Eine Maus vom anderen Ufer?

Vom Erfolgsprojekt Europapark soll auch das Elsass profitieren – doch es gibt Widerstand.

Die Maus will ins Naturschutzgebiet Plobsheim, aber das wollen nicht alle... Foto: Freddo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(Georges Walter) – Der Europa-Park ist aus unserer Region nicht wegzudenken. Mit 4450 Angestellten ist er rechts des Rheins einer der größten Arbeitgeber, dazu kommen noch 8000 indirekte Arbeitsplätze. Eine Erfolgsstory, an der die Eigentümerfamilie Mack auch das Elsass profitieren lassen möchte. Doch es regt sich Widerstand.

Geplant ist auf der elsässischen Seite des Rheins ein Multimedia-Entwicklungszentrum. Neue Ideen für den Europapark sollen erdacht werden, etwa 4D-Filme oder neue virtuelle Attraktionen. Was nicht nur ausgewiesene Umweltschützer auf den Plan ruft, ist der vorgesehene Ort der Investition. In der Gemeinde Plobsheim südlich von Strasbourg, inmitten herrlicher Naturlandschaft, soll es sein. Zudem besteht die Befürchtung, dass dies nur der Anfang sein könnte. Der Frankreich-Sitz von Mack International soll dort auch angesiedelt werden, ein großer Hotelkomplex könnte folgen.

Dabei sind die Regeln klar. Der im Augenblick gültige lokale Bebauungsplan weist den vorgesehenen Standort als Naturreservoir mit landwirtschaftlichem Anbau aus. Auch aus dem Rest der Eurometropole von Strasbourg genießen Wochenendausflügler die Gegend. Da in bereits ausgewiesenen Industriezonen wie im benachbarten Illkirch-Graffenstaden noch Flächen frei sind, stellt sich schon die berechtigte Frage, warum muss es ausgerechnet im Naturschutzgebiet von Plobsheim sein? Von den Investoren wird das Argument vorgebracht, dass für die Schaffung der neuen Unternehmensfelder insbesondere Ruhe und Entspannung notwendig wären. Böse Zungen behaupten allerdings, dass eher die Nähe zum benachbarten Golfplatz den wirklichen Grund darstellen würde.

Umweltaktivisten wollten es nicht nur bei Worten belassen. Das Kollektiv „Chaudron des Alternatives“ rief am Freitag, den 17. September 2021, zu einer Demonstration auf. Ungefähr 80 Teilnehmer zogen vom Rathaus von Plobsheim zur vorgesehenen Stelle der Investition. Sie sind insbesondere verärgert über die Grünen in Strasbourg, die im Juni 2021 mit ihren Stimmen nicht verhindert haben, die notwendigen 2,9 ha als bebauungsfähig zu klassifizieren. Wo sind denn die Versprechungen vom ökologischen Umbau geblieben?

Bewohner von Plobsheim waren bei der Demonstration kaum anzutreffen. Das Argument, dass ein großer Investor wie die Mack-Familie im Ort 50 Arbeitsplätze schafft und damit über die Grundsteuer die finanzielle Lage auch der Gemeinde verbessert, wiegt natürlich schwer. Den richtigen Ausgleich zwischen ökonomischen und ökologischen Notwendigkeiten zu finden, bleibt ein schwieriger Balanceakt. Sind die Grünen von Strasbourg also ein Jahr nach der Machtübernahme so etwas wie in der Realität angekommen und ziehen wirtschaftlichen Pragmatismus ökologischem Militantismus vor?

Im konkreten Fall drängt sich jedenfalls der Eindruck auf, dass insbesondere die finanzielle Stärke des Investors die ökologischen Bedenken zur Seite geschoben hat. Und wenn man sieht, wie sich über die Jahrzehnte der Europapark rechts des Rheins entwickelt hat, sind die Sorgen, dass das Naturschutzgebiet von Plobsheim bald der Vergangenheit angehören wird, mehr als berechtigt.

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