Eine europäische und musikalische Friedensmission in der Ukraine

Die Freiburger Hip-Hopper von Zweierpasch haben ukrainischen Jugendlichen gezeigt, dass die Welt sie noch nicht vergessen hat.

Dieses Zeichen der "Zweierpaschs" verstanden auch die Jugendlichen in Kiew - Frieden! Foto: Travellenka / Zweierpasch

(Red) – Es gibt Regionen auf der Welt, da fragt sich kein Mensch, wieso eine deutsch-französische Hip-Hop-Band eine Tournee macht. Und dabei Workshops mit Jugendlichen durchführt und mit denen dann auch gleich zusammen auftritt. Wahrscheinlich wäre eine Tournee durch, sagen wir mal, Belgien, Dänemark oder die Schweiz kaum eine Meldung wert gewesen – doch die „Zweierpaschs“ waren in keinem dieser Länder, sondern in der Ukraine. Wo sie den Jugendlichen zeigten, dass man sie im Westen noch nicht ganz vergessen hat, dass man sich noch nicht ganz an den Zustand gewöhnt hat, dass im Osten der Ukraine nach wie vor ein nie erklärter Krieg stattfindet.

Vom 17. bis zum 25. Oktober tourte die deutsch-französische Formation „Zweierpasch“ also durch die Ukraine. Mit einer starken Botschaft – der musikalischen Völkerverständigung. Gemeinsam mit ukrainischen Musikern probten sie in den ersten drei Tagen im Kiewer Kultzentrum P.ART.COM, wo zur Zeit der Maidan-Revolution (November 2013 bis Februar 2014) Verwundete versorgt wurden. Dann ging es für die Band um die Zwillingsbrüder Felix und Till Neumann zu Konzerten nach Charkiw, Dnipropetrowsk und am Ende wieder nach Kiew, wo ein Programm mit ukrainischen Schülern auf dem Programm stand. Alles Städte, die momentan in den Reisebüros keine richtigen Renner sind…

In dem Programm mit Schülern vermittelten die Neumann-Zwillinge in rap-pädagogischen Seminaren Fremdsprachenkenntnisse (Deutsch / Französisch) und kulturelle Besonderheiten ihrer Heimat. Ein Brückenschlag, bei dem die Protagonisten des „Normandie-Formats“ blass vor Neid werden müssten, denn die „Zweierpaschs“ taten das, was bisher kein Politiker geschafft hat – sie sprachen die Jugendlichen in der Ukraine an. Direkt, ohne Schnörkel, echt. Und damit erreichten sie sehr viel, nämlich dass die Jugendlichen merkten, dass sie nicht völlig alleine in einem Land sind, das sich langsam, aber sicher aufreibt und das ausblutet, gerade jetzt, wo der Winter vor der Tür steht und die Versorgungslage in der Ukraine mehr als angespannt ist.

Doch das „Normandie-Format“ war an diesem künstlerischen Brückenschlag nicht ganz un schuldig – im Gegenteil. Die „Zwierpaschs“ waren auf Einladung der deutschen und der französischen Botschaft in die Ukraine gekommen, als Partner vor Ort fungierten das Goethe Institut sowie das Institut Français. Erstaunlich. Und dennoch reel.

„Wir verwandeln das Alphabet in 26 lyrische Friedenstauben, Sprache ist der Schlüssel zur Verständigung“, rappen Felix und Till Neumann in ihrem Song „Friedenstauben“ – und die Jugendlichen im Kiewer Konzertsaal „Meisterklass“ gingen begeistert mit. Beim Song „Deux doigts en l’air“ machten sie auf der Bühne das Zeichen des Friedens und um das zu verstehen, braucht man noch nicht einmal Fremdsprachenkenntnisse.

„Unsere Eindrücke aus der Ukraine sind umwerfend, wir wurden phantastisch aufgenommen und konnten viel über das sich in so schwierigen Zeiten befindliche Land erfahren“, so Felix Neumann. Susanne Becker, stellvertretende Leiterin des Goethe Instituts Ukraine, zieht ebenfalls ein überaus positives Fazit: „Mit diesem deutsch-französisch-ukrainischen Projekt konnten wir vielen jungen Ukrainern Europa näher bringen. Als trinationales Projekt steht es im Zeichen der Verständigung, zwischen Völkern und zwischen Nachbarstaaten. Zweierpasch verkörpern diese Botschaft in überzeugender und authentischer Art und Weise und konnten hier viel bewegen.“

Klasse. Einfach klasse. Zu dieser Jahreszeit werden doch überall alle möglichen Preise verliehen. Ob schon jemand an „Zweierpasch“ gedacht hat?

Weitere Infos: www.zweierpasch.com.

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