Eine ganz schön dämliche Aktion

Zwei Aktivistinnen der Klimaprotest-Gruppe „Letzte Generation“ hat im Postdamer Barberini-Museum ein wertvolles Bild von Claude Monet mit Katroffelbrei bespritzt. Und das ist phantasielos und ziemlich dämlich.

Dieses Bild von Claude Monet wurde von Klimaprotestlern mit Kartoffelbrei eingeschmiert. Foto: Adrian Scottow from London, England / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Da war doch erst neulich etwas gewesen… hatten nicht Klimaprotestler in London ein berühmtes Bild von Vincent Van Gogh, die Sonnenblumen, mit Tomatensuppe übergossen? Doch, und dass jetzt den deutschen Aktivistinnen der Gruppe „Letzte Generation“ nichts anderes einfällt, als genau das gleiche in einem Potsdamer Museum zu tun, das ist schon fast eine intellektuelle Bankrotterklärung dieser jungen Aktivisstinnen. Das Wiederholen einer dümmlichen Aktion macht diese nicht besser und solche Angriffe auf das Wertvollste, was unsere Kultur hervorgebracht hat und bringt, trägt in keiner Form zum Schutz des Klimas und der Umwelt bei. Allerdings lösen solche Aktionen den Zorn all derjenigen aus, denen Kultur etwas bedeutet und die keinen Widerspruch zwischen der Pflege der Kultur und einem Engagement für Umwelt und Klima sehen.

Alles lief in Potsdam so ab wie in London, statt der Londoner „Sonnenblumen“ erwischte es in Postdam ein Bild aus Claude Monets Zyklus „Les Meules“ („Die Heuballen“), ein impressionistisches Werk, dessen monetärer Wert auf 110 Millionen Dollar geschätzt wird. Statt Tomatensuppe Kartoffelbrei. Und, wie unglaublich kreativ, die aufgekratzten Aktivistinnen klebten sich ebenfalls, wie die Kolleginnen in London, mit Sekundenkleber am Tatort fest. Umwerfend.

Dieser Kulturvandalismus soll uns, gähn, darauf hinweisen, dass wir mehr Geld für den Kulturbetrieb und den Schutz von Kunstwerken ausgeben als für den Schutz von Umwelt und Klima. Wie revolutionär. Als ob es eine Wahlmöglichkeit gäbe. Als ob es nicht wichtig wäre, das Kulturerbe der Menschheit zu schützen und künftigen Generationen zu überlassen. Was das Bild „Les Meules“ diesen Aktivistinnen getan hat, können sie vermutlich nicht einmal selber erklären. Da wäre es sinnvoll, ein heftiges Exempel zu statuieren, da die verschiedenen Aktionsgruppen offenbar so phantasielos sind, dass sie nur ihre Aktionen gegenseitig abkupfern. Bevor es zum Volkssport wird, Kunstwerke in Museen anzugreifen, sollte man ein deutliches Signal geben, dass solche Aktionen nicht folgenlos bleiben. Faustregel: Wer ein Kunstwerk beschädigt, muss für den Schaden und die Einrichtung zusätzlicher Sicherheits-Maßnahmen aufkommen.

Aktivismus und Engagement für Umwelt und Klimaschutz sind eine feine Sache, allerdings vor allem, wenn sie zielgerichtet und nicht einfach nur dämlich sind. Kunstsammlungen, Museen und Museumsgänger sind nur zu einem sehr geringen Teil für Klimawandel und Umweltzerstörung verantwortlich. Kultur ist auch das, was den Menschen letztlich vom Tier unterscheidet und sich ab und zu daran zu erinnern, ist auch kein Fehler. Doch Gemälde in Museen „anzugreifen“, das ist tatsâchlich etwas dämlich und zeigt, dass einem keine Aktionsformen eingefallen sind, mit denen man diejenigen ärgern kann, die tatsächlich für die Vernichtung unseres Planeten verantwortlich sind. Zu diesen Übeltätern gehören die Herren Van Gogh und Monet sicherlich nicht.

Zerstörung von Kulturgut gehört zu denjenigen Aktionen, die in der Geschichte der Menschheit von den schlimmen Fingern duchgeführt werden. Diktatoren zerstören Kulturgut, Terroristen und Fanatiker. Bevor es bei Klimaprotestlern zur Angewohnheit wird, Kunstwerke „anzugreifen“, sollten hier angemessene Strafen ausgesprochen werden. Und die Klimaprotestler sind herzlich eingeladen, sich etwas pfiffigere Aktionen auszudenken, statt einfach nur den Mist zu wiederholen, mit dem sich bereits andere in die Brennesseln gesetzt haben.

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