Eine neue Herausforderin für Emmanuel Macron

Die konservative Partei „Les Républicains“ hat die frühere Bildungs-Ministerin Valérie Pécresse als Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen 2022 aufgestellt.

Auch, wenn sie nicht das Zeug zu einer "französischen Mutti" hat, könnte Valérie Pécresse Amtsinhaber Macron gefährlich werden. Foto: Jacques Paquier / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Die 54jährige Valérie Précresse hat es also geschafft und in der Stichwahl der Vorwahl der Konservativen den noch konservativeren Eric Ciotti aus dem Rennen geworfen, nachdem im ersten Wahlgang bereits ein wenig überraschend die zuletzt hoch gehandelten Xavier Bertrand und Michel Barnier ausgeschieden waren.

Valérie Pécresse ist eine typisch französische Politikerin, die nach dem Absolvieren der Elitechulen HEC und ENA sofort in hohe Verwaltungspositionen und von dort aus in die ersten politischen Positionen wechselte. Unter Nicolas Sarkoyz bekleidete sie verschiedene Ministerposten und war auch Regierungssprecherin, sie war Abgeordnete und Präsidentin der Region Île de France und ist also eine dieser typischen französischen Berufspolitikerinnen, die von hoch dotiertem Posten zu hoch dotiertem Posten schwirren und immer wieder auf die Füsse fallen.

Im Vorwahlkampf überraschte Pécresse durch sehr autoritäre Positionen, mit denen sie vermutlich in der Wählerschaft der beiden rechtsextremen Kandidaten Marine Le Pen und Eric Zemmour „wildern“ möchte, doch ist das keine gute Strategie. Wenn sie sich als demokratische Alternative zu diesen beiden Rechtsextremen positionieren möchte, wäre es wohl besser, sich von diesen abzuheben, statt sich als dritte Kopie der gleichen autoritären Ideen zu präsentieren, denn in diesem Fall können die Franzosen auch das Original statt der Kopie wählen.

Dennoch hat Valérie Pécresse, die nicht das Zeug hat, eine „französische Mutti“ zu werden, Chancen auf das höchste Staatsamt. Sollte sie es wider Erwarten in die Stichwahl gegen Emmanuel Macron schaffen, wäre sie eine Alternative für die bislang zersplitterte Mehrheit der Franzosen, die Macron gerne abwählen würde. In den Umfragen sprechen sich nur 25 % für den Amtsinhaber aus und für viele der 75 % Nicht-Macron-Wähler könnte Valérie Pécresse eher eine Alternative sein, als die beiden rechtsextremen Kandidaten, die wie immer mit unglaublichen Ausfällen und Fehlleistungen alles daran setzen, sich unwählbar zu machen.

Ihre Wahlkampfthemen sind die innere Sicherheit, die Einwanderung und das Wiederherstellen der „Ordnung“ – Themen, an denen sich auch Eric Zemmour und Marine Le Pen abarbeiten. Eine echte Vision für ein Frankreich nach Macron hat sie bisher auch noch nicht vorgestellt.

Immerhin, die wäre die erste Frau in Frankreichs höchstem Staatsamt, doch das alleine dürfte nicht ausreichen. Pécresse, Ciotti, Barnier und Bertrand – alle vier Kandidaten der „Les Républicains“ haben im Vorwahlkampf nacht rechtsaußen geschielt und dabei versucht, sich für die rechtsextreme Wählerschaft interessant zu machen. Angesichts der sehr hohen Anzahl Nichtwähler wäre es vermutlich besser, diese zu mobilisieren, als sich zu einer Kopie zweier Extremisten zu machen, die ihre Wählerschaft haben und wohl kaum zu Pécresse wechseln werden.

So oder so, mit der Nominierung von Valérie Pécresse geht der Rechtsrutsch Frankreichs ungebremst weiter. Wer immer nach den Wahlen im Elysee-Palast regieren wird, wird dies deutlich „rechter“ tun als bisher. Offenbar springen heute bis zu 40 % der französischen Wähler auf rechtsextreme Themen an und nach zwei Jahren der Pandemie kocht Volkes Seele und träumt von staatlicher Repression gegen alle Gruppen, die man irgendwie für das allgemeine Unwohlsein glaubt verantwortlich machen zu können.

Interessant wird werden, wie die „Les Républicains“ nun ihren Wahlkampf führen. Werden sie weiter im rechtsextremen Sumpf fischen? Werden sie versuchen, mit ihren Positionen im demokratischen Spektrum erfolgreich zu sein? Kann sich Pécresse auch als Alternative für völlig enttäuschte „linke“ Wähler präsentieren? Der eigentliche Wahlkampf beginnt jetzt, auch, wenn Emmanuel Macron bislang seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt hat. Doch wenn man die Liste der Kandidaten und Kandidatinnen anschaut, dannn ist heute bereits klar, dass die nächsten 5 Jahre in Frankreich unter einem sehr schlechten Zeichen stehen. Inzwischen ist es nicht mehr die Wahl zwischen Pest und Cholera, sondern die Wahl zwischen Pest, Cholera und jede Menge anderer Krankheiten, die man nicht einmal seinen Feinden an den Hals wünscht…

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