Embedded (54)

Die Serie zum „Lockdown“ in Frankreich startet wieder. Hier in Frankreich sind wir erneut wie weggesperrt. Doch dieser zweite „Lockdown“ wird härter als der erste...

Morgenstimmung in einer ausgestorbenen Stadt. Der "Lockdown 2.0" hat begonnen... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Als am 10. Mai 2020 die 53. Ausgabe unserer Serie „Embedded“ erschien, dachten wir wirklich, dass wir den französischen „Lockdown“ vollständig dokumentiert hätten. Dass dieser dreimonatige Albtraum überstanden sei. Zu diesem Zeitpunkt mochte das auch stimmen, doch fünf Monate später stehen wir wieder dort, wo wir am 10. Mai dachten, wir hätten die Freiheit wiedergefunden. Gehe zurück auf Los, ziehe keine 4.000 € ein und richte dich auf eine erneute, lange Durststrecke ein. Wir sind wieder weggesperrt, offiziell bis zum 1. Dezember, doch macht sich in Frankreich niemand Illusionen – der zweite „Lockdown“ wird wieder Monate dauern. Darauf bereitete Gesundheitsminister Olivier Véran die Franzosen auch bereits vor: „Es ist klar, dass wir dieses Problem nicht in vier Wochen lösen können“.

Die Regeln des neuen „Lockdown“ sind die gleichen wie im Frühjahr. Wie im Frühjahr darf man nur noch das Haus mit einer der vielen Genehmigungen verlassen, die man sich selber ausstellen muss. ‘Raus darf man nur aus wichtigem Grund, zum Einkaufen oder um mit dem Hund eine Runde zu drehen (in einem Radius von 1 km um die Wohnung herum), für Arztbesuche und vor allem – um zur Arbeit und in die Schule zu gehen. Ansonsten ist alles so wie im Frühjahr.

Aber einen grossen Unterschied gibt es doch – zum unfreiwilligen Neustart dieser Serie ist der Autor dieser Zeilen nicht krank. Im Frühjahr hatte das Coronavirus zugeschlagen und das war schon ganz schon mies. Auch die zwei Monate der Rekonvaleszenz, die sich ewig hinzogen.

Wie bereits im Frühjahr wird diese Serie Anekdoten erzählen, politische Entscheidungen und das Infektionsgeschehen kommentieren und die kommenden Wochen und Monate dokumentieren.

Die erste Anekdote handelt heute von der unendlichen Großmut der französischen Behörden. An diesem Wochenende enden die Herbstferien in Frankreich. Wochenlang hatte die Regierung dafür geworben, dass die Franzosen in Urlaub fahren. Dann hieß es, ählich wie in Deutschland, „Sie dürfen in Urlaub fahren, aber – tun Sie’s nicht…“ und dann, kurz vor Ende der Urlaubszeit, entschied die Regierung, das ganze Land wieder herunterzufahren. Und zwar am nächsten Tag, damit ja niemand die Möglichkeit hatte, sich auf die neue Situation einzustellen. Doch siehe da, die Regierung zeigt sich kulant: Diejenigen, die am Wochenende aus dem Urlaub nach Hause zurückkehren, werden für den Verstoß gegen den „Lockdown“ NICHT bestraft! Man schenkt ihnen praktisch die 135 € Strafe pro Nase. Ist das nicht nett? Alternativ hätte man die Menschen auf verdonnern können, bis zum Ende des „Lockdowns“ im Urlaub zu bleiben. Aber so erlaubt man den Menschen, aus dem Urlaub nach Hause zu fahren. Wie unendlich sympathisch.

Die allgemeine Stimmung in Frankreich ist anders als beim ersten „Lockdown“ – die Menschen sind unzufrieden, betrachten die Organisation des neuen „Lockdowns“ als unausgegoren und schwach, sie stellen fest, dass zwischen den beiden „Wellen“ nichts von dem umgesetzt wurde, was vollmundig angekündigt worden war und nach wie vor denkt die Bevölkerung, dass man sie permanent belügt. Naja, wir werden es sehen. Und darüber sprechen. Unter anderem in der Serie „Embedded“…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste