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Wie gut, dass es noch andere Themen außer dem Coronavirus gibt, an dem sich die Sozialen Netzwerke abarbeiten können. Die Grundstimmung ist aggressiv bis einfach nur unangenehm.

"Les feuilles mortes se ramassent à la pelle" - hoffentlich gilt das nicht bald auch für uns... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Super. Die Amerikaner haben letztlich so gewählt, wie wir Europäer uns das gewünscht haben und ein paar Tage lang konnten wir uns auf ein anderes Thema konzentrieren als unseren „Lockdown“ und den angekündigten Zusammenbruch bislang bekannter Strukturen. Der Herbst ist angekommen und  beschert uns einen ganz anderen „Lockdown“ als denjenigen im Frühjahr, als man ihn wenigstens im T-Shirt auf dem Balkon „genießen“ konnte. Und alle bereiten sich gerade mental darauf vor, dass es sehr, sehr lange dauern wird, bis diese Krise irgendwann vorbei ist.

Eigentlich ist der Herbst ja eine wunderbare Jahreszeit. Die Natur bereitet sich auf ihren Winterschlaf vor, zeigt sich in all ihrer Farbenpracht, schenkt uns ein letztes Feuerwerk an schönen Bildern, bevor dann die kalte und graue Zeit das Kommando übernimmt. Nur – viel bekommen wir davon nicht mit.

Nur eines wird immer zahlreicher – die Fragen, warum eigentlich nichts funktioniert. Alle Länder versuchen mit verschiedenen Ansätzen, die sanitäre und die wirtschaftliche Katastrophe in den Griff zu bekommen, doch muss man feststellen, dass nichts funktioniert. Nichts. Was immer die Länder versuchen, die Zahlen explodieren weiter.

Patienten werden zwischen Krankenhäusern verlegt, dem Pflegepersonal wird der Urlaub gestrichen, pensionierte Krankenschwestern und Ärzte werden reaktiviert und allen scheint klar zu sein, dass unsere Krankenhaus-Kapazitäten bei dieser zweiten Welle schneller an den Anschlag kommen, als sich das jemand vorstellen konnte.

Interessant ist, dass die Regierungen es selbst in dieser Situation zu angemessen halten, sich mit ihrem „tollen Handling“ der Krise zu brüsten. Und sich nach wie vor weigern, einen europäischen Ansatz zur Bekämpfung dieses Virus zu suchen und zu finden. Tatsache ist, dass kein einziges Land eine Strategie verfolgt, die zum Erfolg führt. Es wird zu viel Energie und Geld im Rennen um den gigantischen Impf-Markt investiert und zu wenig in Therapien. Der alte Satz „Die Pharmaindustrie hat kein Interesse an genesenen Patienten“ bestätigt sich einmal mehr.

In Straßburg sind inzwischen Plakate aufgetaucht, auf denen sich die Einzelhändler beschweren, dass „400.000 Geschäfte zum Tod verurteilt werden“, was sicherlich stimmt. Nur – wäre nicht das einzig Richtige, alles für 6 Wochen auf 0 herunterzufahren und das Virus tatsächlich einzudämmen? Dass die bisherigen Strategien nicht funktionieren und am Ende mehr Menschenleben und Geld kosten werden als ein radikaler Schnitt für die Ausmerzung dieses Virus, liegt auf der Hand.

Lösungen für eine Pandemie kann es logischerweise nicht auf nationaler Ebene geben, da dieses Virus (wie jedes Virus) keinerlei Respekt vor Landesgrenzen hat. Doch momentan schaffen wir es ja noch nicht einmal auf nationaler Ebene, kohärente Vorschriften einzuziehen – wie sollte es dann auf europäischer Ebene klappen?

Dieser Herbst wird lang werden, ebenso wie der Winter. Und ob wir im Frühjahr endlich aufatmen können, das steht weiter in den Sternen. Keine richtig tollen Aussichten…

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