Eine höchst seltsame internationale Freundschaft

Die rechtsextremen und europafeindlichen Parteien in Europa verhalten sich gerade europäischer als diejenigen, die sich als europäische Volksparteien bezeichnen.

Ausgerechnet im schönen Sankt Petersburg in Russland trafen sich die europäischen Rechtsextremen. Foto: Sergey Galchenkov / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Im Grunde ist es Besorgnis erregend, wenn sich die rechtsextreme europäische Internationale zu einem europäischen Treffen versammelt. Wenn Vertreter der NPD, der britischen National Party, der bulgarischen Ataka und der Goldenen Morgenröte aus Griechenland (der FN aus Frankreich war wegen der Wahlen in Frankreich verhindert) auf Einladung der stramm nationalistischen (aber überraschenderweise kremltreuen) Rodina-Partei gemeinsam beraten, wie sie sich gegenseitig unterstützen können. Noch beunruhigender ist es aber, wenn solch ein Treffen ausgerechnet in Russland stattfindet.

In Sankt Petersburg fand am Wochenende dieses Treffen mit ungefähr 150 Delegierten dieser Parteien statt, als im Russland von Vladimir Putin, der sein Volk gerade in einen vermeintlichen Krieg mit dem faschistischen Westen führt. Während sich in Russland linke europäische Politiker über Einreiseverbote wundern, werden die europäischen Rechtsextremen und Neofaschisten herzlich willkommen geheißen.

Auf der Themenliste standen vor allem traditionelle Werte wie Familie und Christentum, was in Russland ebenfalls erstaunlich ist. Und dann war es in Sankt Petersburg wie in jeder europäischen Stadt. Es gab Demonstrationen gegen die Rechtsextremen, die Polizei schritt ein und wie in jedem europäischen Land wurden nicht etwa die Rechtsextremen, sondern die Gegendemonstranten verhaftet.

Einig sind sich die europäischen Rechtsextremen in der Ablehnung der USA und deren arroganter Politik. Was auch dazu führt, dass viele rechtsextreme Kräfte in der Frage der Ukraine-Krise Russland unterstützen. Was auch nur noch ein weiteres Anzeichen dafür ist, dass die Welt verrückt geworden ist. Putin, der die angeblich „faschistische“ Regierung in Kiew brandmarkt, als Gastgeber eines Treffens mit bekennenden Neofaschisten!

Doch statt nur auf die Rechten zu schimpfen, sollten die europäischen Linken einmal genauer hinschauen. Während die linken Parteien nämlich alle nur über Europa reden, organisiert sich die extreme europäische Rechte, die sich vor allem darin einig ist, dass sie Europa abschaffen will. Es wird langsam Zeit, dass sich auch die linken Parteien in Europa über Landesgrenzen hinweg annähern, sich austauschen und gemeinsame Programme entwickeln. Ausgerechnet die Rechtsextremen machen vor, wie das geht.

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