéra:
Fr 24. Oktober, 20.00
So 26. Oktober, 15.00
Di 28. Oktober, 20.00
Mi 5. November, 20.00
Fr 7. November, 20.00
Mulhouse – La Filature :
Fr 21. November, 20.00
So 23. November, 15.00
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