Eine kulinarische und persönliche Liebeserklärung an die Region

Mit dem wunderbaren Bild- und Kochbuch „Die Grenzgänger“ ist Fritz Keller und Marc Haeberlin der große Wurf gelungen. Dieses Buch dürfte wohl jeden in der Region ansprechen.

Fritz Keller mit dem Fotobuch "Die Grenzgänger" im Freiburger Stadion. Foto: © Pressebüro Arne Bicker

(KL) – Beginnen wir gleich mit dem ersten, dafür aber auch einzigen Nachteil von „Die Grenzgänger“ von Fritz Keller und Marc Haeberlin (Neuer Umschau Buchverlag, ISBN 978-3-86528-735-9): Das Buch wiegt 1,6 Kilogramm und eignet sich daher kaum als Schwimmbad- oder Badewannen-Lektüre. Das war es dann aber auch mit der Kritik. Der Rest ist ein überraschend persönlicher Bildband über zwei große Gastronomen, einen Elsässer und einen Badener, die eine grenzüberschreitende Freundschaft entwickeln und eine kulinarische Liebeserklärung an die Region abgeben.

Fritz Keller, den muss man in Baden niemandem mehr vorstellen. Der Winzer und Gastronom des „Schwarzen Adler“ in Oberbergen im Kaiserstuhl, lenkt seit Jahren auch die Geschicke des Bundesligisten SC Freiburg, wobei er das Kunststück schaffte, einen sanften Übergang von der Ära Achim Stocker in die Neuzeit der Bundesliga zu bewerkstelligen, ohne dabei den ureigenen Charakter dieses Vereins zu beschädigen.

Tradition wird natürlich auch bei Marc Haeberlin groß geschrieben – der Chef des weltberühmten Dreisterne-Tempels „Auberge de l’Ill“ in Illhaeusern setzt ebenso wie Keller auf die Region, ihre Schätze, ihre Traditionen und auch Haeberlin hat es geschafft, die lokale elsässische Küche so bewahrend in die Neuzeit mitzunehmen, dass sie die obersten kulinarischen Weihen erfahren hat.

Im dem Bildband, begegnen sich Keller und Haeberlin in verschiedenen Situationen, mal auf dem Markt in Freiburg, mal in den Weinbergen der Region, mal bei einer bodenständigen Vesper und mal im beschaulichen, privaten und familiären Bereich. Die Leser entdecken zwei Menschen, denen ihr Erfolg nicht zu Kopf gestiegen ist und die sich selbst in diesem Buch zurück nehmen. Ihr Anliegen, das sind nicht sie selbst, sondern die Regio. Nachhaltiges Wirtschaften. Ein sorgsamer Umgang mit der Natur, von der wir alle leben. Und die Hohe Schule des Genusses.

Und – schön – Marc Haeberlin und Fritz Keller entdecken bei ihrer Begegnung immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen Elsässern und Badenern und man spürt, ohne dass es explizit gesagt wird, eine gemeinsame alemannische Kultur bei den beiden Freunden, eine gemeinsame Kultur der schönen, der einfachen und der verspielten Dinge.

Doch das Buch enthält auch, sozusagen als das, was auf einer DVD das Bonusmaterial wäre, die besten Rezepte beider großen Häuser. Und zwar jede Menge. Mit Bildern der Speisen, bei denen man sich hinknien möchte. Was für Rezepte! „Dim Sum von Flusskrebsen“ – eine Hommage an die Zeiten, als die Flüsse der Region noch sauber waren und von Flusskrebsen, dem „Hummer des armen Manns“ wimmelten, oder (Vorsicht, Wasser-im-Mund-Zusammenlauf-Gefahr!), die „Rehnüsschen mit Topanimburpüree und gemischten Waldpilzen“ (beides aus der „Auberge de l’Ill“ im oberelsässischen Illhaeusern) oder das „Lachs-Jakobsmuschel-Carpacchio mit Yuzu-Marinade, Vulkanspargel-Gâteau und gebackenen Petoncle (aus dem „Schwarzen Adler“ von Fritz Keller in Oberbergen).

Wer Baden, das Elsass, Fußball, die Region, gutes Essen, Spitzengastronomie und die deutsch-französische Freundschaft mag, für den ist dieses Buch geschrieben und fotografiert worden. Und das trifft vermutlich auf ziemlich viele Menschen in der Region zu.

„Die Grenzgänger“
Fritz Keller / Marc Haeberlin
Neuer Umschau Buchverlag
ISBN 978-3-86528-735-9

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